Kapitel 70

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Donnerstag, 28. März 2019

„Wusstest du eigentlich, dass du mein letzter Versuch für einen Psychotherapeuten warst?", ich rutschte etwas auf Louis Sofa hin und her, bis ich einen richtigen Platz gefunden hatte. Dann blickte ich hoch.

„Bitte was?", Louis schaute mich mit ungläubigen Augen an, „Ich habe deinen Suizid verhindert? Heilige Scheiße, da haben wir doch noch mehr aufzuholen, als ich dachte." Nun war ich es, die ihn überrascht, wohl er verwirrt anblickte.

Nach ein paar Minuten Stille bemerkte ich, dass Louis diese Aussage tatsächlich ernst meinte. „Nicht meinen Suizid Dummi", stellte ich klar und verdrehte die Augen. Prüfend blickte Louis mich erneut an, doch ich schüttelte den Kopf.

„Ich weiß nicht, wie viel dir mein Dad erzählt hat, aber ich war bei sehr vielen Psychotherapeuten, dass ich die noch nicht einmal mehr zählen kann", ich stoppte und schüttelte erneut mit dem Kopf, „Okay Lüge. Ich kann sie mir natürlich alle merken. Fotografisches Gedächtnis."

Louis nickte verstehend und ich seufzte. Warum war ich auch damit bestraft worden? Die Bilder in meinem Kopf, die ich nie wieder sehen wollte, aber für immer präsent waren.

Mein Blick war auf den Boden gerichtet, doch trotzdem sprach ich weiter: „Mein Dad hatte so viel Vertrauen in dich. Er war sich so sicher, dass du mir helfen konntest. Wenn es bei dir nicht funktioniert hätte, dann hätte ich die Suche nach einem geeigneten Psychotherapeuten aufgegeben."

Eine Zeit herrschte Stille. Ich wartete auf den Moment, in dem Louis etwas sagen würde, doch das tat er nicht. Es blieb still. Irgendwann war diese Stille jedoch so unerträglich, dass ich hochsehen musste.

Louis Mund stand offen, was mich verunsicherte. Er redete doch ständig. Ich biss mir nervös auf die Lippe. „Ist was? Sag doch was", bat ich ihn eindringlich und merkte, wie sich die Nervosität in meinem ganzen Körper ausbreitete.

„Ich bin geschockt", gab Louis dann endlich zu und ich atmete erleichtert aus. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte. In diesem Moment war ich zu sehr verunsichert.

Eigentlich konnte ich Louis immer einschätzen, beziehungsweise ziemlich oft. Sprachlos hatte ich in aber noch nie gesehen. „Warum bist du geschockt?", sprach ich nun doch meine Gedanken aus.

„Ihr habt so viel Vertrauen mir entgegen gebracht und ich ..." , Louis stoppte und sah auf dem Boden. Seine Augen wirkten leer. „Und du?", fragte ich ängstlich nach und knetete automatisch meine Hände.

„Wenn ich es vermasselt hätte, wäre ich daran Schuld, dass du dir keine weitere Hilfe mehr gesucht hättest", nun blickte Louis hoch und direkt zu mir.

„Hast du aber nicht", widersprach ich direkt, „Es gab außerdem noch viele vor dir, die daran Schuld gewesen wären. Alle, nur nicht du."

„Es ist ungewohnt für mich", platze es dann aus Louis endlich heraus, „Ich bin so etwas nicht gewohnt. Weil du...Feli...du...Ihr...Ich wusste nicht, was ich mit diesem Projekt anstoßen würde."

„Projekt?", hakte ich ungläubig nach und dieses Mal waren meine Augen weit geöffnet. „Ja Projekt", Louis stoppte kurz und schluckte, „Ich habe noch nicht einmal einen wirklichen psychologischen Abschluss."

„Aber deine Befugnis zum Arbeiten...", ich ließ den Satz unvollendet. Ich war geschockt. Dad hatte doch ansonsten jeden Psychologen und Psychotherapeuten genauestens unter die Lupe genommen. Wie hat er so etwas nicht gesehen?

Meine Finger krampften in das Sofa und ich sah mich nach der Tür um. In meinem Kopf mischten sich schon unzählige Fluchtpläne.

„Ich war niemals auf der Uni. Wie auch? Ich war dauerhaft mit der Band unterwegs und dann habe ich ab Beginn der Pause einen Crashkurs gemacht und hier bin ich", erklärte Louis und zeigte am Ende auf sich. Er zuckte noch mit den Schultern, als wüsste er selbst nicht, was er hier machen würde.

Just hold on /Niall Horan/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt