o ~ 25 - Er kennt mich ~ o

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"Denkst du etwa mir gefällt es so unselbstständig und abhängig von dir zu sein?! Ich habe auch keine Lust dich ständig in meiner Nähe zu haben! Ständig machst du mich wütend und verletzt mich mit deinen Worten! Das macht kein Spaß, glaub mir!", schrie ich ihn an ohne auch nur eine Sekunde vorher nachzudenken.

Aber als ich es aussprach bemerkte ich dass ich ihm gerade mitgeteilt habe, wie sehr mich sein Verhalten verletzt und eigentlich will ich gar nicht dass er es weiß. Ich will nicht so hilflos wirken, das ist mit peinlich.

Ich schaute gar nicht mehr zu ihm und wendete meinen Blick ab. Ich drehte mich um und war gerade dabei einfach wieder reinzugehen, da spürte ich wie mich jemand von hinten umarmte, wodurch ich abrupt stehen blieb.

Es scheint ihm egal zu sein dass ich komplett durchnässt bin und er jetzt auch den ganzen Regen abbekam, da er den Regenschirm nicht mehr in seiner Hand hatte.

"Es tut mir leid", flüsterte er als er seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte.

Ich atmete einmal tief ein und versuchte mich zu beruhigen. All die Wut welche sich in meinem Körper gesammelt hat wollte raus und ich war nur kurz davor mich aus seinen Armen zu befreien und ihn einfach da stehen zu lassen. Es wäre mir egal wenn ich so seine Gefühle verletzen würde, er hätte es verdient.

Aber ich tat es nicht. Stattdessen legte ich meine Hände langsam und vorsichtig auf seine und entspannte mich tatsächlich ein wenig. Ich drehte mich ein kleines Stück damit ich zu ihm sehen konnte und er hob seinen Kopf und schaute mir in die Augen.

Ich lächelte leicht, als Entschuldigung, wie auch als Danke.

Er erwiderte es und zeigte mir so es verstanden zu haben.

Ich hasse dieses Temperament und bin froh dass er mir geholfen hat mich zu beruhigen, auch wenn ich ihm dass niemals so offen sagen würde.

Ich denke Jisung weiß ganz genau wie er mit mir umgehen muss, in bestimmten Situation, so wie auch in dieser. Er weiß mich zu beruhigen und ich habe das Gefühl dass wenn er mich einfach nur ansieht, er weiß wie ich mich fühle.

"Lass uns reingehen", meinte ich nach wenigen Sekunden und löste mich aus seinen Armen. Er folgte mir und ich ging geradewegs ins Bad um zu duschen.

Noch während ich dabei war meine Haare zu shampoonieren klopfte jemand an der Badtür.

"Was gibt's?", fragte ich laut und das Geräusch des herunterprasselnden Wasser zu übertönen.

"Ich habe noch eine Jogginghose und einen Pullover für dich", antwortete er mir, "ich lege es auf das Waschbecken, okay?"

Ich bejahte es und so hörte ich wie die Badezimmertür sich öffnete und nach wenigen Sekunden wieder schloss.

Davon ausgehend dass Jisung wieder gegangen ist, spülte ich meine Haare aus und stellte dann das ab.

Ich zog den Vorhang zur Seite und lief schnell zu meinem Handtuch, welches ich dann um meine Hüfte band.

Und als ich in den Spiegel sah um meinem Körper zu betrachten, konnte ich zum ersten Mal eine relativ große Narbe direkt über meinem Hüftknochen erkennen. Wovon kommt die? Warum fällt sie mir erst jetzt auf?

"Jisung?", rief ich in dem Glauben er würde wissen woher ich sie habe. Schließlich kennt er mich besser als ich mich selbst kenne.

"Ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt.

"Ja, naja ich hab mich was gewundert. Kommst du kurz her?", fragte ich laut, damit er es außerhalb des Bades auch hören konnte.

Mir fiel auf das ich gar nichts an hatte und wenn ich jetzt Jisung die Narbe zeigen würde, wäre es nicht gut wenn er mich direkt ganz nackt sieht.

Schnell zog ich also die graue Jogginghose und den Pullover an.

In dem Moment als ich gerade fertig wurde mit anziehen, kam er auch schon ins Bad und fragte was denn los sei.

"Was ist das?", fragte ich als ich meinen Pullover ein Stück anhob und so diese große weiße Narbe zu sehen war.

"Ein Narbe", antwortete er trocken.

Ich blinzelte ein paar mal mit meinen Augen um ihm so zu zeigen dass mir das klar war und es nicht die Antwort war welche ich mir gerade er hofft habe.

"Sie kommt von einem Sturz, aber der ist schon länger her", meinte er dann und starrte auf die Stelle.

Er kam näher auf mich zu und betrachtete die Narbe weiterhin.

"Darf ich sie mal anfassen?", fragte er und verwirrte mich mit dieser Frage.

Ich zögerte erst, doch nickte dann.

Meine Augen beobachteten jeden einzelnen Schritt von ihm genau. Er setzte sich auf die Kante der kleinen Badewanne und streckte seinen Arm ein Stück aus, während ich weiterhin den dunklen Pullover ein Stück anhob.

Seine Fingerkuppen waren eiskalt als sie auf meine warme Haut trafen, deswegen zuckte ich auch kurz zurück.

Er schaute einmal prüfend zu mir und ich nickte als Zeichen, dass es okay ist.

Langsam und vorsichtig fuhr er über die große Narbe und ich war verwundert, warum er so fasziniert davon war. Ich meine, natürlich ist es seltsam so eine große Narbe zu haben aber am Ende ist und bleibt es einfach nur eine Narbe.

Erneut trafen sich unsere Blicke und eine ungewöhnlich Spannung herrschte zwischen uns. Ich hatte das Gefühl in einen Bann gezogen zu sein und konnte gar nicht anders als zu ihm zu schauen.
Jedenfalls bis zu dem Moment, als Jisung sich räusperte und schnell aufstand.

"Ähmm", stammelte er unbeholfen, "Hast- hast du Hunger?"

Ich zog meine Pullover schnell wieder über die zuvor unbedeckte Stelle und nickte.

Er lief aus dem Bad und ich räumte noch schnell meine ganze Wäsche und alles weg, bevor auch ich zu dem Hauptbereich ging, in welchem nicht nur die Betten, ein Sofa, ein Tisch mit zwei Stühlen und ein kleiner Schrank stand, sondern auch eine Küchenzeile. Diese war zwar ziemlich klein, sollte aber zum Kochen für uns beide völlig ausreichen.

Ich setzte mich auf das gemütliche Sofa und beobachtete Jisung wie er am Tisch saß und einen kleinen gelben Zettel beschrieb.

Schon bald langweilte mich das einfach zusehen von Jisung so sehr, dass meine Gedanken einfach abdrifteten und ich es auch nicht hörte, als er mich rief.

Believe me | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt