2.Kapitel

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Die Verabschiedung:

Katie Lane.

Der Name hallt mir immer und immer wieder durch den Kopf.

Geschockt reiße ich meine Hände vors Gesicht. Mein schlimmster Albtraum ist wahr geworden. Meine Schwester muss in die Hungerspiele.

Langsam nehme ich meine Hände wieder runter, nur um zu sehen, wie Katie komplett erstarrt dasteht. Die ganze Farbe ist aus ihrem Gesicht gewichen und sie starrt mich mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen an. Meinen Eltern geht es nicht gerade besser, mein Vater muss gegen seine Tränen ankämpfen und meine Mutter gegen eine Panikattacke.

,,Liege ich da richtig mit meiner Annahme, dass Katie deine Schwester ist, Amanda?“, dringt die hohe Stimme von Elizabeth plötzlich an mein Ohr.

Wie im Trance nicke ich nur.

Vereinzelt höre ich entsetztes Aufschnappen aus der Menge.

,,Wo ist sie denn?“, fragt mich Elizabeth.

Als ob ich jetzt meine Schwester verraten würde. Gerade will ich ihr meine Meinung sagen, doch da:
,,Hier bin ich!“

Katie tritt aus ihrer Reihe hervor. Ihr Blick ist standhaft auf die Bühne gerichtet. Aus kalten Augen blickt sie Elizabeth an. Wenn sie nicht meine Schwester wäre, würde sie mir sogar ein wenigen Angst machen. Ich weiß nicht von wem sie das hat, von dem einen auf den anderen Augenblick wird sie von dem kleinen, panischen, hilflosen Mädchen zu einer bedrohlich aussehenden Person.

Etwas verunsichert entgegnet ihr Elizabeth: ,,Ähm nun denn, komm doch zu uns...“

Mit geballten Fäusten macht sie sich auf den Weg zu uns.
Als sie das Podest erreicht hat, gibt Elizabeth ihr die Anweisung sich in die Mitte von Alexander und mir zu stellen.
Doch Katie würdigt ihr keines Blickes und stellt sich wortlos neben mich.
So kenne ich Katie ja gar nicht...

Aber die Frau vom Kapitol lässt sich nichts anmerken und fährt fort:
,,Also meine Damen und Herren, das sind unsere drei tapferen Tribute, einen kräftigen Applaus bitte!“

Doch kein einziger applaudiert, es ist totenstill auf dem Platz. Viele sind selbstverständlich entsetzt und wütend über diese Hungerspiele. Es ist schon unmoralisch 12-jährige zum Töten zu zwingen, aber jetzt auch noch 9 Jahre alte Kinder. Das ist einfach unmenschlich!

Plötzlich sehe ich eine alte Frau mit weißen Haaren und Gehstock, wie sie drei Finger an die Lippen hält und sie uns entgegen streckt. Das Zeichen für Respekt und Rebellion.

Ein Raunen geht durch die Menge. Seit der gescheiterten Rebellion nach den 75. Hungerspielen hat sich keiner mehr getraut dieses Symbol zu zeigen. Doch nach und nach heben immer mehr Leute ihr Arme. Darunter auch meine Eltern die wütend und traurig zugleich zur Bühne blicken.

Ich stehe nur geschockt da und beobachte das Schauspiel. Da stürmen plötzlich einige Friedenswächter auf den Platz direkt zu der alten Frau. Anstatt zu flüchten, bleibt sie unbeirrt stehen und blickt die Wächter furchtlos an. Die Menschen weichen zur Seite, als die Friedenswächter sich einen Weg durch die Menge bahnen wollen. Die Wächter kommen der Frau immer näher. Sie zerren die Verräterin, die keinen Widerstand leistet, hinter sich her. Sie wird hinter die nächste Ecke gezerrt, wo keine Menschen und Kameras sind. Kurz herrscht absolute Stille, doch dann hört man die wütenden Stimmen der Friedenswächter, dann einen Schlag und zum Schluss der laute Knall einer Pistole. Die Friedenswächter kommen mit der Frau wieder um die Ecke, sie wird an Beinen und Armen festgehalten und an ihrer linken Schläfe läuft Blut hinunter. Sie bewegt sich nicht mehr. Die Leute beobachten, genauso wie wir auf der Bühne, weiter das entsetzliche Geschehen.
Die Leiche der alten Dame wird in einen Transporter des Kapitols gebracht, danach positionieren sich die Friedenswächter wieder über den ganzen Platz.

Tribute von Panem - Die Spiele gehen weiter (FF) (PAUSIERT) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt