Tribute von Panem - Die Spiele gehen weiter (FF) (PAUSIERT)

20.Kapitel

Einen kurzen Moment herrscht absolute Stille. Kein Rascheln, keine Stimmen, keine Kampfgeräusche. Nichts, absolute Stille.
Als hätten die Spielemacher für einen Augenblick eine Pausentaste gedrückt.

Während Katie und ich wie auf dem Präsentierteller hinter dem Busch sitzen und auf unseren neuen Angreifer warten, scheint die unbekannte Person wohl zu überlegen, ob sie nach sehen soll oder lieber weiter laufen soll.

Doch lange lässt sigh der Tribut nicht Zeit, denn in dem Moment, indem wir glauben doch nicht aufgeflogen zu sein, werden die Äste unseres Versteckes beiseite gedrückt und ein Mädchen mit einer Axt in der Hand kommt zum Vorschein.
Es ist das Mädchen aus 10, die bestimmt drei Jahre älter ist als ich und eine Punktzahl von 10 bekommen hat. Kaum sieht sie uns, da bildet sich auch schon ein überlegenes und boshaftes Grinsen auf ihren Lippen. Langsam ziehe ich meine Hand von Katies Mund weg und greife stattdessen unauffällig nach meinem Messer an meinem Gürtel.

,,Wen haben wir denn da? Wenn das nicht das herzallerliebste Geschwisterpaar aus Distrikt 12 ist. Dachtet ihr etwa, ihr könntet unbeschadet den ersten Tag überstehen, ohne zu kämpfen? Ich schätze mal, da muss ich eure Pläne leider durchkreuzen“, sagt sie mit einem aufgesetzten Schmollmund und schief gelegtem Kopf.

,,Zugegebenermaßen hatten wir das eigentlich auch vor, aber ich will dir trotzdem nur mal gesagt haben, dass auch ich eine Waffe besitze und mich nicht davor scheue sie erneut einzusetzen“, während ich diesen Satz ausspreche, mache ich schon Anstalten mich zu erheben. Denn wenn es zu einem Kampf kommen sollte, will ich nicht schon von Anfang an am Boden sitzen.

,,Na na na! Du kannst ruhig sitzen bleiben. Ich will euch doch nichts tun!“, wie ein Engel lächelt sie uns an.

Ich traue ihr nicht. Ist das ein Ablenkungsmanöver? Oder will sie einfach nur Zeit schinden?
Aber was sie kann, kann ich schon lange.

,,Du verlierst Zeit. Ich würde an deiner Stelle lieber weiter gehen, die Karrieros haben sich bestimmt schon auf die Jagd gemacht. Außerdem hast du wohl vergessen, ich hatte eine Punktzahl von neun. Mich sollte man also nicht unterschätzen. Und wir sind zu zweit und du nur alleine!“, genauso wie sie spreche ich dies mit einer lieblichen Engelsstimme aus.

Ich habe sie anscheinend ein wenig verunsichert, denn sie überlegt einen Moment, mustert mich von oben bis unten und wirft einen Blick hinter uns. Dann grinst sie wieder.

,,Hmm, deine Argumente sind gut. Meine Kräfte sollte ich tatsächlich aufsparen, aber dass ihr zu zweit seid, ist kein Problem für mich. Deshalb ein Deal, ich lasse euch für heute laufen, wenn ihr mir etwas zu Essen überlasst. Ich denke, das werdet ihr nicht so dringend brauchen, nicht wahr?“, gleichzeitig zeigt das Mädchen mit ihrem Finger hinter uns zu unserem Rucksack.

Widerwillig halte ich inne, doch dann fällt mein Blick wieder auf die silbern, in der Sonne glitzernde Axt in ihrer Hand. Wenn mich nicht alles täuscht, kann man sogar eine getrocknete Blutspur an der Spitze der Waffe entdecken. Ich habe keine Wahl, wenn es nicht zu einem Kampf kommen soll. Also bücke ich mich, nehme die Dose mit den Nüssen und gebe sie ihr.

Sie öffnet die Dose und mustert skeptisch den Inhalt. Leise lacht sie auf. Irritiert blicke ich kurz zu Katie, die schon die ganze Zeit still neben mir gesessen ist und sich nun auch langsam erhebt.

Dann sieht mich das Mädchen mit hochgezogenen Augenbrauen abwertend an.

,,Ich hoffe für dich, dass das nur einen Witz sein soll. Wenn ich euch wirklich für heute in Ruhe lassen soll, dann verlange ich mehr als nur diese paar Nüsse! In eurem Rucksack wird ja wohl noch mehr drinnen sein“, sagt sie und deutet mit ihrem Blick auf unseren Rucksack.