17.Ein Stück Normalität

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(Julia PoV)

Am nächsten Morgen wurde ich von etwas Weichem geweckt, was auf mich geworfen wurde.

Ich schlug die Augen auf und sah, dass Leonie mich mit einem Kissen abgeworfen hatte. Sie schaute mich an und wartete anscheinend auf eine Reaktion meinerseits.

Aber den Gefallen würde ich ihr nicht tun. Dafür war ich noch viel zu müde und außerdem kam meine Morgenmuffel Seite wieder zum Vorschein.

Also drehte ich mich auf die andere Seite und schloss meine Augen wieder. Ich hätte gedacht, dass sie sich das nicht einfach so gefallen lassen würde, aber sie schwieg und reagierte nicht.

Naja, mir sollte es recht sein. Ich drifte gerade wieder in meine Traumwelt ab, als mir etwas Nasses und Kaltes ins Gesicht geschüttet wurde.

Ich fuhr erschrocken hoch und saß senkrecht da. Ich war klitschnass und fast zu Tode erschrocken. Erst jetzt nahm ich meine Umgebung wahr und sehe, wie eine grinsende Leonie vor mir steht und mich mustert. Als sie meinen erschrockenen Gesichtsausdruck sieht fängt sie an zu lachen. Normalerweise hätte ich jetzt mit gelacht, aber ich kann nicht, da ich gerade zu geschockt und nun mal ein Morgenmuffel war.

So langsam komme ich in die Realität zurück und mir wird klar, was passiert ist. Meine beste Freundin hat mir Wasser ins Gesicht geschüttet, um mich zu wecken. Ich sehe sie vorwurfsvoll an, während sie nur schmunzelt.

,,Ich musste dich ja irgendwie wach bekommen. Und da du bei dem Kissen nicht reagiert hast, musste ich halt zu härteren Maßnahmen greifen.''

Anschließend erzählte sie mir von einem Traum, wegen dem sie aufgewacht war. Sie hatte von einem älteren Jungen geträumt, mit dem ich zusammen war. Das merkwürdigste war, sie beschrieb das Aussehen des Jungen so, wie Caius aussieht. Dabei kann sie das doch gar nicht wissen, schließlich hatte ich ihr nie von seinem Erscheinungsbild erzählt. Hmm komisch.

Ich werde der Sache auf jeden Fall auf den Grund gehen. Und ich und mein krankhafte Entführer zusammen? Niemals!

Trotzdem bringt es mich zum Zweifeln. Wem kann ich denn jetzt noch vertrauen? Ich versuche alle schlechten Gedanken zur Seite zu schieben. Das ist nur meine beste Freundin. Ich kann ihr trauen. Hoffentlich.

Ob das irgendein schlechtes Omen oder so ist? Ich meine sie weiß von Caius. Ob er irgendwas damit zu tun hat?

Nein! Er ist zwar echt gruselig, brutal und gefährlich, aber er hat nicht die Macht Träume zu beeinflussen, oder überhaupt zu wissen, wo ich bin. Naja egal! Ich bin dort weg und mein Leben geht endlich normal weiter.

Jetzt war erstmal Zeit fürs Frühstück. Noch immer patschnass Wanke ich ins Bad, um mich fertig zu machen.

Ich schaute in den Spiegel und erschrak. Ein bleiches Gesicht mit dunklen Ringe unter den Augen starrte mich an.

,,Guck weg'', sagte ich laut, doch dann bemerkte ich, dass das mein Gesicht war. Hinter mir tauchte Leonie auf und fragte:,, Alles okay? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen ."

,,Jaja alles okay", antwortete ich.

Sie sie bot mir an mich zum Arzt zu fahren oder mir Frühstück ans Bett zu bringen. Wie konnte ich meiner fürsorglichen Freundin bloß Misstrauen? Nachdem wir gefrühstückt hatten, wollten wir raus und uns ein bisschen die Füße vertreten, doch Leonie war der Meinung, dass ich mich tarnen sollte, also wurde ich in einen dicken Mantel und in eine tiefe Schirmmütze gezwungen und musste ihr Versprechen, mich nicht auffällig zu verhalten.

Sie hat total überreagiert!

Da ich eine gute Freundin bin habe ich es natürlich mitgemacht. Wir fuhren mit dem Bus in das nächste Einkaufszentrum.

Es war Leonies Vorschlag gewesen, damit ich mich ein bisschen ablenken kann. Wir schlenderten direkt durch die Läden und da sah ich es.

Die Kette mit diesem verschnörkelten Runen. Eine total bescheuerte Zelle meines Körpers schlug Alarm und meinte ich sollte schnell wegrennen und der Rest meines Körpers folgte.

Gerade aus. Die Treppe hoch. Wieder rechts. Um die Kleiderständer herum. Warum stehen die überall?! Runter. Links. Die Rampe runter. In die Damentoilette. Bin ich hier sicher? Nein natürlich nicht.

Ich drehe mich um und renne direkt in Leonie herein. Sie ist hinter mir hergerannt und hat gerade wahrscheinlich nur eine große Leere im Kopf. Also so wie ich in Mathe immer. Ich kann es ihr nicht verübeln.

Bevor ich zu einer Erklärung ansetzen kann fängt sie an zu lachen. Einfach so erst bin ich verunsichert und verwirrt, aber dann lache ich mit. Ich meine eine Verfolgungsjagd wegen einer Kette, die zufällig im Schaufenster liegt, durch das gesamte Kaufhaus passiert ja auch nicht jeden Tag, als ich mich schon wundere, warum ich noch nicht schwitze, obwohl ich gefühlte 50 km gerannt bin ( es waren bestimmt sogar über 50!)

Fange ich an Herzrhythmusstörungen und Seitenstechen zu bekommen, weil ich so viel gerannt bin. Leonie schien es ähnlich zu gehen und so beschlossen wir uns was zu trinken zu holen und zu besprechen was da gerade eigentlich vorgefallen war.

Mein Gehirn hatte es noch nicht richtig verarbeitet. Wir liefen durch das Kaufhaus auf der Suche nach einem Café, in dass wir uns setzen wollten. Nachdem wir eines gefunden haben zog ich Leonie sofort nach ganz hinten.

Ich hatte das Gefühl, dass ich ihr eine Erklärung schuldig war. Ich meine ich bin gerade kreuz und quer durch das Center gerannt ohne für sie erkennbaren Grund.

Wir setzten uns hin und warteten, bis eine Kellnerin an unseren Tisch kommt, um unsere Bestellung aufzunehmen. Da wir uns beide beruhigen müssen und dieses Café auch welches verkauft, bestellen wir uns ein Eis. Ich schaue schweigend in der Gegend herum und überlege, wie ich ihr das jetzt sage, weil es mir schon ein wenig peinlich und paranoid vorkommt vor einer Kette im Schaufenster wegzulaufen. Bevor ich etwas sagen kann kommt sie mir zuvor.

,,Ich will dir ja nicht zu nahetreten, aber warum bist du auf einmal einfach weggelaufen?"

,,Außer dass ich gemerkt habe, dass ich mit dir unterwegs bin?"

Ich wollte ein wenig die Stimmung auflockern, was auch funktioniert hat, da wir beide anfangen zu lachen. Ich meine sie hat es echt verdient, nach der Aktion mit dem Wasser heute Morgen. Aber das liebe ich an ihr sie kann auch über sich selber lachen und wir können auch Scherze über uns machen, ohne dass es beleidigend rüberkommt. Aber zurück zum Thema. Leonie schaute mich erwartungsvoll an und verlangte antworten. Ich holte tief Luft und sortierte meine Gedanken.

,,Also ich bin nicht einfach so weggerannt, sondern wegen einer Kette, die im Schaufenster lag. Ich wollte es nicht glauben. Aber alle die ich dort gesehen hatte trugen diese Kette. Ich habe Panik bekommen und musste fliehen! Es tut mir leid, aber ich konnte nicht anders. Mir sind alle Sachen wieder eingefallen und auf einmal hatte ich Angst, dass sie kommen und mich holen, dabei ist das unmöglich. Sie wissen weder wo ich wohne, noch wohin ich geflüchtet bin. Ich war nur paranoid."

Ich mach langsam, da ich mich konzentrieren musste nicht ins Stocken zu kommen. Sie nahm mich in den Arm. Das war genau das, was ich in diesem Moment brauchte. Nachdem wir uns voneinander lösten, sah ich sie dankbar an.

,,Kein Problem. Ich bin für dich da und die Typen werden dich nicht finden. Glaubst du die gehören zu einer Gang? Ich meine sie hatten alle dieselben Ketten. Allerdings wüsste ich gerne, warum sie dich entführt haben."

Ich überlegte. Das hatte ich mich auch schon so oft gefragt und nicht einmal ansatzweise eine Antwort gefunden.

,,Ich habe echt keine Ahnung! Das wüsste ich auch gerne. Aber das ist Vergangenheit. Am besten wir essen unser Eis und gehen danach noch eine Runde shoppen."

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