Cenere - Asche

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Cenere – Asche


„Familie: Wo das Leben anfängt und die Liebe niemals endet."

-Alec Lightwood, in the city of bones


Alenia

Sulpicia hatte das Feuer gelegt. Ich wusste nicht, wie sie es geschafft hatte, unbemerkt von allen Vampiren ein aufloderndes Feuer zu zünden, aber die paar Momente, in denen all unsere Feinde abgelenkt waren, reichten mir, um meinen Plan in die Tat umzusetzen. Ich zögerte nicht eine Sekunde und die Zeit kam mir wie eine kleine Ewigkeit vor, als ich zum Sprung ansetzte und die Hände nach meinem Gegner ausstreckte.

Im nächsten Moment rollte Vladimirs Kopf über den dreckigen Boden. „Alenia!", hörte ich Sulpicia rufen, die sich auf einen Tisch gerettet hatte und sich mit einer Fackel den wütenden Clan vom Leib hielt. Ich suchte mit den Augen kurz den Saal nach Didyme ab, doch ich konnte sie in der panischen Menge nicht ausmachen.

Ich hechtete zu Sulpicia und setzte einen knurrenden Vampir außer Gefecht, doch dann wurde ich plötzlich von hinten festgehalten. „Hab ich dich!", fauchte eine heisere Stimme an meinem Ohr. Stefan.

„Lass mich los!", schrie ich panisch und bohrte ihm meine Fingernägel in die Haut. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie der riesige Hüne, der mich zu Didyme gebracht hatte, Sulpicia vom Tisch zerrte und sie festhielt, während alle anderen Vampire um sie herum auf sie einprügelten. „Nein!" Ich versuchte, mich aus Stefans eisernen Griff zu befreien, aber es gab kein Entkommen.

„Stefan!" Ein wütender Ruf durchschnitt den Kampfeslärm und alle Vampire hielten inne. Ich drehte den Kopf. Dort stand er. Das Feuer spiegelte sich in seinen vor Hass schwarzen Augen, er sah aus wie der Racheengel höchstpersönlich. Um ihn herum standen hunderte unserer Wachen, aber ich hatte nur Augen für Caius.

„Na sieh einer an, was für eine Überraschung!", höhnte Stefan und machte keine Anstalten, mich loszulassen. Ich ließ meinen Blick schweifen und stellte fest, dass die Wachen Vladimirs Zirkel eingekreist hatten. Es gab kein Entkommen für die Rumänen und ich wunderte mich, warum meine Familie nicht eingriff, doch dann entdeckte ich den Grund.

Ein paar Meter weiter von mir stand Aro, ihm gegenüber einer von Vladimirs Anhängern. Der Vampir hielt mit dem einen Arm Sulpicia gepackt, sodass sie ein paar Zentimeter über dem Boden hing und sich nicht bewegen konnte, während er ihr eine brennende Fackel vors Gesicht hielt. „Ihr seid genau rechtzeitig zur Hinrichtung gekommen!" Stefans grässliches Lachen hätte nicht mehr fehl am Platz wirken können.

„Wie schade, dass wir uns unter solchen Umständen wiedersehen, Stefan.", sprach Aro, ohne den Blick von seiner Geliebten abzuwenden. „Ich habe damals Gnade walten lassen, als ich dich und deinen Zirkel endgültig auslöschen hätte können. Denkst du nicht, es wäre gerecht, diese Gnade zu erwidern?"

„DU redest von Gerechtigkeit?" Stefans Stimme überschlug sich fast vor Unglauben. „Ihr habt mir meine Macht, Familie und meinen Zirkel genommen! Wärt ihr nicht gewesen, würden wir, die wahren Herrscher, immer noch über die Vampirwelt regieren. Stattdessen müssen sich unseresgleichen vor den Menschen verstecken! Ihr habt unsere Welt zerstört!"

Ein zustimmendes Raunen fuhr durch die feindlichen Reihen, während Aro sich sichtlich bemühte, die Fassung zu bewahren. „Ich bin es leid, dir unsere Regeln und ihre Gründe zu erklären, Stefan. Lass Sulpicia und Alenia gehen."

„Nein!" Stefans Ruf klang wie ein wütendes Tier und er schloss seine Arme noch fester um mich. „Ihr werdet bezahlen!" „Alenia." Caius Augen loderten, aber ich konnte erkennen, dass er sich große Sorgen um mich machte.

Aro fing wieder an zu reden, doch ich hörte ihm nicht zu. Eine unauffällige Kapuzengestalt bahnte sich den Weg durch die Menge. Didyme. Sie stellte sich zu den anderen Vampiren hinter Sulpicia und nickte mir vorsichtig zu. Ich verstand.

Mein Schrei gellte urplötzlich und durchdringend durch den Saal, für eine Sekunde waren alle Vampire abgelenkt. Aber mehr brauchte Didyme auch nicht. In einer schnellen, fließenden beweg8ung ergriff sie die Fackel und befreite Sulpicia. Noch im selben Moment biss ich Stefan und drehte mich in seinem Arm, sodass ich ihm direkt ins Gesicht sehen konnte.

„Was zur Hölle-" Ich fauchte. „Ich hasse dich." Dann rammte ich mein Knie nach oben und stieß ihn vor mir weg. Sofort brach Chaos aus. Stefan versuchte mich zu packen, aber Caius ging dazwischen und schleuderte ihn mit einem brutalen Fausthieb so fest gegen die Wand, dass der Putz bröckelte. Ich wollte wegrennen, aber ich konnte nur mit weit aufgerissenen Augen verfolgen, wie sich Stefan und mein Gefährte bekämpften.

Dann wurde ich plötzlich weggezerrt. Beinahe hätte ich die Vampirin angegriffen, dann erkannte ich Didyme, die den Finger auf die Lippen legte und mir eine Fackel in die Hand drückte. „Hilf Caius." Ich konnte nur nicken und fixierte die Beiden. Eigentlich sah es nicht so aus, als würde er Hilfe benötigen, aber dann entdeckte ich einen Neugeborenen, der sich von hinten anschlich.

Mit einem wütenden Schrei rannte ich auf den Vampir zu und warf die Fackel nach ihm. Irgendwie tat er mir sogar ein bisschen Leid, er sah noch ziemlich jung aus und ich war mir sicher, dass es Vladimir zu verdanken war, dass er in diesem Drecksloch gelandet war.

„Alenia." Als ich meinen Namen hörte, fuhr ich herum. Vor mir stand Caius. „Alenia, ich-" „Ich hab' dich so vermisst." Ich lief auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. „Ich hatte solche Angst." Beschützend legte er die Arme um mich und drückte mich an sich. „Ich dich auch mein Herz.", flüsterte er leise und hielt mich fest., während ich seinen Duft einatmete. „Ich bin so froh dich zurückzuhaben."

Ich wusste nicht, wie viel Zeit verging, in der wir einfach nur so dastanden, aber irgendwann verebbte der Kampfeslärm und es wurde leiser um uns herum. Ich löste mich aus Caius fester Umarmung und sah mich um. Vladimir und Stefans Clan war vernichtet und unsere Wachen durchsuchten die Gegend nach Überlebenden. Sulpicia stand an Aro gelehnt von acht Wachen umringt in einer Ecke und redete mit ihrem Gefährten.

„Nach wem suchst du?", fragte Caius, als ich mich drehte und Ausschau nach Didyme hielt. Ich wollte ihm gerade antworten, da kam Markus auf uns zu und umarmte mich kurz. „Ein Glück, dass es dir gut geht." Unsicher, wie ich nun reagieren sollte, zuckte ich mit den Schultern und lächelte. „Markus, du glaubst nicht, wen ich hier gefunden habe. Ich weiß, dass das alles jetzt ein bisschen unrealistisch klingt, aber Didyme lebt!"

Mondi lontani - Welten entfernt || twilightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt