Cheat

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Charlotte

Ich hatte den ganzen Tag im Bett verbracht und sollte mir jetzt wirklich die Beine abstrampeln.
Etwas frische Luft würde meiner Wenigkeit nicht schaden und würde mir vielleicht sogar einen klaren Kopf verpassen. Ich zog mir ein luftiges Kleid an und band meine Haare zu einem strammen Pferdeschwanz. Ich ging aus dem Haus und atmete tief die abendliche Brise ein.
,,Hey Char, wohin gehst du den?", fragte mich Matt der um die Ecke kam.
Nie hatte man Ruhe.
,,Spazieren willst du mit?", fragte ich ihn nett, obwohl meine Laune im Keller waren.
Er überlegte einen Moment.
,,Keine schlechte Idee Char. Ja, ich komme mit", sagt er entschieden und geht neben mir her.
,,Gehts dir gut? Gestern ist es wahrscheinlich zu viel geworden", fragt er vorsichtig.
Ich wusste, dass Matt sich sorgen um mich machte, mich vielleicht sogar für gestört hielt. Immerhin wusste er ungefähr was passiert war.
,,Jocelyn hat einen Typen namens Josh umgelegt. Da warst du fünf, er war bekannt dafür Pädophil zu sein. Er hat dich angefasst oder?", fragt er mich und ich sehe ihn an und nickte.
,,Ja hat er, bevor etwas schlimmeres passieren konnte als schon geschehen war, kam sie in den Keller. Sie war kurz draußen gewesen." ich wusste selber nicht, warum ich es ihn erzählte, vielleicht sollte er es wissen.
,,Sie hat mich gesucht und kam runter, dort fand sie mich glaube ich komplett nackt und den Typen masturbierend vor. Wäre sie nur einige Sekunden später gekommen wäre es zu spät gewesen", sagte ich offen und ehrlich. Matt stand der Schock ins Gesicht geschrieben.
,,Charlotte das tut mir so leid", sagt er leise.
Ich lächelte leicht.
,,Sehr komisch, dass fast immer jemand auftaucht, wenn es gerade dabei ist zu passieren. Als Elijah es versucht hat war Jace pünktlich da und hat mich gerettet. Damals war es immer Jocelyn", seufzte ich.
,,Immer?", hackt Matt nach.
,,Izzi konnte leider keiner beschützen, dafür war es leider zu spät", lenkte ich das Thema ab.
Er nickte.
,,Ich habe davon gehört, Max war echt außer sich gewesen. Er hatte Isabella ins Krankenhaus gebracht. Das letzte mal als er ein Mädchen in solcher Verfassung gesehen hatte war schon sehr lange her, außerdem hat Max, Frau und Kinder. Die mit den Familien sind sensibler."
Ich nickte.
,,Das letzte mal war, Jaces Schwester?", fragte ich vorsichtig.
Er schüttelte den Kopf.
,,Nein solche Fälle kommen öfters vor, leider. Max ist einer von Jaces Leibwachen. Es kommt selten vor, dass Jace oder die Jungs die hier bei uns sind, derartiges erleben. Dafür haben wir andere Männer denen das kaum etwas ausmacht", erklärt mir Matt und ich sehe ihn kurz an.
Ich kenne ihn eigentlich gar nicht.
,,Matt, wo ist deine Familie?", frage ich ihn.
,,Tod", sagt er kurz und knapp.
Ich erstarre und bringe Matt somit auch zum stehen.
,,Du bist geschockt", stellt er fest.
Ich nicke, hatte das nicht mal geahnt.
,,Ist schon sehr lange her. Mein Vater war IT-ler für den damaligen Boss, also für Jaces Dad. Es war ein Bombenanschlag und es sind viele Menschen gestorben, leider auch meine Eltern und meine Schwester. Seitdem lebe ich mit den Rodriguez zusammen. Sie haben mich aufgenommen." er lächelt leicht.
,,Matt wie alt warst du?", fragte ich ihn.
,,16", antwortet er knapp.
,,Wie alt war deine Schwester?", fragte ich ihn.
,,20 sie war mit Jack zusammen", seufzte er.
Meine Augen weiteten sich.
Jack war heute Arzt und verheiratet. Vater einer kleinen Tochter, natürlich hat er auch eine Vergangenheit.
,,Jack hat den Bombenanschlag überlebt. Er war damals auf dem Weg zu der Siedlung in der wir wohnten. Dort wohnten wirklich viele Menschen, die für die Rodriguez gearbeitet haben, was ein Fehler war, da man mit einer Bombe alle töten kann. Das ist passiert. Ich hatte bei Jace übernachtet. Es war früh am Morgen und Jack war auf dem Weg, um meine Schwester Kayla abzuholen. Beide waren mitten im Medizin Studium. Dann geschah es. Jack war noch etwas außerhalb gewesen und kam mit kleinen Verletzungen davon. Meine Familie und zehn weitere starben auch, eine davon war komplett unschuldig. Sie hatten nichts mit dem ganzen zu tun, aber leider ist die Welt unfair."
Ich ließ meinen Kopf etwas hängen, Matt tat mir leid.
,,Tut mir leid Matt, für alles. Ich wusste gar nicht, dass du Jaces schon länger kennst. Ich dachte, er hätte dich nur eingestellt, weil du ihn Boss nennst."
Er sieht mich ernst an.
,,Man sollte in der Mafia nie seinen Platz vergessen, das ist besser für alle beteiligten." er scheint sehr ernst zu sein.
,,Hast du sonst keine Familie, Matt?", frage ich ihn interessiert.
,,Meine Eltern sind im Waisenhaus groß geworden, sie haben sich da verliebt und ja..."
Er hatte einfach niemanden...
,,Marlene hat mich aufgenommen und heute bin ich im engsten Kreis des Rodriguez Clans." er schien stolz darauf zu sein.
,,Ich hätte alles getan, damit ich nicht in dieser Familie geboren wäre. Ich hasse dieses Leben, diese Mafia Scheiße. All das wollte ich nie, aber man kann es sich nicht aussuchen, ansonsten hätte ich es." Ich seufzte laut.
Matt sah mich mitleidig an.
,,Matt, ich brauche bestimmt kein Mitleid. Schon gar nicht von dir", warne ich ihn.
Sein Mundwinkel zuckt nach oben.
,,Na gut, dann sollen wir zurück gehen?", fragt er mich und ich nickte als Antwort.
,,Wie gut kennst du Jace?", fragte ich ihn.
Es ist das erste mal, dass ich Jaces Namen aus seinem Mund höre.
Matt überlegte einige Sekunden bevor er antwortete.
,,Ich glaube so ziemlich am besten", antwortet er.
,,Hat er dieses Leben gern? Also ist er gerne der Boss? Er muss schon sehr harte Maßnahmen ergreifen, wie jemanden zu Tode verurteilen und so."
Matt nickt langsam.
,,Niemand wird schuldig geboren Charlotte, jeder war mal unschuldig. Welchen Weg wir gehen, entscheiden entweder wir selbst oder unserer Umgebung. Bei uns war es nun mal Schicksal, Jace kann das Leben, dass er hat entweder mit offenen Armen akzeptieren oder er kann die ganze Zeit nachdenken wie es anders hätte sein können."
,,Du denkst, ich denke wie es anders sein könnte? Nein! Das tue ich nicht. Nach dieser Ehe mit ihm ist es doch sowieso vorbei...."
,,Denkst du das wirklich?", unterbricht er mich.
,,Du bist jetzt eine Rodriguez, Charlotte! Du hast viel zu viele Feinde. Tut mir leid, wenn ich das jetzt so sage, aber du wirst draußen ohne Jace nicht überleben." er war sehr ernst und besorgt, keine gute Mischung.
,,Sobald auf dem Zähler eine Null steht, schmeißt er mich raus. Das hat er selber gesagt und er hat auch gesagt, dass es ihm egal ist, wenn ich sterbe und das nicht sein Problem ist."
,,Dann lügt er Charlotte!", versucht er Jace in Schutz zu nehmen.
,,Er kümmert sich um dich, du bist nicht einfach nichts für ihn. Du bist seine Frau...", mitten im Satz hört Matt auf zu reden und starrt auf eine Stelle mit einem etwas offenem Mund. Ich schaue dahin, wo er voller Schock hinsieht. Bevor ich, aber wirklich etwas sehen konnte, löst sich Matt von der Starre und zieht mich hinter sich her.
,,Matt los lassen!", befehle ich.
,,Wir müssen ins Haus", sagt er eilig.
Er zerrt an mir, aber ich drehe meinen Kopf in der Richtung, wo er gestarrt hatte und entdeckte Jace in seinem Auto sitzen.
Ich erstarre.
,,Charlotte verdammt, das hättest du nicht sehen dürfen."
Eine Frau, die ein Hauch von nichts trug, kletterte vom Beifahrersitz auf dem schoß meines Mannes. Etwas in mir zerbrach bei diesem Anblick, schon allein deswegen, weil Jace es zu ließ.
,,Matt ich werde dich nur einmal fragen und ich befehle dir mich nicht anzulügen!", Matt sah mir nicht in den Augen, sondern starrte Löcher in den Boden auf dem wir standen.
,,Schläft Jace mit anderen Frauen?"
Ein nicht wirklich hörbares ja, kam aus Matts Mund.
Ich nickte und schluckte den ganzen Schmerz runter.
Ich werde nie genug sein, das hätte mir klar sein müssen, das hätte ich wissen müssen.
Ich werde nicht zulassen, dass er seinen benutzen Schwanz in mich steckt, damit die ehelichen Verpflichtungen erfüllt sind. Das konnte er vergessen!
Matt hatte immer einen Autoschlüssel bei sich.
,,Gib mir den Autoschlüssel aus deiner Hosentasche."
Ich lief zur Haustür und öffnete sie.
Meine Handtasche lag wie immer an der Garderobe und ich nahm sie.
Ich nahm den Schlüssel aus Matts Hand. Er sah mich immer noch nicht an.
,,Ich gehe und wehe, du oder sonst wer folgt mir", mahnte ich ihn.
,,Miss Charlotte, ich kann sie fah...", ich hob meine Hand und Brian verstummte auf der Stelle.
,,Es tut mir leid", flüsterte Matt.
,,Zu spät Matt", sagte ich und stieg in den Geländewagen von Jace. Ich knallte die Tür des Wagens zu und raste los.
Ich wusste, dass es keine gute Idee war, aber ich rief während ich fuhr, Zayn an, der nach einige mal klingeln ran ging.
,,Miss Charlotte, stets zu ihren Diensten." hörte ich seine angenehm tiefe Stimme aus dem Hörer. Ich schaltete den Ton auf Laut und schmiss das Handy auf dem Beifahrersitz.
,,Zayn, du musst jetzt sofort das Tracking stoppen, ich will das du es irgendwie verlangsamst oder sonst was. Ich fahre gerade zum Flughafen und ich will nicht, dass jemand meinen Standort sieht, bevor ich es dir sage", gab ich mein Anliegen durch.
,,Soll ich dafür dein Standort in der Stadt herum hüpfen lassen?", fragt er mich.
,,Mach das Zayn und leg auf, ich fahre gerade."
,,Alles klar." ich hörte wie der Anruf abbrach, raste über die Autobahnen und hoffte, dass Zayn sie alle ablenkte. Ich wollte so schnell wie möglich hier weg.
Ich brauchte um die vierzig Minuten bis zum Flughafen.
Eigentlich wollte ich nicht weinen, ich wollte es wirklich nicht, aber ich tat es.
Weinen und Auto fahren war keine gute Mischung. Auf keinen Fall, doch konnte ich nicht anders. Jace konnte mich mal, ich werde nie wieder zurück kommen. Ich hätte nie zurück kommen dürfen!
Ich hätte von allem weg in New York bleiben sollen. Dann hätten Wills Männer, Izzi nie angefasst und ich wäre Jace nie über den Weg gelaufen. Es hätte alles in Ordnung sein können...
Ich hörte wie mein Handy schon zum dritten Mal klingelte, aber ich würde nicht mehr dran gehen.
Ich parkte den SUV irgendwo am Rand und stieg aus.
,,Ma'am sie dürfen hier nicht parken!", sagt ein Flughafen Mitarbeiter, der anscheinend Gepäck Dienst hat, da er haufenweise Koffer im Wagen vor sich hin rollt.
,,Ich weiß", sagte ich seufzend.
,,Wohin gehen Sie? Bleiben Sie hier oder ich bin gezwungen den Wagen abschleppen zu lassen!", rief er.
,,Tun Sie das. Das Auto gehört meinen Mann!", rief ich nur zurück.
Ich drückte auf dem Fahrstuhl Knopf.
,,Ach Rache ist Süß", lacht er,
,,Wenn man sich mit dem Mann streitet, braucht man nur etwas mit seinem Auto machen", lacht er.
Ich musste auch leicht lächeln.
Wo blieb der Aufzug?
,,Fliegen Sie?", ich nickte.
,,Guten Flug, ich kümmere mich um das Auto", lacht er.
,,Danke", sagte ich nur und stieg in den Aufzug der gerade die Türen geöffnet hatte.
Ich fuhr eine Etage hoch.
Es war überhaupt nicht so voll wie es eigentlich immer war, sogar erstaunlich ruhig für einen Flughafen.
Die Rezeptionen waren teilweise leer.
Ich ging zu einer leeren.
,,Guten Tag Ma'am. Haben Sie schon einen Flug gebucht?", fragt mich die blondhaarige Schönheit vor mir.
,,Nein, ich brauche dringend einen Flug nach New York. So schnell es geht", sagte ich zu ihr.
,,Haben Sie Gepäck dabei?", fragt Sie mich neugierig.
Ich schüttelte den Kopf.
,,Nur meine Handtasche."
,,Also in einer Stunde geht ein Flug nach New York, aber wir haben nur noch Plätze in der ersten Klasse", sagt sie entschuldigend.
,,Aber in sechs Stunden..."
,,Ich nehme den Flug in einer Stunde." ich kramte meinen Portmonee raus und hielt ihr meine Black American Express Karte hin. Die hatte mir Jace vor einigen Monaten gegeben.
,,Oh na dann, ich brauche ihren Reiseausweis. Ich mache das hier schnell fertig. Sie müssen sich wirklich beeilen, da sie eine Handtasche haben und sonst nichts, schaffen Sie das."
Sie nahm all meine Dokumente an sich und tippte in rasender Geschwindigkeit etwas in ihren Computer.
Dann druckte sie mein Ticket aus und legte ihn in meinem Reisepass.
,,Guten Flug Ma'am!", ich nickte ihr zu.
,,Danke."
Ich eilte Richtung Terminal 6, fünfzehn Minuten vor Abflug saß ich auf meinem Fensterplatz in der ersten Klasse. Ich war noch nie in meinem Leben, erste Klasse geflogen.
Ich weiß, dass es viel kostet und Jace mir wahrscheinlich den Hals umdrehen würde oder vielleicht auch nicht, vielleicht merkt er das nicht mal.
Ich schrieb noch Zayn, dass er meinen Standort freigeben kann.
Worauf er mit einem ok antwortete.
Ich stellte mein Handy auf dem Flugmodus.
Jace hatte mich zwölf mal angerufen und Matt neun mal.
Jetzt bin ich weg und werde auch nie wieder kommen.

Revenge before Love, Der Kartell- Rat 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt