o ~ 27 - Galerie ~ o

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Nachdem der Regen endlich aufgehört hatte, gingen wir schnell nachhause und nahmen nacheinander eine warme Dusche.

Wie oft ich heute einfach schon duschen war... ich denke dass ist dann erstmal genug.

Als ich zu ihm in die Küche kam stand er bereits am Herd und rührte etwas in einem Topf um.

"Was essen wir heute?", fragte ich und war gerade dabei in dem Topf zu sehen. Aber er schob mich zurück und meinte 'es soll eine Überraschung werden'. Pff, darauf habe ich jetzt echt keine Lust.

"Kann ich denn sonst irgendwie helfen? Mir ist langweilig", meinte ich genervt.

"Du kannst mein Handy nehmen und nach einem Waschsalon in der Nähe suchen, dann sparen wir zeit", sagte er und holte sein Handy aus seiner Hosentasche um es mir zu geben.

Ich nahm es und setzte mich aufs Sofa.
Nach nur wenigen Minuten fand ich einen ganz in der Nähe und machte ein Screenshot davon.

Erst wollte ich das Handy einfach weglegen, aber dann erkannte ich meine Chance und ging heimlich in seine Galerie. Mir ist bewusst dass es eine Verletzung seiner Privatsphäre ist, aber er ist auch irgendwie selbst schuld wenn er mir freiwillig nichts davon zeigt.

Eine Weile schaute ich mir die Bilder an. Es waren ziemlich viele seiner Freunde darauf zu sehen, jedenfalls vermutete ich dass sie es waren, schließlich gab es viele Bilder von ihnen.

Und auf jedem einzelnen Bild sahen sie glücklich aus, sorglos und frei. Auf einigen war ich auch mit drauf, aber selbst die Bilder halfen mir nicht mich zu erinnern.

Viele Bilder auf dem Handy waren aber auch von Jisung und mir, nur wir beide. Ich denke dass waren die meisten.

Wir schienen immer zusammen gewesen zu sein, umarmten uns, saßen ständig nebeneinander und auf einem Bild...da küssten wir uns sogar.
Es schien heimlich von jemandem aufgenommen zu sein, da wir eher im Hintergrund waren, aber trotzdem war es deutlich zu erkennen.
Jisung und ich küssten uns.

Er und ich...waren wir zusammen? Waren wir etwa in einer Beziehung?

Mein Blick wanderte zu Jisung und ich starrte ihn förmlich an. Nur wenige Sekunden später drehte er sich zu mir, wahrscheinlich hat er es bemerkt.

"Ist alles in Ordnung? Fühlst du dich nicht gut?", fragte er besorgt und kam zu mir.

Ich ging schnell aus der Galerie und schaltete das Handy aus.

"D-doch doch, alles gut. Ich war nur in Gedanken.", log ich.

Ich bin ein wenig geschockt. Warum erzählt er mir sowas nicht? Wenn ich doch sein Freund war, dann muss er mir sowas sagen! Ein wenig Wut sammelte sich in mir an.
Wieso will er nicht dass ich es weiß?! Was wäre so schlimm daran?

Wollte er dass ich mich selbst erinnere und mich am besten noch schlecht fühle weil ich es vergessen habe? Was war sein verdammtes Zeil?

"Hast du einen Waschsalon gefunden?", fragte er nun und nahm sein Handy.

"Einen was?", fragte ich abgelenkt, "ach so, ja", antwortete ich dann als ich meine Gedanken wieder gesammelt hatte.

"Schön, dann fahren wir da noch dem Essen hin. Ist übrigens bald fertig", sagte er und ging zurück zum Herd.

Mir ist der Appetit vergangen. Es ist so komisch zu wissen, dass ich ihn geliebt habe, also vermutlich, und ihn nicht mehr kenne.
Wie fühlt er sich damit? Es muss doch echt scheiße sein.

Jetzt mache ich mir eher Vorwürfe, als ihm, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht mehr wütend bin.

Nur kurze Zeit später aßen wir schon das Mittagessen, es gab wieder Reis und Meeresfrüchte und hat echt gut geschmeckt.
Danach fuhren wir in den Waschsalon um endlich mal alle Klamotten zu waschen.
Während wir warteten setzten wir uns auf eine Bank vor dem Laden und spielten UNO.

Ich habe sieben mal gewonnen und Jisung nur einmal, weswegen ich ihn natürlich ausgelacht habe. So ist das einfach. Aber er hatte bestimmt auch seinen Spaß.

Nachdem wir fertig waren mit allem, schaffen wir die Sachen zurück ins Auto und wollte zurück ins Motel. Jisung suchte den Weg auf seinem Handy heraus und ich suchte nach Liedern im Radio, bis ich bemerkte dass er mich kurz von der Seite komisch ansah.

Ich erwiderte den Blick und hob fragend eine Augenbraue.

"Ist irgendwas?", wollte ich dann von ihm wissen.

Er schaute erneut auf sein Handy, winkte aber dann ab, "Nein, alles gut. Lass uns einfach zurück fahren"

Ist er sicher dass alles gut ist? Weswegen hat er-
Oh Shit. Hoffentlich hat er nicht gesehen dass ich in der Galerie war. Das wäre wirklich schlecht.
Aber, dann hätte er es doch bestimmt erwähnt, nicht wahr?

Der restliche Tag im Motel war ziemlich langweilig und das einzige was wir eigentlich gemacht haben, war den nächsten Tag zu planen und ich freue mich schon auf diesen.

Wir gingen relativ spät schlafen, weswegen ich dann auch hoffte am nächsten Tag später aufzuwachen, aber so war es nicht. Ich wachte nach nur 4 Stunden mitten in der Nacht auf.
Jisung und ich schliefen in getrennten Betten, weswegen ich mir weniger Sorgen machen musste, ihn durch meine ständiges drehen aufzuwecken.

Genervt seufzte ich auf. Diese Schlaflosigkeit macht mir noch alles kaputt.
Aber ich bleibe einfach liegen und träume ein bisschen, das ruht hoffentlich auch etwas aus.

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"Wie viele Tage wohl schon vergangen sind?", fragte mich eine sehr leise Stimme im Raum, "Wie viele Tage ich schon hier bin, auf dich warte und hoffe dich bald wieder bei mir zu wissen. Wie lange wird es wohl noch so weiter gehen?"

Ich wollte meine Augen öffnen und wissen wer gerade sprach. Ich wollte wissen wo ich bin, was ich hier mache, warum ich mich nicht bewegen kann und ich wollte wissen wie ich es hier weg schaffe, aus dieser Situation.

Meine Augenlieder bewegten sich keinen Zentimeter oder gar Millimeter. Ich konnte nichts tun. War es schon immer so schwer mich zu bewegen? Machte ich es falsch? Ich bin mir sicher dass ich mich immer so bewegt habe und ich nie eine Schwierigkeit damit hatte, doch wenn es so wäre, warum funktioniert es dann jetzt nicht. Was mache ich falsch?

"Wenn du doch nur deine Augen öffnen oder mir ein Zeichen geben würdest dass du lebst. Irgendwas woran ich mich festhalten kann. Im Moment siehst du aus als würdest du schlafen. Hoffentlich schläfst du und bist nicht schon längst Tot."

Ich erschrak innerlich. Wie kann ich denn bitte Tot sein wenn ich doch hier liege?! Ich bin wach! Hör mir zu, ich bin wach! Ich kann dich hören, verstehen und ich versuche dir zu antworten. Ich gebe mein bestes aber nichts klappt.

Ich versuchte einen Finger zu heben, aber nicht mal das funktionierte, ich fühlte mich wie ein schwerer Klotz Beton. Jede Mühe war nutzlos, als würde ich immer weiter von meinem Ziel davon gleiten.

"Ich muss wieder gehen.", sagte er enttäuscht, nach einer kurzen Stille, "Morgen wird ein schwerer Tag für mich. Ich soll entscheiden wann wir die Geräte abstellen werden und solange du mir kein Zeichen gibst, schwindet meine Hoffnung. Trotzdem gebe ich nicht auf, das verspreche ich dir und du darfst das auch nicht. Solltest du noch Leben sein und mich hören, dann gib nicht auf! Niemals!"

Believe me | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt