"Jisung...weißt du wo mein Medikament ist?", fragte ich ihn während ich mich an den Türrahmen des Wohnzimmers lehnte und versuchte nur halb so genervt zu klingen, wie ich eigentlich bin.
Er nickte, stand auf und holte es aus einem Schrank im Bad. Okay, das hätte mir auch selbst einfallen können. Ich bedankte mich und nahm es ein. Ich hasse es Tabletten zu schlucken, doch brachte es wohl oder übel einfach hinter mich.
"Ich muss nochmal wo hin. Bin in einer Stunde wieder da. Bis dahin kannst du Fernsehen oder so", sagte er, ging in den Flur und zog sich seine Jacke an.
Ich nickte nur und wartete bis die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
Ehrlich gesagt fühl ich mich wie ein Kind, da er mich einfach so hier zurück lässt und ich Fernsehen soll. Gleichzeitig bin ich froh Abstand von ihm zu haben.
Ich saß aber nun schon den ganzen Tag vor dem Fernseher, darauf habe ich wirklich keine Lust mehr.
Noch eine Minute vor dem Ding und ich bekomme das Kotzen.Ich ging wieder zur Küche und suchte nach Snacks, es fühlt sich an als hätte ich ewig keine gegessen. Obwohl...das habe ich auch nicht, also kann ich mir ein paar davon gönnen.
Während ich in jedem Schrank ein wenig herumstöberte musste ich wieder an Jisung denken.
Er ist so fixiert darauf dass ich mich wieder erinnere, dass ich fast schon Angst bekomme.
Ich meine, ihr müsst mich verstehen, alles was wir bis jetzt gemacht haben, war nur deswegen. Ich fühle mich unwohl. Vielleicht wäre ich ja ohne ihn besser dran...Und je mehr ich es versuche irgendwas aus meiner Vergangenheit wieder zu bekommen, desto weniger klappt es. Ich denke dass es auf diese Weise gar nicht funktionieren kann, falls es überhaupt irgendwie funktioniert.
Ich fand ein paar Chips und mir lief nur bei dem Gedanken die zu essen bereits das Wasser im Mund zusammen.
Ich aß nicht die ganze Packung, schließlich waren es nicht meine.
Mittlerweile ist es schon nach 22 Uhr. Wann er wohl wieder kommt? Ich habe mich die ganze Zeit mit unnötigen Dingen beschäftigt. Zum Beispiel einfach nur aus dem Fenster geguckt und den Verkehr beobachtet. Es hat mich ein wenig entspannt und beruhigt. Ich mag es irgendwie meine Umgebung zu beobachten, ob ich das vorher auch oft gemacht habe? Langsam denke ich schon dass das der Fall ist.
Ich machte mir von Minute zu Minute mehr Sorgen um Jisung, er ist nun schon einige Stunden weg. Habe ich ihn so stark verärgert? Ich meine, es ist doch nicht meine Schuld dass ich nicht weiß, wie meine Erinnerungen zurückkommen.
Und wenn seine Art es zu versuchen eben so falsch ist, kann ich ja nichts dafür.Um mir die Zeit weiterhin zu vertreiben, lief ich einfach wieder planlos in der Wohnung umher und schaute, ob mir irgendwas interessantes ins Auge fällt.
Weitere Stunden vergingen, bis Jisung endlich durch die Wohnungstür trat.
Wo war er so lange?! Es ist bereits nach um eins. Ich konnte nicht schlafen und saß deswegen vor dem Fernseher und schaute mir wieder irgendwas an.
Als ich ihn hörte stand ich sofort auf. Ich will wissen warum er mich hier hoffnungslos alleine lässt. Ich fühl mich wie ein eingesperrtes Kind. Ich kann zwar raus, würde mich aber mehr als nur verlaufen. Er macht mich wütend. Seine Art zu handeln, wie er nur an sich denkt, alleine seine Erscheinung bringt mich auf 180.
"Wo warst du?!", fragte ich ihn Vorwurfsvoll und schaffte es nicht die Wut in mir zu verdecken.
"Ich äh tut mir leid, ich war bei Chan. Du weißt schon, ein Freund von mir...ähm uns", sagte er ruhig, im Gegensatz zu mir.
"Ich weiß wer das ist, aber warum?! Wieso lässt du mich hier so alleine. Ich kann verdammt nochmal nichts machen! Ich fühle mich hier wie ein Gefangener, ist dir das eigentlich klar?!"
"Bin ich etwa an dich gefesselt oder was? Bekomme deine Emotionen mal unter Kontrolle und schrei mich nicht immer an sobald du mich siehst, das mag ich nicht.", wurde auch er wütend und atmete tief durch, wodurch er immer noch ruhiger war als ich.
"Sag mir verdammt nochmal nicht was ich zu tun habe, verstanden?!"
"Dein Temperament hat sich jedenfalls nicht geändert, trotz des Gedächtnisverlusts.", meinte er ruhig.
"Du hast mich hier einfach alleine gelassen", meinte ich nun etwas ruhiger, trotzdem aber wütend und verzweifelt.
"Du hättest doch rausgehen können.", sagte er gleichgültig und fing an seine Jacke und Schuhe auszuziehen
"Und wenn ich mich verlaufen hätte?!",
"So schwer ist es nicht sich zu orientieren"
Ja für ihn vielleicht nicht. Er kennt sich hier aus. Er kennt das ganze seit mehreren Jahren und ich, ich seit zwei Tagen, denn ich weiß nichts mehr! Nichts! Er ist so....egoistisch, mehr als ich!
Ich bin so wütend auf ihn gerade, so wütend dass ich Angst habe ich könnte etwas unüberlegtes machen oder sagen.
"Weißt du was. Vielleicht wäre ich ohne dich besser dran. Du bist ein Arsch gerade. Es ist nicht meine Schuld dass mein Gedächtnis weg ist, oder etwa doch?!", und da habe ich das unüberlegte auch schon gesagt.
Er antwortete mir nicht, sondern ließ seinen Kopf einfach nur hängen.
Ich schenkte ihm einen letzten fassungslosen Blick und verließ dann die Wohnung. Der kann mich mal. Da war dann auch die unüberlegte Handlung von der ich sprach, aber mein Ego war zu groß um einfach wieder rein zu gehen und mich zu entschuldigen.
Wohin sollte ich denn jetzt?
Einige Sekunden stand ich wie blöd vor der Tür und überlegte wo ich hingehen könnte.
Schlussendlich entschied ich mich fürs Dach. Dort kann ich mich nicht verlaufen und eine schöne Aussicht wird es bestimmt auch geben.Oben angekommen setzte ich mich einfach auf einige Platten welche hier rumlagen und genoss die kühle Brise.
Es ist kalt, aber auf jeden fall auszuhalten, da kein starker Wind zu spüren war.
Ob ich wohl schon mal hier oben war? Wer weiß...
Nach einigen Minuten...vielleicht 20 oder 30, kam Jisung nach oben.
"Hey Minho...", begrüßte er mich leise.
Ich drehte mich zu ihm, schaute dann aber doch wieder weg.
Er setzte sich neben mich, lies aber einige Zentimeter Platz zwischen uns.
Es herrschte eine Stille, eine bedrückende Stille. Keiner sagte etwas, für gefühlte Stunden. Doch Jisung ergriff nun endlich das Wort.
"Du warst schon oft hier oben...deswegen habe ich dich so schnell gefunden."
Ich nickte erstmal nur. Es ist seltsam dass er alles über mich weiß. Als wäre er ich und ich bin nur eine leere Hülle von meinem selbst.
"Ich habe bisher alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte...", meinte Jisung bedrückt.
Nun wurde ich schon hellhöriger. Wie meint er das?
"Ich hätte es nicht krampfhaft versuchen sollen, es tut mir leid"
"Du bist ein Idiot", sagte ich leise, "du hast mich enttäuscht. Ich verlasse mich hier auf dich, oder sollte ich das etwa nicht?"
"Minho...bitte sag sowas nicht. Das bricht mir das Herz. Ich, ich weiß dass es falsch war. Chan hat mir gesagt, wie ich es besser machen sollte. Bitte, gib mir diese Chance.", meinte er und schaute mir direkt in die Augen, "aber falls du das nicht möchtest, kann ich auch Chan fragen. Er würde dir auch helfen. Wahrscheinlich sogar besser als ich es je könnte", meinte er und ich hörte wie er anfing zu weinen.
"Bitte, hör auf zu weinen. Ich möchte bei dir bleiben, ich vertraue dir. Außerdem bin ich mir sicher dass du mir am besten helfen kannst." , sagte ich und legte einen Arm um ihn, um ihn zu trösten.
Ich glaube jetzt gerade, sollte auch ich für ihn da sein.
Diese Hilfe hier, beruht auf Gegenseitigkeit.
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Believe me | Minsung
FanfictionDie Folgen des Komas sind klar. Gedächtnisverlust. Kann Jisung Minho helfen, sich vollständig an alles zu erinnern? Auf welche Geheimnisse wird Minho treffen und warum kann Jisung ihm bei manchen Fragen nicht helfen? TW: Tod und andere sensible Inha...