Kapitel 35

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Mittwoch, 26. September 2018

Ich blätterte eine Seite in meinem Buch um und las weiter. Mich hatte es mal wieder dazu getrieben, Sherlock Holmes zu lesen. Warum denn auch nicht? Es war ein gutes Buch, eine spannende Story und Arthur Conan Doyle hat einen sehr guten Schreibstil. 

Daher sprach nichts dagegen. Außerdem halfen mir Bücher zu vergessen. Während ich sie las, konnte ich in eine andere Welt abtauchen. Ich war nicht mehr Feli, ich war bloß eine leblose Hülle, die mit ihren Gedanken in dem Buch war, das sie gerade las.

Keiner konnte mir etwas vorwerfen, keiner konnte mich stören und das wichtigste, keine Gedanken kamen an mich heran. 

Mein einziger Zufluchtsort. 

Ich war gerade mitten in einer spannenden Stelle, als ich von sehr weiter Ferne die Klingel hörte. Trotzdem las ich weiter. Schließlich war Dad zu Hause und würde schon die Tür aufmachen. Ich versank also wieder in die Welt des Sherlocks, bis mir jemand das Buch aus der Hand riss.

Erschrocken hielt ich inne und mein Herz pochte so sehr, dass es mir fast aus der Brust fiel. Meine Atmung ging auch schneller, doch ich brachte kein Ton hervor. Ich schluckte und versuchte, mich zu normalisieren. 

„Was machst du hier?", fuhr ich Harry an und setzte mich ein wenig gerader hin, da ich zuvor noch auf dem Rücken gelegen hatte. „Dein Dad hat mich hochgeschickt, nachdem er dich zehntausend Mal gerufen hat", Harry musterte das Buch und hielt es kurz hoch, „Er meinte, du seist wahrscheinlich am lesen. Wie Recht er doch hat." Harry grinst mir entgegen und hielt mir vorsichtig mein Buch wieder hin, nachdem er es anscheinend genügend bestaunt hatte. 

„Du hast mir jetzt darauf geantwortet, wie du hier hochgekommen bist, aber nicht, was deine Intention für diesen Besuch ist", erklärte ich und nahm das Buch an. Misstrauisch beäugte ich es, erhaschte einen kurzen Blick auf meine Seitenzahl und legte es danach vorsichtig auf meinen Nachttisch zurück. 

Harry öffnete seinen Mund und setzte an, um etwas zu sagen. Dann schloss er ihn wieder. 

„Darf ich dich nicht so mal besuchen?", grinste er und fuhr sich durch die kurzen braunen Haare. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Ist es nicht ein wenig abwegig?", stellte ich ihm als Gegenfrage und Harry zuckte sofort mit den Schultern. 

Ich zuckte ebenfalls mit den Schultern. „Mich behagt dieser Besuch etwas, weil ich nicht weiß, was deine Intention ist", wiederholte ich und strich mir eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. 

„Darf ich mich setzen?", Harry blickte sich in den Zimmer um. Ich nickte und bedeutete ihm, er könne auf dem Schreibtischstuhl sitzen. Harry setzte sich, doch danach blickte er nur zu Boden. 

Innerlich seufzte ich und äußerlich vergrub ich meinen Kopf in meine Hände. Ich hatte nichts dagegen, dass Harry mich besuchen kam, aber es war komisch. Was wollte er von mir? Und das auch noch unangemeldet und ohne Niall. 

„Ich", fing Harry leise an und sofort hob ich meinen Kopf. Leider stoppte Harry wieder, um mir direkt in die Augen zu sehen. Seine Arme hatte er auf seinen Oberschenkeln abgestützt und seine Hände waren miteinander verflochten. 

„Sag mal, liest du Sherlock Holmes?", änderte er nun seine Frage und deutete auf das Buch, welches er noch vor wenigen Minuten in der Hand gehalten hat. Ich runzelte die Stirn und folgte seinem Blick. 

Mein Blick blieb starr auf dem Buch: „Es erinnert mich an früher." 

Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. 

„Ist es nicht langweilig, so etwas leichtes zu lesen?", wunderte sich Harry, „Als Hochbegabte meine ich." Langsam richtete ich meinen Blick wieder auf ihn. „Es ist nicht das erste Mal, dass ich es lese", ich schluckte, „Es hat mal Hay gehört und er hat es mir geschenkt, als wir klein waren." 

Just hold on /Niall Horan/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt