Ritorna di una persona scomparsa - Rückkehr einer Verschollenen

228 7 0
                                    


Ritorna di una persona scomparsa - Rückkehr einer Verschollenen


„The only thing more powerful than you or me - the two of us together."

Shadow and Bone


Alenia

Als Stefan enthaupte wurde brach ich weinend an der nächsten Mauer zusammen. Ich presste mir meine schmutzigen und zitternden Hände vor das Gesicht. Leise fing ich an zu schluchzen und wäre ich noch ein Mensch gewesen, wären jetzt ganz viele Tränen meine Wangen heruntergeflossen.

Wann hatte dieser Albtraum endlich ein Ende?

Vor meinem geistigen Auge tauchten erneut die Bilder von den vergangenen Wochen auf.

Als wäre es erst gestern gewesen, dass ich mit meiner kleinen perfekten Familie einen Ausflug ins nahe gelegene Dorf gemacht habe. Der Himmel war klar, keine einzige Wolke am Himmel und die Sonne schien. Cassie lief wie ein kleiner Wirbelwind über die Wiese und lachte vor Freude. Ihre nackten Füße berührten sanft das vertrocknete Gras. Ich wollte sie ermahnen, nicht so weit zu laufen, doch da kam sie auch schon wieder zurück mit einer Blume in der Hand. "Für dich", meinte sie und sah mit ihren großen Augen zu mir auf. Ein Lächeln huschte über meine Lippen. „Wir brauchen Wasser und eine Vase.", bemerkte mein Gefährte. Die Blume ließ schon traurig den Kopf hängen. „Ist sie jetzt tot?", fragte mein kleines Mädchen enttäuscht. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, sie braucht nur etwas Wasser." erklärte ich ihr. Cassie entfachte eine Diskussion, nur für eine Vase mit Wasser und mein Gefährte erklärte diese als beendet, als er das Einverständnis gab, dass ich ins Dorf laufen konnte. Also lief ich mit einer großen Sonnenbrille und einem Kopftuch zurück. Dort angekommen blies mir eine warme Brise ins Gesicht. Es roch nach Blut. Ich folgte dem Geruch, ich musste aufpassen, mich zu beherrschen, da ich noch nicht lange ein Vampir war. Und so nahm das Unheil seinen Lauf...

„Alenia mein Herz, bitte sieh mich an.", bat eine vertraute Stimme. Zögernd spreizte ich meine Finger und lugte hindurch. Ich konnte meinen Augen nicht trauen, dass er endlich nach so langer Zeit wieder vor mir stand. „Bist du es dies Mal wirklich?", fragte ich mit leiser Stimme. Der blonde Vampir nickte mit dem Kopf. Caius Mine war ausdruckslos und obwohl sich in seinen Augen sämtliche Gefühle wiederspiegelten, konnte ich nicht erkennen, ob er sich freute mich zu sehen.

War er enttäuscht, weil ich mich in Gefahr gebracht hatte? Wie oft hatte er mich gewarnt, wie gefährlich es war, ohne Wachen los zu gehen. Hätte ich damals auf ihn gehört, wäre all das hier nie geschehen.

„Caius, ich..." immer noch verängstigt von den grauenhaften Minuten, suchte ich verzweifelt nach den passenden Worten und fuhr mir mit einer Hand durch mein Haar. Mein Kopf dröhnte, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. „Es ist alles gut, mein Herz. Du bist wieder in Sicherheit.", sprach Caius mit sanfter Stimme. Ich lehnte mich an seine Brust. Langsam, um mich nicht zu verschrecken, legte er seine Arme um mich und hielt mich einen Moment schweigend fest.

„Liebster, ich kann verstehen, wenn du Groll gegen mich hegst. Ich hätte besser auf dich hören sollen. Bitte verzeih mir meine Leichtsinnigkeit.", flüsterte ich kaum hörbar. Caius sagte kein Wort, sondern verstärkte seinen Griff nur noch mehr, doch ich konnte spüren, wie er nickte und mir einen Kuss auf die Stirn hauchte. „Wo ist Sulpicia? Geht es ihr gut?", fragte ich und sah mich nach meiner zukünftigen Schwägerin um. Mein Gefährte reagierte nicht, also drehte ich meinen Kopf und hielt selbst nach ihr Ausschau.

In einer Ecke erblickte ich sie, Aro stand neben ihr und redete leise auf sie ein, während Sulpicia ungeduldig mit ihm debattierte.

„Aro, hör mir zu. Didyme lebt! Alenia und ich haben mit ihr gesprochen.", sagte die Vampirin aufgeregt und sah mich fehlend an. „Du hast in der letzten Zeit viel durchmachen müssen, mein Juwel. Aber meine Schwester ist schon lange tot und auch ich vermisse sie sehr. Doch du musst akzeptieren, dass sie nicht zurückkommt.", versuchte Aro sie zu beruhigen. Sulpicia schnaubte auf und wandte sich aus der Umarmung ihres Gefährten.

„Wenn du mir nicht glaubst, dann frag Alenia, sie wird es dir bestätigen." Unsere Blicke streiften sich und ich nickte ihr entschlossen zu. „Ist es wahr, mein Herz?", fragte mich Caius und sah mich an. Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, da kam Santiago eilig angelaufen. „Verzeiht die Störung Meister. Aber dass müsst ihr euch ansehen!" Aro nickte zögernd und gab uns ein Zeichen ihm zu folgen.

„Durchsucht den Rest der Kerker!" befahl Caius. Seine Geduld war endgültig zu Ende. Marcus schritt mit Alec und Santiago voran.

Der Geruch von Moder und längst vergessenen Zeiten lag in der Luft. Die Wände waren feucht, somit war dieser Gang in keinem guten Zustand. Santiago hielt an und drehte sich fragend zu seinem Gebieter. Der Weg endete abrupt an einer Steinwand, doch auf dem Boden waren kleine Kratzspuren zu sehen.

Marcus schaute sich um und erblickte einen Stein, der locker in der Wand saß und legte seine Hand mit starken Druck dagegen und die Wand glitt zur Seite. Wie von Geisterhand öffnete sich ein weiterer Kerker. Kalte, feuchte Luft strömte aus dem Inneren.

Alec und Santiago schüttelten kaum merklich den Kopf. Solche Geheimgänge gab es sonst nur bei uns im Schloss. Vorsichtig schritten die beiden Gardisten voran, blieben aber nach wenigen Metern stehen, da ihnen Marcus nicht folgte. "Meister?", fragte der Hexenzwilling und wartete vergeblich auf eine Antwort.

Marcus legte einen Finger an seine Lippen, um anzudeuten, sich ruhig zu verhalten und betrat schweigend den kleinen Gang. Caius, Aro, Sulpicia und ich blieben mit ein paar Wachen vor dem kleinen Verließ stehen und warteten. In mir stieg ein ungutes Gefühl auf und ich klammerte mich an meinen Gefährten. Ich schickte ein kleines Stoßgebet zum Himmel. Ein leises Lachen drang an mein Ohr. "Mach dir um Marcus keine Sorgen. Er hat genug Erfahrung, um die Situation gut einschätzen zu können.", meinte Caius zu mir.

Marcus setzte schweigend seinen Weg fort, als ob er einer magischen Macht angezogen werden würde, die ihm schon längst vertraut war. Mir kam es so vor, als ob seine Lebensgeister wieder zum Leben erwachten. Die Starre der Einsamkeit wich von ihm. Ein leises Fluchen drang plötzlich nach draußen. Scheinbar blockierte etwas seinen Weg, und schon kurz darauf hörten wir eine schwere Eisentür zerbarsten.

Ein erschrockener, fast schon erstickter Laut drang an meine Ohren und sofort folgten wir ihm. "Meister..." Santiago und Alec wollten den Gang sichern, doch Marcus war nicht um sein Wohlbefinden besorgt. Er verlangsamte seine Schritte, die laut auf dem Boden wieder hallten. Ganz am Ende des Ganges saß eine dunkelhaarige Frau mit schweren Ketten um ihren Hals gelegt auf dem kalten Boden. In Handschellen, gefangen wie ein Tier hinter dicken Gitterstäben. Nur ein schmaler Spalt im Gemäuer ließ fahles Mondlicht zu ihr hinunter dringen.

An ihrem zierlichen Körper hing ein Kleid aus alten Leinen. Schmutz und Staub, auch angetrocknetes Blut hatte sich auf ihren Körper als eine dünne Schicht angelegt. Sie zog die Beine an und die Ketten scharten erneut auf dem steinernen Fließen. "Alec?", rief Marcus in unsere Richtung. Der Gardist bannte sich einen Weg durch den Gang. "Bring sie hier raus und in Sicherheit." Dicker, schwarzer Nebel legte sich um Didyme.

Mondi lontani - Welten entfernt || twilightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt