Discussione - Diskussion

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Discussione - Diskussion


„Dein Herz ist frei, also hab den Mut, ihm zu folgen."

-Braveheart


Caius

„Würdest du mir bitte endlich erklären, was das Ganze hier soll?", fauchte mich eine aufgebrachte Stimme an. Genervt sah ich von dem Buch, das ich gerade noch ungestört gelesen hatte, auf und blickte direkt in das wütende Gesicht meiner Ehefrau.

„Definiere „Das Ganze hier" genauer und wir können gerne darüber reden." Der trockene Ton in meinen Worten war ihr nicht entgangen und schien sie nur noch mehr aufzuregen. Dementsprechend eingeschnappt reagierte sie auf meine Antwort.

„Mit „Das Ganze hier" meine ich das unwürdige Menschenmädchen, das angeblich deine Seelenverwandte sein soll, welches im Moment seelenruhig im Westflügel schläft und von Felix bewacht wird!"

Ich rollte mit den Augen und widmete mich wieder meinem Buch. „Sie ist nicht meine Seelenverwandte, Athenodora und wird es auch nie sein."

„Das sieht Marcus aber anders!" Sie zucket erschrocken zusammen, als ich mein Buch in vampirgeschwindigkeit auf den Tisch knallte und sie am Arm packte.

„Und wenn schon? Was interessiert es dich überhaupt? Immerhin bin ich mit dir verheiratet. Du bist diejenige, die ich an meiner Seite haben will. Also was scherst du dich um eine vorlaute Sterbliche, die so dumm war, den Tod zu wählen, als man ihr das ewige Leben angeboten hat?"

„Sie soll endlich verschwinden! Mittlerweile werde ich sogar von den Wachen komisch angeschaut und einmal habe ich sogar gehört, wie eine Wächterin gesagt hat, es täte ihr leid, dass du mich bald ersetzten würdest."

„Wie bitte?" Eine Welle der Wut durchfuhr mich. „Wer hat es gewagt, etwas in der Art auch nur anzudeuten?"

Meine Gefährtin zuckte mit den Schultern. „Eine junge Vampirin namens Raena, die die Regeln hier scheinbar noch nicht richtig verstanden hatte. Ich habe sie schon bestraft, aber das bringt mir auch nichts, solange diese Sterbliche immer noch hier wohnt."

Ich knurrte. Dieses Mädchen brachte nichts als Ärger. „Ich würde sie auch am liebsten auf der Stelle töten, doch da sowohl Marcus, als auch Aro sich gegen mich entschieden haben, kann ich da momentan nichts machen."

„Ich verstehe immer noch nicht, warum du sie damals gerettet hast. Dann hätten wir das ganze Drama jetzt nicht. Warum hast du sie nicht einfach sterben lassen?"

Schmollend stand sie vor mir, die Arme in die Hüften gestützt und wartete mit hochgezogenen Augenbrauen auf eine Erklärung. Ich grinste leicht, angesichts ihrer Eifersucht. Sie glaubte doch nicht ernsthaft, ich würde einen Menschen ihr vorziehen?

„Bist du etwa eifersüchtig auf einen Menschen, Athenodora?"

„Du hast mir meine Frage nicht beantwortet."

„Du mir meine auch nicht."

Sie verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund, während sie überlegte, ob sie nachgeben oder lieber auf eine Antwort meinerseits beharren sollte. Grinsend wartete ich ihre Reaktion ab, obwohl ich sie mittlerweile gut genug kannte, um ihre Entscheidung vorherzusehen.

„Gut, vielleicht bin ich wirklich ein wenig eifersüchtig, was aber – angesichts der Tatsache, dass du mir immer noch keine Erklärung geben hast - nicht unberechtigt ist."

Nun überraschte sie mich doch ein wenig. Die Sache war ihr ernster als gedacht. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum ich sie gerettet habe und mittlerweile ist es auch nicht mehr von großem Wert, doch glaub mir, ich bereue diesen Tag zutiefst. Und deine Eifersucht ist unbegründet, da ich nur dich liebe und sonst niemanden."

Athenodora schwieg auf meine Worte, doch ich wusste, dass ich sie damit etwas beruhigt hatte. Ich schnaubte. Als hätte sie auch nur den kleinsten Grund, auf einen Menschen eifersüchtig zu sein.

Ich verstand nicht, warum Marcus mich davon abgehalten hatte, die Sterbliche zu töten. Er meinte, ich würde mir ihren Tod nie verzeihen und diesen Moment mehr brauen als alles andere, was ich jemals in meinem Leben getan hatte. Aro hatte sich größtenteils auf seine Seite gestellt, aber das auch nur, weil er eine Gabe bei dem Mädchen vermutete und sie deshalb weiter beobachten wollte.

Verärgert schüttelte ich den Kopf. Und was hatten wir nun davon? Ein Schloss voller unruhiger Vampire, weil ich meinen Bruder nicht einmal überreden konnte, sie zu den anderen Menschen in den Kerker zu sperren. Stattdessen war sie nun in dem Zimmer neben den Zwillingen untergebracht, wo sie die halbe Garde mit ihrem Geruch alarmierte.

Und jetzt verunsicherte sie auch noch meine wahre Gefährtin. Ich würde dafür sorgen, dass die Sterbliche wusste, wo ihr Platz war. Egal, was Marcus oder sonst jemand dachte, ich würde Athenodora niemals verlassen.

„Und außerdem", flüsterte ich meiner Gefährtin leise ins Ohr, während ich langsam ihr Kleid öffnete, „Wird sie sowieso nicht mehr lange überleben."

Alenia

Frustriert starrte ich an die Decke. Mir war selten so langweilig gewesen wie heute. Selbst Schule wäre mir da lieber. Aber den ganzen Tag eingesperrt in einem Zimmer verbringen, wo man sich allerhöchstens mit italienisch oder lateinischen Büchern beschäftigen konnte, war ein Alptraum.

Ich hatte überlegt, Marcus zu beten, mir einen Fernseher ins Zimmer stellen zu lassen, doch diesen Gedanken schnell wieder verworfen. Ich konnte froh sein, überhaupt noch zu leben, da wollte ich die Gastfreundschaft der Vampire nicht unbedingt zusätzlich strapazieren.

Ich trat ans Fenster und blickte mit müden Augen auf die Stadt. Es war bereits später Abend, doch trotzdem schien die Sonne noch immer, sodass ich viel erkennen konnte. Ich beneidete die arbeitenden Menschen dort draußen um ihre Freiheit.

Nachdenklich zupfte ich an meinen Haaren. Alle Dinge, über die ich mich früher aufgeregt hatte, schienen mir plötzlich so unwichtig. Ich hatte gar nicht erkannt, was für ein schönes Leben ich geführt hatte, weil ich oft die negativen Seiten gesehen hatte. Doch nun, wo mir diese Freiheiten geraubt worden waren, sah ich plötzlich, wie gut ich es die ganze Zeit gehabt hatte.

Scheinbar wird man erst dankbar, wenn man alles verloren hat.

Mit diesem Gedanken wandte ich mich vom Fenster ab und setzte mich auf das Bett. Seit fünf Tagen war ich hier nun schon gefangen und die einzige, die ich täglich zu sehen bekam, war Gianna, wenn sie mir mein Essen brachte.

Nicht einmal Marcus hatte sich noch einmal blicken lassen, nachdem er mir das Leben gerettet hatte, geschweige denn Felix. Nur Aro war einmal hereingekommen, um kurz meine Gedanken zu lesen und hatte sich nach meinem Befinden erkundigt. War die ganze Freundlichkeit etwa nur vorgetäuscht?

Gedankenverloren schüttelte ich den Kopf. Letztendlich hatte es nur wenig Sinn, darüber nachzudenken.

Ich versuchte mich abzulenken, indem ich den Kugelschreiber aus der Schublade nahm und auf einem Blockblatt herumkitzelte, doch dadurch wurde mir nur noch langweiliger. Ich seufzte. Vielleicht sollte ich einfach wieder ins Bett gehen.

Ich nahm die von Gianna gebrachten Sachen aus der Tasche und begann mich umzuziehen. An Geld mangelte es hier scheinbar keinem, wenn sogar ein „Gast" wie ich ein aufreizendes Spitzenkleid zum Schlafen bekamen.

Kopfschüttelnd suchte ich nach einem bequemen T-Shirt, als auf einmal die Tür aufging.

Mondi lontani - Welten entfernt || twilightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt