24.Kapitel

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2.Tag Nachts:

Immer noch erschüttert starre ich das Mädchen unter uns an. Er hat sie einfach so gnadenlos umgebracht, seine eigene Distrikt-Partnerin. Er hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt.

Wenn ich mir vorstelle, wie Daniel mich umgebracht hätte oder erst Katie, läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter. Schnell verdränge ich den Gedanken. Noch sind wir Daniel und den anderen Tributen durch die Finger gegangen. Aber es wird nicht mehr lange dauern und wir werden wieder vor ihnen fliehen müssen.

Da ertönt mit einem Mal erneut eine Kanone und gleich gefolgt von einem weiteren Kanonenknall. Leicht zucke ich zusammen und kralle mich in den Stamm des Baumes, wodurch der Ast unter mir ein gefährliches Knacken von sich gibt.

,,Was machen wir jetzt?“, flüstert mir Katie leise zu.

,,Am besten wir warten noch ein wenig ab. Wer weiß, ob Daniel nicht doch noch mal zurück kehrt“, antworte ich nur, während ich krampfhaft versuche eine geeignete Position auf dem Baum zu finden, die stabil genug ist.

,,Und unsere Tasche?“

Natürlich! Unser Rucksack, unsere Ausbeute und meine Messer, die Sachen liegen alle noch in der Nähe des Teiches. Innerlich klatsche ich mir gegen die eigne Stirn. Wie konnte ich die Tasche nur vergessen?! Endlich finde ich einen soliden Ast, einige Zentimeter unter Katie und lasse mich nahe des Stammes darauf nieder. Wir müssen den Rucksack unbedingt zurückholen. Denn mal ganz von der Nahrungsausbeute abgesehen, sind meine Messer wohl das Wertvollste, das wir so verlieren könnten. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie wir den Karrieros gegenüberstehen, komplett ohne eine Möglichkeit uns mit unserem Waffen zu verteidigen.

Eigentlich würde jetzt der perfekte Zeitpunkt sein unsere Beute wiederzuholen, denn im Schutz der Dunkelheit, ist es sicherlich unwahrscheinlicher erneut auf einen Karriero zu treffen. Dazu kommt noch, dass wir ohnehin das Feld räumen müssen, sodass ein Hovercraft die Leiche des Mädchens abholen kann.

Also antworte ich Katie: ,,Ich schätze mal, wir haben keine andere Wahl. Wir müssen den Rucksack wieder finden!“ Ich lasse mir dabei nicht anmerken, dass ich insgeheim an meiner eigenen Entscheidung zweifle.

,,Sicher? So ganz ohne Waffen?“, fragt sie skeptisch.

,,Ja, es hilft alles nichts Katie. Lieber nutzen wir jetzt die nächtliche Dunkelheit zu unserem Vorteil, als dass wir am Morgen von den Karrieros erwischt werden!“

,,Gut du hast recht! Ich habe mir sogar, als wir geflüchtet sind den Weg gemerkt!“

,,Wirklich?“, erstaunt blicke ich meine Schwester an. Ich habe, als wir um unser Leben gelaufen sind, an ganz andere Dinge gedacht. Aber so ist auch dieses Problem gelöst.

,,Dann los! Wir sollten uns beeilen, nicht dass uns jemand entdeckt“ , meine ich nun gedämpft und mache Anstalten hinunter zu klettern.

Wieder auf dem Boden angekommen, werfe ich noch einen Blick auf Zoé, die nur einige Meter neben uns regungslos am Boden liegt. Unsicher gehe ich einige Schritte auf sie zu. Sofort fällt mein Blick auf ihre tiefe Wunde und das Blut, das den Overall um die Verletzung herum komplett verfärbt hat. Ich will mir lieber nicht vorstellen, wie sich das für sie angefühlt haben muss.
Schnell wende ich den Blick von dem entsetzlichen Bild ab und inspiziere stattdessen ihre Umgebung. Sie muss doch bestimmt noch irgendwas Brauchbares bei sich tragen, womit wir uns vorübergehend auch ohne Messer verteidigen können. Da entdecke ich den metallenen Griff eines Speeres, welcher unter ihrem Rücken hervorlugt. Angestrengt versuche ich die Waffe unter ihrem Körper hervor zu ziehen, doch Zoé ist schwerer als gedacht. Also packe ich ihre nun erkalteten Arme und versuche ihren leblosen Körper von der Stelle wegzubewegen. Mühevoll hieve ich ihren Leichnam von dem Speer. Als ich die Waffe endgültig befreit habe, nicke ich Katie sofort zu und gebe ihr ein stilles Zeichen loszulaufen.

Tribute von Panem - Die Spiele gehen weiter (FF) (PAUSIERT) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt