Unruhig streiche ich mir mit kreisenden Bewegungen über die Stirn und versuche vergeblich nicht daran zu denken, dass Alex in nur wenigen Minuten alleine in einem Zweikampf stehen wird. Nachdem die Durchsage mit dem Ortungschip im Arm kam, blieben Katie und ich zwar widerwillig, aber dennoch hier. Wir waren uns zwar nicht sicher, ob die Spielemacher tatsächlich einen kleinen Sprengstoff eingebaut hatten, jedoch wollten wir es nicht riskieren, in dem wir zum Füllhorn gehen.
Katie spielt nervös an dem Reißverschluss ihrer grauen Jacke herum. Mir fällt auf, wie ungewöhnlich sauber ihre noch ist, im Vergleich zu meiner, die an mehreren Stellen wundgerieben und verdreckt ist. Nicht identifizierbare dunkle Stellen versehen meinen Overall. Doch Katies Klamotten sind beinahe völlig sauber. Nur an ihrem Fuß, am Ende ihres Overalls sehe ich etwas dunkles - getrocknetes Blut von einem der getöteten Tribute. Ich sehe gedankenverloren zu meinen Füßen hinunter.
Die harten Sohlen sind mittlerweile mehr oder weniger durchgelaufen. Und meine ganzen Gliedmaßen sind versteift von all der Aufregung. Ich fühle mich ganz unwohl in meinem eigenen Körper. Alles schmerzt, man ist verdreckt, es riecht mittlerweile unangenehm nach Schweiß, Blut und Wald. Man fühlt sich wie ein verwildertes Tier. Dabei sind wir gerade mal fünf Tage in der Arena. Vor einigen Jahren gingen die Spiele über drei Wochen, in denen man von Tag zu Tag mehr den Bezug zur Außenwelt verlor.
Ich nehme einen tiefen Atemzug. Es riecht nach Regen. Nach einem aufkommenden Gewitter.
„Er wird es doch schaffen, oder Ami?", unterbricht Katies dünne Stimme meine Gedanken, während sie mich mit großen Augen anblickt.
Ich drehe mich zu meiner Schwester. Sie sitzt zusammengekauert da, hat ihre Beine schützend vor sich gezogen und bäugt mich bedrückt. Abwesend lege ich den Kopf schief und sage ruhig: „Ich weiß es nicht, aber wir müssen optimistisch bleiben. Alex hatte neun Punkte, er wird das schon schaffen."
Mit einem Mal verfinstert sich die mittlerweile untergehenden Sonne und hüllt die Arena in eine düstere und halbdunkle Atmosphäre. Keine Sekunde später hört man ein dezentes Plätschern von draußen.
Ein kleines Rinnsal bildet sich durch den Regen und läuft durch das Geröll hinunter in die Höhle. Ich beobachte gebannt, wie sich das Wasser seinen Weg durch Steine und dem Efeu bahnt und schließlich in einer kleinen Kule am Boden der Höhle zum Halt kommt. Millimeter um Millimeter steigt das Regenwasser wie in einer Traufe in der Kuhle an.
„Katie rutsch mal rüber zu mir, ich mache deine Beine sauber", ich winke sie zu mir.
Mit einem Nicken kriecht sie über den Boden und setzt sich vor mich hin. Ich tauche meine Hand in das kühle Wasser in der Kuhle neben mich und reibe damit sanft über Katies Schuhe. Langsam löst sich das getrocknete Blut aus der Sohle und färbt das Wasser leicht rot ein. Sie werden zwar nicht vollkommen sauber, jedoch zumindest die penetrante Farbe ist aus dem Stoff verschwunden.
„So fertig, sieht doch schon viel besser aus oder nicht?", ich bringe ein müdes Lächeln heraus.
Sie nickt leicht und küsst mich sanft auf die Wange. „Danke Ami."
Auf einmal erschallt ein dumpfer Signalton, den wir auch zu Beginn der Spiele hörten über den Platz.
Das muss das Startsignal für den Zweikampf sein. Bitte geht alles gut.
Unruhig wippe ich auf der Stelle hin und her. Die Arena ist mittlerweile so dunkel geworden, dass nur noch fahles Licht in die Höhle fällt und wirre Schatten auf den Boden wirft.
Eine Weile sitzen wir so da, während draußen immer mal wieder mahlendes Donnergrollen die Arena erfüllt. Im Einklang des Donners durchzucken hin und wieder helle Lichtblitze die Kuppel genau über dem Füllhorn. Sanft plätschern die Tropfen auf das Gras und die Tannen vor der Höhle und graue, dunkle Wolken bedecken den Himmel.
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Tribute von Panem - Die Spiele gehen weiter (FF) (PAUSIERT)
FanficVieles hatte sich geändert, seit Katniss ihren Pfeil in die Arena schoss und somit die Rebellion anzettelte: Die Rebellion ist gescheitert. Katniss, Peeta und alle Rebellen wurden öffentlich hingerichtet. Distrikt 13 wurde endgültig ausgelöscht und...