Kapitel 19

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Mittwoch, 22. August 2018

„Noah Cyrus' Geburtstag schlägt über die Stränge. Die nun 18-jährige eifert anscheinend ihrer älteren Schwester nach und tut alles, was nötig ist, um Unruhe zu veranstalten. Was genau sie gemacht hat, erfahren Sie nach der Werbung..." 

Still saß ich auf der Couch und starrte auf den Bildschirm. Ich hatte gehofft, dass fernsehen mich ablenke würde, doch das tat es nicht. Das hat es noch nie getan. 

„Ich verstehe nicht, warum du dir diesen Quatsch anguckst, obwohl du es hasst und es immer danach direkt ausschaltest", warf mir auf einmal jemand vor und ich musste noch nicht einmal hingucken, um zu wissen, dass es mein Dad war. Ich zuckte mit den Schultern und stand einfach auf, um aus dem Wohnzimmerfester zu starren. 

Mein Dad hingingen setzte sich auf die Couch und ich spürte seinen bohrenden Blick in meiner Seite. Er machte sich Sorgen. Das lag in der Luft, doch, wann hatte er sich mal keine um mich gemacht? Ich wollte ihn nicht enttäuschen, doch er wusste, wie schwer es mir fiel, zu leben.

Ohne sie. 

Seitdem ich bei Niall war, hatte sich wieder alles geändert. Ich hatte vorher noch nicht einmal meinen kleinen Wandel gemerkt, doch nun war er deutlich zu spüren. Mein altes Muster kam hoch, doch wann hatte ich es weggeschlossen? 

Es war keine Absicht und bis vor kurzem wurde mir erst bewusst, dass meine Mauer fiel und ich dabei war, eine Andere zu bauen. Ein neues Muster zu entwerfen, womit ich leben könnte. 

Ich konnte nicht genau sagen, warum ich das tat, doch eins wusste ich gewiss: Mit Niall war Vieles ein wenig leichter geworden. Nun war ich zu nichts mehr zu gebrauchen. 

Ich seufzte kaum merklich und sah aus dem Fenster hinaus. Dort stand Niall's Haus, das wusste ich und doch konnte ich mich nicht davon abhalten, es anzusehen. Ich redete mir ein, dass ich es mir nur ansehen würde, da dies mein gewohnter Platz zum aus dem Fenster starren war, doch insgeheim wusste ich, dass ich log.

Es war eine dicke Lüge. 

In Wahrheit hätte ich nämlich nie genau auf das Haus geachtet, sondern eher auf das, was sich davor abspielte. Ich hätte auf eine Stelle gestarrt, ohne zu wissen, was sich dort befindet. Einfach in der Hoffnung, dass sich etwas ändern würde. 

Und nun blickte ich zu dem Haus, das mich zwang, diese Bilder in meinem Kopf zu sehen. Sie tauchten immer wieder auf. Es war, als würde ich die Zeit nach dem Unfall erneut erleben, doch dieses Mal in abgeschwächter Form. 

Mein Hunger hielt sich in Grenzen und auch meine Eltern warfen mir vermehrt besorgte Blicke zu. Anscheinend hatten sie meinen Wechsel mitbekommen oder mein altes Muster war ihnen zu sehr präsent. Ich hatte ständig auf eine Änderung gewartet und vermutet, dass sie niemals kommen würde. Doch hatte ich sie nicht jetzt durchlebt? Diese Änderung erfüllte mir zwar nicht meinem Wunsch, doch genau genommen, hatte sich etwas geändert. Hatte ich mich geändert?

„Feli, bitte", drang die besorgte Stimme meiner Mutter an mein Ohr und riss mich somit aus meinen Gedanken, „Hör auf, nach draußen zu starren. Das tut dir nicht gut." Wie oft ich diese Worte schon gehört hatte, doch ich hatte es immer wieder getan. Normalerweise nickte ich nur und zog den Vorhang zu, doch dieses Mal, dieses Mal war es anders. 

Ich drehte mich leicht zu ihr und schaute ihr direkt in die Augen: „Natürlich, Mama." Sie versuchte, die Überraschung in ihrem Gesicht zu verbergen, doch sie war zu lesen, wie ein offenes Buch. Wie immer. Doch heute hatte sich etwas geändert, ich hatte mich geändert. Sie zeigte mir ihre Fürsorge, nicht in Mitleid übermittelt, und ich nahm sie sogar an. 

Ich schüttelte kaum merklich mit dem Kopf und hielt plötzlich in meiner Bewegung inne, den Vorhang zu schließen. Ein Vogel trieb sein Unwesen auf der Straße und bevor ich wieder in Gedanken verschwand, blinzelte ich. In der Hoffnung, dass meine Gedanken mich in Ruhe ließen. Sie wurden leiser, doch ganz verschwinden taten sie nie. 

Just hold on /Niall Horan/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt