22.Alles kommt irgendwann wieder

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(Julia PoV)

Nach der gescheiterten Toilettenaktion, hatte ich meine Hoffnung fast verloren.

Und das obwohl ich eine sehr positiv eigestellte Person bin, doch nach den Ereignissen, die mir in letzter Zeit widerfahren sind, ist das verständlich.

Ich ließ mich also widerstandslos ins Flugzeug bringen, in dem schon Leonie und ihr Begleiter saßen. Sie sah ziemlich deprimiert aus und ich schätze, dass ich nicht besser aussehe.

Ich ließ mich auf den Platz nieder, den mir Doof eins zuwies. Nach den Sicherheitshinweisen schaute ich betrübt in der Gegend umher, um mir meiner oder besser unserer Situation bewusst zu werden.

Wir sitzen unfreiwillig in einem Flieger nach Italien mit zwei doofen Typen, die uns Entführt haben und uns nun nach Volterra verfrachten, wo ich fast verhungert wäre und es unter höchster Anstrengung geschafft hatte zu fliehen. Und nun nicht mal 3 Tage später fliege ich genau dahin zurück.

Aber das schlimmste und gleichzeitig Beste an allem ist, dass ich Leonie da irgendwie mit reingezogen habe und sie nun im gleichen Boot sitzt wie ich. Mit ihr habe ich eine der wichtigsten Personen meines Lebens bei mir, aber sie ist genauso in Gefahr wie ich und ich will mir nicht einmal vorstellen, wie es wäre, wenn sie uns trennen und ich nicht wüsste, wie es ihr geht.

Ich hänge so sehr meinen Gedanken nach, dass ich gar nicht bemerke, wie ich immer müder werde und langsam einschlafe. Eigentlich echt merkwürdig, da einschlafen in unmittelbarer Nähe von Gefährdung ziemlich schwer ist, aber in dieser Extremsituation scheint es trotzdem zu funktionieren. Jedenfalls wache ich auf, als mich eine kalte Hand an der Schulter schüttelt und ich unsanft aus dem Land der Träume komme, wo alles perfekt ist.

Ich öffne die Augen und sehe das Gesicht von Doof eins, der mir mit der Hand deutet, dass ich aufstehen soll.

Ich stehe auf ohne ihn wirklich zu beachten und gehe zügig Richtung Ausgang.

Da stand ich nun. An dem Flughafen und in dem Land, in dem ich nie wieder sein wollte. Aber gut. Ich hatte mich scheinbar während des Schlafens darauf eingestellt, dass ich das Alles sowieso nicht ändern kann und mich somit fürs Erste nicht mehr wehren würde. Ich meine ich bin kein Mensch der aufgibt und ich werde jede Chance die Situation besser zu machen oder ihr zu entkommen nutzen, aber ich bin ausgebrochen, auf die aufwendigste Art wie nur es nur geht, habe es zum Flughafen geschafft und bin bei meiner besten Freundin in meiner Heimat gewesen, und doch stehe ich jetzt wieder hier. Ist doch irgendwie nachvollziehbar, dass ich ein wenig entmutigt und enttäuscht bin oder?!

Ich ließ mich mitziehen in ein schickes schwarzes Auto welches ziemlich neu aussah und schielte zu Leonie rüber, da sie bestimmt begeistert war von diesem Auto. Und wären wir nicht gekidnappt worden, hätte sie mir vermutlich gerade stolz und übermotiviert erzählt, was genau das für ein Auto ist. Jedenfalls saßen wir beide nun im Auto, welches verdunkelte Scheiben hatte und Kindersicherung, wodurch wir nicht einmal aus dem fahrenden Auto springen konnten, sofern wir es denn gewollt hätten. Normalerweise hätte ich mich lautstark oder in dieser Situation wenigstens leise darüber aufgeregt, wie ein Kleinkind behandelt zu werden (ich komme mir immer wie ein Kleinkind vor, wenn irgendwo Kindersicherung aktiviert ist), aber ich hatte mich damit abgefunden und hätte sowieso nix machen können.

Die 15 Minuten Fahrt zum Schloss, dir ich vorher gelaufen war, kamen mir viel zu kurz vor. Und als wir vor dem Schloss standen, konnte ich mich kaum bewegen. Ich wollte keine Angst haben, wollte diesen schrecklichen Personen nicht zeigen in welche Panik mich die Erinnerungen versetzen, und doch konnte ich es nicht verhindern, wie versteinert da zu sitzen, vor mich hin zu zittern und aus dem Fenster zu beobachten, wie zuerst das Tor geöffnet wurde, ehe sich der Wagen wieder in Bewegung setzte und wir auf den Hof fuhren. Vor dem Eingang zum Schloss mit der riesigen Flügeltür hielten wir endgültig an.

Doof eins & zwei stiegen aus und gingen zu unseren Türen hinüber, um uns vermutlich im nächsten Moment rauszuzerren und in das Horror-, Entführungsschloss zu bringen. Ich weiß nicht sehr einfallsreich, aber bewahrt ihr mal einen kühlen Kopf und überlegt euch gute Namen für ein solches Schloss, wenn ihr gerade kurz vor dem Durchdrehen seid. Und wie als ob ich es gewusst hätte trat Doof eins zu meiner Tür, während ich hörte, dass Doof zwei es ihm bei der anderen Seite gleich tat.

Nachdem die Autotür geöffnet wurde, stieg ich auf ein Zeichen von ihm wie mechanisch aus und bewegte mich auf das verhasste Schloss zu.

Ich hatte schreckliche Angst. Angst vor der Konfrontation mit dem Ich-schlage-dich-weil-ich-gerade-Bock-drauf-habe Typ. Und auch Angst vor dem generell kommenden. Zudem machte ich mir extreme Vorwürfe und Sorgen, dass ich Leonie dort mit hineingezogen hatte und was nun mit ihr passieren würde. Aber eins schwor ich mir. Trotz der Angst und den aus meinen Taten resultierenden Konsequenzen, würde ich Leonie beschützen. Ich werde dafür sorgen, dass ihr nichts Schlimmeres widerfährt als jetzt, und wenn ich dann alles abbekomme, soll es so sein. Meinetwegen ist sie hier und das ist mit meinem Gewissen kaum zu vereinbaren, doch ich weiß, wenn ihr irgendwas zu stößt, werde ich mein Lebtag nicht mehr glücklich.

Mich schaudert es, als wie das Schloss betreten und die Tür hinter uns zufällt.

Wir wurden durch die endlosen Flure geführt, und mir wurde bewusst, was für ein verdammtes Glück ich gehabt haben muss, hier rauszufinden, ohne mich auch nur einmal zu verlaufen. Diese Gänge erinnerten an ein Labyrinth, in dem die grausamsten Dinge lauern. Und ich war nicht scharf darauf diese herauszufinden. Doppel-Doof, also Doof eins & zwei hielten vor einer riesigen Flügeltür, die wie ich vermutete zu einer gigantischen Halle oder einem Saal führte. Einer der beiden klopfte und es hörte sich wie ein Paukenschlag an. Ich zuckte unwillkürlich zusammen, als es in allen Gänge nachhallte und dem Ganzen eine gespenstische Aura verlieh. Scheinbar warteten die zwei auf keine Antwort, da sie im nächsten Moment die Tür mit jeweils einer Hand öffneten und uns mit der anderen immer noch im Griff hatten. Ich staunte, dass sie so viel Kraft hatten, da die Tür ziemlich massiv und schwer aussah.

Aber darüber konnte ich mir jetzt keine Gedanken machen. Die Flügeltür ging auf und ich wusste: Jetzt gibt es kein Zurück mehr!

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