○~ 34 - Wahrheit ~○

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Der gesamte Weg war ziemlich lang und anstrengend, deswegen waren wir sehr froh angekommen zu sein. Der kühle Wind machte es gerade zu angenehm, schließlich ha₩ben wir sehr geschwitzt.
Vor dem See legten wir eine Decke und unsere Rucksäcke ab.
"Endlich geschafft", sagte Jisung und legte sich mit dem Rücken auf die große Decke, "wir sollten nicht mehr wandern gehen, ich habe genug davon."
Er schloss seine Augen und ich setzte mich neben ihn im Schneidersitz hin. Jisung ist sehr hübsch, vorallem wenn er so da liegt und ihm die Haare leicht ins Gesicht fallen.
"Das stimmt. Ich bin auch geschafft davon." Eine Weile ruhten wir uns noch aus, sagten nichts und genossen einfach die Atemberaubende Natur. Sie wirkte so unberührt und rein, als wären nur wenige Menschen hierhergekommen. Aber das glaube ich nicht, denn dieser Ort ist bestimmt bekannt. Ich denke alle hier, sind aufmerksam und schmeißen ihren Müll auch weg.

Wir verbrachten hier einige Stunden, aßen etwas und gingen auch in das eiskalte Wasser, was uns gefühlt fast umbrachte.
Es war sehr schön, doch merkte ich zwischendurch, wie sich immer wieder ein unwohles und unangenehmes Gefühl in meiner Brust breitmachte.
Was könnte es sein?
Ich versuchte es zu ignorieren und den Tag nicht zu vermießen. Das würde uns beiden nichts bringen. Vielleicht sollte ich es heute Abend ansprechen. Mal schauen.

Wenig später war es dann soweit. Wir gingen zurück zum Auto und fuhren dann zu einem kleinen Imbiss um uns etwas zum Essen zu holen. Während wir gerade unsere Pommes verspeisen, erzählte Jisung die Worte, welche ich eigentlich nicht hören wollte: "Morgen fahren wir zurück nachhause." Er flüsterte sie und schien selbst wenig davon begeistert zu sein.
"Morgen...?", fragte ich entsetzt und hoffte mich lediglich verhört zu haben, doch er nickte.
"Ich muss wieder arbeiten und du musst dich auch wieder an alles gewöhnen. Es tut mir leid.", sagte er und legte seinen Kopf auf meine Schulter.

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"Es tut mir leid.", sagte ich zu Jisung, während ich am Küchentisch saß, mein Gesicht in meinen Händen vergrub und weinte.
Er lehnte sich gegen die Arbeitsfläche, überkreuzte seine Hände und sah mich schmerzerfüllt an. Er versuchte die Tränen zu unterdrücken, welche dann aber bereits über seine Wangen liefen.
"Du streitest es gar nicht ab?!", schrie er entsetzt. Mittlerweile war er so wütend dass er sogar anfing zu weinen. Doch es war zu offensichtlich, es hätte nichts gebracht es abzustreiten. Der Brief sagte alles.
Ich hasste es Jisung so sehen zu müssen. Erfüllt mit Wut und Hass...mir gegenüber.
Aber irgendwie habe ich es verdient. Nur diese Reaktion...sie war trotzdem die falsche. So sollte man nicht reagieren.

Es klingelte an der Tür.
Wer war das? Warum so spät, es ist nach 23 Uhr.
Mut einem Blick schaute ich auf Jisungs Reaktion, doch er schien nicht dabei zu sein die Tür zu öffnen, deswegen tat ich es. Bevor ich die schwere Tür aufschwang, atmete ich einmal tief durch.
Vor mir stand ein aufgebrachter Seungmin.
"Ist das war?", fragte er ohne mich zu begrüßen und mit zusammengebissenen Zähnen, "stimmt das was Jisung mir erzählt hat?!", schrie er nun.

Ich ließ den Kopf hängen. Scheiße. Er hat es Seungmin erzählt. Meinem besten Freund.
Nun fing er an zu weinen und schlug mir gegen den Oberkörper. Nicht stark, es tat nur leicht weh. Ich umarmte ihn und so hörte er nach einiger Zeit auf damit.
"Was fällt dir nur ein...?", fragte er gebrochen nach wenigen Sekunden und stieß mich weg um zu Jisung in die Küche zu gehen.
Ich blieb im Flur. Den beiden kann ich nicht mehr in die Augen sehen. Es tut weh sie so zu sehen, also ging ich.
Ich zog meine Schuhe und Jacke an bevor ich das Haus verließ und Zielsicher auf den Ort zu ging, bei dem ich vor ein paar Tagen schon einmal war. Nur dieses mal würde es paasieren.

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Erschrocken atmete ich mehrmals tief durch. Was zum Teufel? War das etwa der Streit den ich mit Seungmin hatte? War das der  Grund weshalb er mich hasste und die ganze Zeit so verletzt war?
"Minho, alles gut?", fragte er und sah mir in die Augen, "ich weiß es ist echt blöd jetzt schon nachhause zu müssen, aber-..."
"Das ist es nicht, ich- ich habe mich nur gerade an etwas erinnert."
Er schien überrascht und glücklich, doch würde ich ihm gleich sagen worum es ging, würde er nicht mehr allzu glücklich sein.
Ich schwieg. 'Lass dir eie Ausrede einfallen!', sagte ich zu mir selbst.
Doch es ging nicht, die Bilder schockierten mich selbst viel zu sehr.

"Ich...Ich denke ich weiß warum ich den Streit mit Seungmin hatte. Und mit dir", sagte ich leise und sah unsicher zu ihm.
Der Schock stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Er sagte kein Wort und starrte auf seine Hände.
"Was genau?", fragte er ruhig.
"Ich bin mir nicht sicher, aber es ging um einen Brief und dann- dann klingelte es an der Tür, es war Seungmin."

"Oh", hauchte Jisung, "Der Tag also"
"Erzähl mir etwas darüber."
"Du wolltest, du wolltest dich an diesem Tag umbringen. Ich habe den Brief beim Aufräumen gefunden und konnte dich aufgrund dessen davon abhalten."
Noch immer vermied er den Blickkontakt zu mir und ich war zu geschockt um es zu ändern, also schwieg ich. Es waren sehr lange Sekunden des Schweigens und ich weiß nicht wann ich dann wieder etwas sagte.

"Warum. Warum sollte ich so etwas machen?" Ich sah selbst kein Sinn darin. Jisung und ich schienen doch glücklich gewesen zu sein. Wir haben viel erlebt und ich kann einfach nicht erkennen warum ich mich hätte umbringen wollen.

"Ich weiß es doch auch nicht, verdammt! Du hast nicht mit mir geredet. Wir hatten diesen Streit und dann kam Seungmin, ich dachte er bringt dich zur Vernunft. Aber er hat selbst nicht gewusst was er machen sollte. Er hat so schrecklich geweint und nicht ein Wort sagen können. Du bist dann gegangen und wir wussten nicht was wir machen sollten. Wir waren verzweifelt und- und.", er schluchzte. Ich wusste gerade nicht wie ich helfen sollte. Er schien so gefangen in der Erinnerung zu sein und es tat mit Leid, dass ich ihm solche Schmerzen bereitet habe um mich dann nicht mehr daran erinnern zu können.

"Wir haben dich bestimmt zwei Stunden lang gesucht, wir wussten einfach nicht wo du hättest sein können, aber als wir dich dann gefunden haben, da war es zu spät.", sagte er und weinte noch stärker. Sein ganzer Körper bebte und er schien nur schwer Luft zu bekommen. Ich stand auf und umarmte ihn.
"Ich bin hier, okay? Ich werde dich nicht verlassen, ich bleibe bei dir.", flüsterte ich ihn sein Ohr.
Er legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab und krallte sich in mein Tshirt. Was könnte ich tun damit er sich besser fühlt? Wie soll ich ihn trösten? Ich massierte mit meiner Hand seinen Kopf und flüsterte ihm beruhigende Worte zu.

"Du bist von- von dieser Klippe gesprungen und wären wir nur- nur ein paar Minuten zu spät gekommen, dann..."
Er musste gar nicht weiter reden und ich wusste was er als nächstes gesagt hätte. Ich umarmte ihn fester. "Ich bin hier, beruhig dich, bitte", sagte ich und küsste seinen Kopf.

"Du lagst im Koma und deine Chancen zu überleben waren gering...Aber du hast es geschafft. Ich war so froh dass du aufgewacht bist und dann- dann konntest du dich an nichts erinnern. Ich wollte zwar dass du dich erinnerst, aber nicht daran. Ich hatte Angst dass du es wieder tun würdest."

Believe me | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt