Kapitel 4

210 13 1
                                    

Dezember 2001

„Felicita, warte", rief mein Bruder, doch ich rannte weiter und lachte. „Ihr kriegt mich nicht", rief ich zurück und versteckte mich hinter einem Baum. Der Baum war leider zu groß für mich. Ich wünschte, ich wäre so groß, dass ich es schaffen könnte. Oder zumindest so talentiert, wie meine Schwester. Dann wäre das eine Leichtigkeit für mich.

„Hab dich Fay", ich wurde leicht geschlagen, als Signal, dass ich jetzt fangen müsse. „Das ist unfair", beschwerte ich mich, „Ich bin zu klein. Sonst wäre ich jetzt gaaaaaaanz oben. Dort oben. Siehst du das?" Ich sprang leicht in die Luft und zeigte immer wieder nach oben. Mit der anderen Hand verdeckte ich die Sonne, sodass ich das sehen konnte.

„Das ist doch nur ein Trick von dir, wetten", grinste mein Bruder und lief schnell weg. „Das weißt du doch nicht", protestierte ich und rannte los. Meine Schwester zu fangen, war unmöglich. Zum einen, war sie größer und schneller und zum anderen hatte sie die Fähigkeit, jedem schnell auszuweichen. Wenn es sein musste, würde sie auf einen Baum springen.

Deshalb müsste ich jetzt wohl meinen Bruder jagen, obwohl ich dort auch nur eine geringe Chance haben werde. In letzter Zeit hatte ich immer versucht, ihn reinzulegen, damit er wieder fangen musste, doch ich wusste, dass er mich jedes Mal durchschaut hatte. Vielleicht war das erste Mal überraschend für ihn gewesen, doch all die anderen Male hat er es für mich getan.

Er hatte es nie ausgesprochen und würde es auch nicht tun, doch insgeheim wussten wir beide das.

„Hay, ich hab dich gleich", kündigte ich an und lief schneller hinter meinem Bruder her.

„May, Hay, Fay, los schnell rein. Hopp, hopp", wurde unser Spiel unterbrochen und mein Bruder und ich blieben stehen. Unser Vater stand auf der Terrasse und sah uns abwartend an. „Ihr müsst euch fertig machen und ihr kennt doch eure Mütter", er grinste leicht und suchte dann die Bäume ab, „Herr Gott, wo ist denn jetzt May. Sie kann bald bei dem Militär anfangen, so unauffällig ist sie."

„Dad bitte", bettelte ich und schmollte, „Ich hätte Henry fast bekommen." „Tut mir leid Fay", er sah mich entschuldigend an und sein Gesicht erhellte sich, „May ich habe dich gefunden. Los, komm runter." „Och Menno", maulte ich und verzog mein Gesicht. Der Baum über mir raschelte ein wenig und keine zwei Sekunden später landete meine Schwester perfekt neben mir.

„Sieh es ein, du hättest mich nie gefunden", lachte meine Schwester und wickelte sich eine blonde Haarsträhne um den Finger. „Oh doch, das hätte ich", widersprach ich ihr und stapfte los. Ich fand es absolut blöd von Mama und Papa, dass sie genau jetzt fahren wollten. Konnten die nicht sehen, dass ich Hay fast bekommen habe? Immer müssen Erwachsene einem im Spielen unterbrechen.

„Mach dir nichts draus, meine Felicita", Henry legte seinen Arm um meine Schulter, „Das nächste Mal bekommst du mich. Da bin ich mir sicher." Ich sah ihn zweifelnd an, doch antworten tat ich nicht. Hay wusste auch so, was ich dachte.

...

„Seid ihr alle fertig?", rief mein Papa ungeduldig von oben und ich kletterte gerade auf meinen Hocker, um mir eine Haarspange rein zu klemmen. Dieser Pony störte mich einfach beim Spielen.

„Gleich", rief ich zurück und hielt mich am Waschbeckenrand fest, um nicht umzufallen. „Mach mal Platz. Ich helfe dir", im Nu war meine Schwester neben mir und befestigte mir ihre Haarklammer im Haar. „Aber das ist doch deine", murmelte ich, als ich es im Spiegel sah.

„Du leihst dir die doch nur", Mina zuckte mit den Schultern und sprang von dem Hocker hinunter. Auch ich stieg die Treppen herunter, vorsichtig im Gegensatz zu ihr. „Wir kommen schon", informierte May unseren Papa und zog Hay und mich leicht mit nach unten.

Just hold on /Niall Horan/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt