Kapitel 27

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Montag, 10. September 2018

„Dir scheint es heute gut zu gehen", stellte Louis fest und schien nicht überrascht zu sein, dass ich einfach in das Zimmer platze, ohne zu klopfen. Ich zuckte wahllos mit den Schultern und setzte mich brav auf das Sofa. Mein Blick schweifte umher und ich bemerkte ein neues Foto, welches er aufgehängt hatte. 

„Du hast mir immer noch nichts von deinen Schwestern erzählt", wies ich ihn darauf hin und deutete mit meinem Kopf auf das Foto. Louis zuckte wahllos mit den Schultern, wie ich vorher auch. „Wie heißen sie?", versuchte ich es weiter, „Wie viele hast du? Wie alt sind sie?" Doch Louis beachtete mich gar nicht. Er zuckte noch nicht einmal, als ich ihm ein Kissen an den Kopf warf. 

„Louis?", sprach ich ihn an und endlich sah er zu mir. Abwartend blickte ich ihn an, er wiederum verdrehte die Augen. „Es gibt so etwas das nennt sich Privatsphäre", belehrte er mich, „Du solltest langsam verstehen, dass ich dir auf diese Frage keine Antwort gebe." „Du gibst mir auf Vieles keine Antwort", konterte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Wie gesagt, Privatsphäre", betonte Louis erneut und zog eine Augenbraue hoch. 

„Ich habe auch eine Privatsphäre", erwiderte ich langsam und runzelte die Stirn. Louis nickte abwartend, doch ich blieb still. Er sollte ruhig alleine darauf kommen, was ich damit andeuten wollte. Als er mich nach ein paar Minuten Stille immer noch abwartend anblickte, seufzte ich und strich mir eine blonde Haarsträhne hinter mein Ohr. „Dann müsste ich dir auch nicht mehr alles erzählen", erklärte ich ruhig und legte meine Hände auf meinen Beinen ab. 

„Das ist was anderes", protestierte Louis sofort und ich schüttelte mit dem Kopf. „Das hast du doch gerade so gesagt", beschwerte ich mich und ließ meinen Blick umher schweifen. Es hatte sich etwas geändert, doch ich konnte dieses Gefühl nicht zuordnen. Außer das neue Bild hatte sich an den Möbeln nichts geändert. Zumindest glaubte ich das. 

„Du bist aber hier, damit ich dich unterstütze", erinnerte mich Louis und ich wandte mich ihm zu, „Dafür müsstest du mir ein wenig von deinem Privatleben erzählen. Ansonsten kann ich dir nicht helfen." „Ich bin aber nicht freiwillig hier", warf ich ein und zog die linke Augenbraue hoch, „Muss ich dir dann trotzdem etwas erzählen?" 

Louis seufzte leicht und holte tief Luft. „Sag mal", fing er an, „Willst du nicht lieber Jura studieren? Du würdest es doch schaffen, immer wieder ein Gegenargument zu finden." „Ich glaube eben nur nicht alles, was man mir sagt", versicherte ich ihm, „Ich hinterfrage." 

„Gut, dann werde ich auch mal anfangen, zu hinterfragen", erwiderte Louis und beugte sich leicht vor, „Ich hinterfrage, warum du am Anfang relativ gut gelaunt warst." 

„Ich hinterfrage, warum du jetzt auf einmal alles hinterfragst", gab ich zurück und mein Blick fiel auf meinen linken Arm. Beziehungsweise eher auf das Armband an meinem Handgelenk. Ohne es wirklich zu bemerken, berührte ich mit meinem Daumen und meinem Zeigefinger den kleinen Engel. Eine Gänsehaut überfuhr meinen Körper und ich schluckte. 

Einen Moment lang blieb mein Blick noch auf dem kleinen Engel haften, bis ich hochblickte. Genau in Louis' blaue Augen. „Schönes Armband", er deutete auf das Armband und runzelte seine Stirn. Anscheinend war er zuvor meinem Blick gefolgt. Er versuchte, sich unauffälliger ein wenig mehr vorzubeugen. Schnell ließ ich das Armband unter meinem Pulli verschwinden. Louis' Verhalten war mir eindeutig suspekt. Ich spürte, dass sein Kompliment nicht ernst gemeint war. In gewisser Weise meinte er es bestimmt ernst, doch es war nicht ehrlich. Es war nicht wirklich an mich gerichtet. 

„Hast du das neu?", erkundigte er sich. Louis blickte noch nicht einmal hoch, sondern starrte immer nicht auf mein linkes Handgelenk. So als würde er durch meinen Pulli hindurchsehen können. Ich zuckte leicht mit den Schultern, doch das konnte Louis nicht sehen, da er noch auf meinen Arm starrte. 

Just hold on /Niall Horan/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt