Incertezza - Ungewissheit

503 15 0
                                    


Incertezza – Ungewissheit


„Wir sollten das Leben loslassen, das wir geplant haben, um das Leben zu leben, das uns erwartet."

-Unbekannt


Alenia

Als ich die Augen aufschlug, stand ich auf einer Wiese. Warme Sonnenstrahlen schickten angenehme Schauer über meine Haut und neben mir hörte ich Grillen zirpen. Die märchenhafte Lichtung erstrahlte in einem besonderen Glanz, der wirkte, als würde er alles Böse verscheuchen.

Erstaunt sah ich mich um. Hohe Laubbäume umrahmten die Wiese wie einen Ring, den sie hüteten. Blumen waren wie kleine Farbtupfer über die gesamte Lichtung verstreut und es duftete frisch nach Regen und Wald, doch gleichzeitig auch irgendwie süßlich.

Ich lächelte. Mein Kopf war wie leergefegt, meine Gedanken und Erinnerungen schwirrten durch ihn, ohne dass ich einen von ihnen zu fassen bekam. Ich wusste weder, wer ich war, noch wie ich diesen traumhaften Ort gefunden hatte, oder warum ich überhaupt hier war.

Doch all das kümmerte mich nicht. Was machte das schon an einem so perfekten Platz? Mir könnte es nicht besser gehen. Verträumt lief ich zu einer besonders exotisch aussehenden Blume. Sie war in der Mitte blau und wurde von roten, sich schlängelnden Linien durchzogen. Fasziniert bückte ich mich, und betrachtete sie.

„Gefällt sie dir?" Auf einmal durchbrach eine dunkle Stimme den ruhigen Moment. Erschrocken wirbelte ich herum und zuckte zusammen, als ich mich direkt vor einem Mann wiederfand. Er sah aus, wie der geheimnisvolle Prinz aus einem meiner Märchenbücher. Seine hellen Haare leuchteten golden in der Sonne und rote Augen fixierten mich unaufdringlich. Doch trotzdem hatte er etwas tiefes, Mysteriöses an sich.

„Wer bist du?" Seltsamerweise hatte ich keine Angst vor ihm. Im Gegenteil, seine Anwesenheit beruhigte mich gewissermaßen und gab mir ein vertrautes Gefühl von Sicherheit. Der Fremde lächelte und trat noch einen kleinen Schritt näher an mich heran, sodass ich nur die Hand ausstrecken müsste, um ihn zu berühren.

„Weißt du nicht mehr, wer ich bin, Alenia?", fragte er mich. Ein Kopfschütteln war meine Antwort, zu mehr war ich nicht im Stande. Ich wusste nicht, was es war, doch irgendetwas an dem Mann zog mich unaufhaltsam in seinen Bann.

„Ich bin Caius, dein Seelenverwandter. Wir sind verheiratet." Verwirrt runzelte ich die Stirn. Diese Erklärung klang für mich unglaubwürdig. Ich kannte keinen Caius. Doch dann fiel mein Blick auf seine Hand und ich sah an seinem Finger den absolut gleichen Ring schimmern, den auch ich trug.

„Wirklich?", hakte ich noch einmal nach und schob noch eine zweite Frage hinterher, bevor Caius die Chance hatte, mir zu antworten. „Und warum glitzerst du?" Misstrauisch beobachtete ich, wie die Sonne seine blasse Haut funkeln ließ wie Sterne.

„Hast du denn gar keine Ahnung, was ich sein könnte?" Ohne meine Antwort abzuwarten, fuhr er fort. „Ich bin ein Vampir."

„Ein Vampir?" Ich trat einen Schritt zurück. „Die gibt es doch gar nicht." Caius lachte leise. „Bist du dir da so sicher?" Ich kniff die Augen zusammen und reckte das Kinn. „Jedes Kind weiß, dass es Vampire nicht gibt, also versuch gar nicht erst, mich für dumm zu verkaufen. Dass du glitzerst hat bestimmt einen anderen Grund."

„Denkst du das wirklich?" Raubtierhaft legte der Mann vor mir den Kopf schief. Mit einem Mal wirkte meine Umgebung dunkel und bedrohlich. „Keine Sorge, spätestens, wenn ich dich verwandelt habe, werden sich deine Vermutungen als falsch erweisen."

„Ganz sicher nicht!"

Caius grinste. „Wir sehen uns, wenn du eine von uns bist."

Dann durchschnitten messerscharfe Zähne meinen Hals.


Ich wachte schreiend auf.

„Alenia!" Ein besorgtes Gesicht beugte sich über mich. „Endlich bist du wach! Ich hatte mir solche Sorgen gemacht! Wie fühlst du dich?", quasselte die Person, die sich nun als meine beste Freundin Sarah entpuppte.

Stöhnend rieb ich mir die Augen und blinzelte wegen dem grellen Licht. „Warum ist es so hell hier?", fragte ich irritiert und versuchte mich aufzusetzen. Sarah schaute mich verwundert an, bevor sie gleich wieder losredete.

„Ich wollte dir eigentlich nur ein Glas Wasser holen, aber als ich zurückgekommen bin, lagst du bewusstlos am Boden. Ich hab versucht, dich wach zu kriegen, aber du hast nicht reagiert, also hab ich den Notarzt angerufen. Die haben dich dann auch kurz versucht anzusprechen, aber du lagst einfach nur reglos da und dann haben die dich in einen Krankenwagen verfrachtete und hierhergebracht."

Sarahs Stimme zitterte und mich überkam ein schuldbewusstes Gefühl. „Hey, ist doch alles gut. Immerhin bin ich jetzt wach." Ich zog sie in eine Umarmung und legte mein Kinn auf ihre Schulter. Sarah schluchzte leise. „Jag mir nie wieder so einen Schreck ein! Ich hatte den Schock meines Lebens!"

„Keine Sorge, dass nächste Mal sag ich vorher Bescheid, bevor ich ohnmächtig werde.", versuchte ich die Stimmung etwas aufzuheitern. Meine beste Freundin lachte leise. „Ich bin einfach nur glücklich, dass es dir gut geht. Wie fühlst du dich? Hast du Schmerzen?"

Ich zuckte mit den Schultern und verneinte. „Ich fühle mich eigentlich ganz normal, nur mein Bauch ist etwas aufgebläht als hätte ich zu viel gegessen aber mir geht's super, ehrlich." Mit der einen Hand strich ich leicht über meine Haut und spürte tatsächlich eine kleine Wölbung.

„Was ist eigentlich passiert, nachdem ich hier angekommen bin? Ist mit meiner Gesundheit alles Ok?", wollte ich wissen und ließ meinen Blick währenddessen durch das hell erleuchtete Krankenzimmer schweifen. Ein seltsames Gerät befand sich neben meinem Bett, ansonsten war ein kleiner Tisch die einzige Einrichtung in dem kleinen Einzelzimmer.

Sarah schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, zumindest wussten die Ärzte noch nicht, was dir fehlt, als ich sie gefragt habe. Die haben nur irgendwelche komischen Tests mit dir gemacht. als ich kurz draußen war und versucht habe, deine Familie zu erreichen."

„Okay. Wissen Mom und Dad, dass ich hier bin?", erkundigte ich mich mit einem unbehaglichen Gefühl im Magen bei Sarah. Sie verneinte und sah mich mitfühlend an. „Tut mir wirklich leid, Alenia, aber ich konnte niemanden erreichen."

Ich nickte abwesend. „Scheinbar ziemlich wichtig, diese Geschäftsreise.", murmelte ich. Irgendetwas kam mir seltsam vor und ich versuchte nachzurechnen, wann ich zuletzt mit meinen Eltern gesprochen hatte.

Ruckartig wurde ich auf einmal aus meinen Gedanken gerissen, als die Tür plötzlich aufgerissen wurde und eine sehr gestresst aussehende Ärztin mit einem Klemmbrett unter dem Arm hereinkam. „Sind sie Alenia?", fragte sie mich und ich nickte.

„Die Ärzte konnten ihre Diagnose erstellen. Sie sind im zweiten Monat schwanger."

Mondi lontani - Welten entfernt || twilightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt