Kapitel 42

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Dienstag, 6. November 2018

Mit einem mulmigen Gefühl stieg ich die Treppen zu Louis' Praxis hoch. 

Ich wollte nicht. Mein Körper zeigte mir das ebenfalls und es war kaum zu übersehen. 

Mein ganzer Körper war übersät mit einer Gänsehaut, mir war schlecht und ich musste mich bei jedem Schritt davon überzeugen, dass ich weiter ging. 

Zu oft wollte ich schon kneifen und wieder nach Hause rennen. 

Das Problem war, dass ich Louis so oder so irgendwann begegnen würde. Wenn ich nun also diesen Termin ausfallen ließ, würde Louis schneller vor meiner Tür stehen, als ich Feigling sagen kann. Vermutlich wäre er noch vor mir in meinem zu Hause. 

Diesen Gedanken hielt ich mir die ganze Zeit vor, damit ich nicht sofort wieder meinen Mut verlor. 

Bevor ich die Praxis betrat, atmete ich tief durch und lobte mich innerlich selber, dass ich es schon so weit geschafft hatte. 

Nun würde der leichtere Teil folgen. 

Ich lachte leicht auf. Man konnte es zumindest versuchen, sich das einzureden. 

Nachdem ich die Tür aufdrückte, blieb ich mitten in dieser stehen. Ich biss mir auf die Lippe und schloss meine Augen. Auf in die Höhle des Löwen. 

... 

„Ich hätte nicht gedacht, dich hier anzutreffen", begrüßte mich Louis, nachdem ich durch die Behandlungstür trat. Ich zuckte mit den Schultern und ließ mich auf das Sofa fallen. Natürlich bemerkte er dies nicht, schließlich blickte er noch nicht einmal hoch. 

„Ich wollte auch erst nicht kommen", gestand ich ihm und somit hatte ich seine Aufmerksamkeit. „Gut, dass du ehrlich bist", ich sah Louis schlucken und spürte, dass er nervös war. 

Lange Zeit sagte keiner mehr etwas von uns. Vermutlich wollten wir beide nicht darüber reden. Louis starrte auf den Tisch und biss sich auf die Lippe, während ich, mal wieder, meine Hände unruhig knetete. 

Mein Bauch fühlte sich an, als würde er sich drehen und sich neu ordnen. In meinem Kopf schwebten so viele Wörter herum, doch nie brachte ich auch nur einen vernünftigen Satz zur Stande. 

„Feli", durchbrach Louis die Stille und blickte hoch, sodass wir uns anblickten. Seine grau blauen Augen durchstachen mich. Ich konnte die Zerrissenheit in ihnen erkennen. 

„Louis", erwiderte ich leise und versuchte, stark zu wirken. Mir war bewusst, dass Louis dies zwar durchschaute, doch trotzdem probierte ich es. Ich wollte nicht erbärmlich sein, ich wollte ich sein. Zumindest die Person, die ich vorgab zu sein. Stark. 

„Du bist heute so schweigsam", ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. Angriff ist die beste Verteidigung. „Bedrückt dich etwas?", gespielt sorgenvoll blickte ich Louis an. Sofort funkelte mich Louis aus seinen blau grauen Augen an. Ich starrte zurück und ließ nicht ab. 

Aufgeben stand nicht in Frage, ich musste dominieren und dieses Gespräch lenken. Mein Herz pochte und Adrenalin strömte durch meine Blutbahnen. Ich war aufgeregt wie sonst was und durfte es mir nicht anmerken lassen. 

„Ja und du weißt auch genau was", pfefferte Louis mir entgegen. Er spannte seinen Kiefer an, sodass ich das sogar sah. Vermutlich war er auf jede Reaktion meinerseits bereit gewesen, außer auf diese. 

„Ehrlich?", gespielt schockiert fasste ich mir an mein Herz und zog meine Mundwinkel nach unten, „Vielleicht musst du mir ein wenig behilflich sein, mein Gehirn vergisst in letzter Zeit ein paar Sachen." 

Just hold on /Niall Horan/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt