Kapitel 52

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Montag, 31. Dezember 2018 

Die letzten Tage hatte ich immer mit Niall telefoniert. Manchmal sogar zweimal am Tag, aber auch nur, weil der andere, beziehungsweise eher Niall, da ich nichts zu tun hatte, nur kurz Zeit hatte und mich dann später zurück gerufen hatte. 

Es war irgendwie zu einem Ritual geworden und ich hatte mittlerweile auch schon Niall's ganze Familie kennengelernt. Irgendeiner lief meistens immer durch's Bild und hat mir gewunken. 

Selbst gerade telefonierten wir, obwohl er vor nicht einmal 10 Minuten erst gelandet war. Schließlich wollte er für die Silvester Party wieder nach Hause kommen. 

„Und du kannst wirklich nicht kommen?", hakte Niall abermals nach und ich seufzte. Wie oft wollte er mich denn noch fragen? „Phoebe kommt ja auch und dann würdest du sie endlich kennenlernen", fügte er noch hinzu und ich presste die Lippen zusammen. 

Genau das war ja das Problem. 

„Niall, du weißt, dass ich nicht kann. Ich bin bei einer Freundin und das machen wir jedes Jahr", log ich und wickelte mir eine blonde Haarsträhne um den Finger. 

„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du sie gar nicht kennenlernen willst", mutmaßte Niall und hatte natürlich direkt in's Schwarze getroffen. Ich konnte sie schlecht kennenlernen, weil wir ein und dieselbe Person waren. 

„Das kommt dir vielleicht nur so vor. Du hast Phoebe schließlich auch lange nicht mehr gesehen. Es ist einfach Pech", versuchte ich ihn zu überzeugen und er seufzte. Ich wusste, dass er gerade in diesem Augenblick seine Stirn runzelte. 

„Beim nächsten Mal machen wir aber unbedingt ein Treffen zu dritt aus", ließ Niall mich schwören, „Dann gehst du nicht wieder zu einer Freundin oder bist plötzlich verschwunden." 

„Na gut", stimmte ich zu und spürte schon die Verzweiflung in mir aufkeimen. Ich musste es ihm dringend sagen. Wie sollte ich das ansonsten schaffen? 

„Sag mal, warum habe ich deine Freundin eigentlich noch nie kennengelernt oder warum hast du noch nie etwas von ihr erzählt?", erkundigte sich Niall und lachte, „Ich dachte, du hättest keine anderen Freunde mehr." 

„Wir waren früher mal mehr befreundet und jetzt treffen wir uns nur noch einmal im Jahr an Silvester. Deshalb kann ich das auch nicht absagen, es ist besonders", rechtfertigte ich mich. 

Dass das eine komplette Lüge war, verschwieg ich. Niall hatte Recht. Ich hatte keine weiteren Freunde. Doch was sollte ich ihm sagen? Ich kann nicht, weil ich mit dir den Abend verbringe als eine andere Person? Ich schüttelte leicht mit dem Kopf. Diese ganze Lügen nahmen langsam überhand. Das schlechte Gewissen nagte an mir. 

„Du, ich muss Schluss machen. Wir sehen uns morgen bestimmt", beendete ich abrupt das Gespräch und wartete nicht einmal mehr auf seine Antwort. Sollte er mich doch für verrückt halten. 

Frustriert legte ich das Handy weg und ließ mich nach hinten auf mein Bett fallen. Ich pustete Luft aus. 

Das Ganze war schon ziemlich kompliziert. 

... 

„Phoebe", hörte ich aus der Masse rufen und drehte mich im Kreis, bis ich Niall entdeckte, der mir winkte. Ich lief auf ihn zu und er umarmte mich sofort. 

„Hi, lange nicht mehr gesehen", nuschelte er in meine Jacke. „Hi", ich zwang mich zu einem Lächeln, als wir uns lösten. „Tut mir leid für die Verspätung", entschuldigte er sich, „Ich war bisher nur kurz zu Hause, da ich selber erst heute wieder gekommen bin." 

„Wenn du so einen Stress hattest, dann hätte ich auch irgendwie zu dir kommen können. Du musstest mich nicht extra abholen", ich bekam ein schlechtes Gewissen. Langsam konnte ich diese schon nicht mehr zählen. 

Just hold on /Niall Horan/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt