Believe me | Minsung

o ~ 8 - Kochen ~ o

Jisung hatte bereits alles was wir brauchen rausgesucht. Wir haben beschlossen Curry mit Reis zu essen. Erstaunlicher Weise hatte er dafür tatsächlich alles zuhause.

Er fing an alles wie im Buch beschrieben zu befolgen und trug mir auf, mich auf den Stuhl zu setzten, damit ich nichts falsch mache... Anscheinend bin ich kein geborener Koch, aber wie schwer kann es denn sein eine Anleitung zu befolgen?

Trotzdem machte ich was er sagte und setzte mich.

Eine Weile war es ganz interessant ihm beim Kochen zuzusehen, doch so richtig gefesselt hat mich das nicht, deswegen drifteten meine Gedanken ab.

Habe ich eine Familie? Oder sonstige Angehörige, Bekannte außer meine Freunde.
Ich meine, hätte ich weitere Bekannte, hätten sie sich bestimmt schon bei mir gemeldet...oder?

Jisung hat mir jedenfalls nichts über sie erzählt... Aber selbst wenn ich nun fragen würde, würde er mir wahrscheinlich keine Information geben, da bin ich mir zu fast 99.9% sicher.

Aber das bedeutet trotzdem genauso gut, dass ich noch eine Chance habe.

"Jisung?", sprach ich ihn leise an.

"Hmm", das war seine Einzige Antwort. Könnte vielleicht daran liegen dass er mit Kochen beschäftigt ist...

"Welche Angehörige oder Bekannte habe ich noch?"

"Das musst du selbst rausfinden", war seine halb abwesende Antwort. Ich glaube er ist gedanklich gerade wirklich nicht ganz bei mir.

Naja was solls, da ich mit dieser Antwort sowieso schon gerechnet hab, finde ich sie nicht überraschend schlimm oder etwas derartiges.

"Wann bist du fertig?", fragte ich gelangweilt. Ich habe gerade echt nichts zu tun, außer hier blöd rumzusitzen und Löcher in die Luft zu starren.

"Noch 20 Minuten. Ich habe doch gerade erst angefangen.", gab er mir als genervte Antwort.

Wenn ich noch so lange Zeit habe, dann gehe ich lieber zum großen Küchenfenster und beobachte das Geschehen der Stadt. Ich habe das Gefühl mich stundenlang so beschäftigen zu können. Einfach nach draußen schauen, Gedanken schweifen lassen und auch ein wenig sorglos sein. Das tut mir gerade echt gut.

"Was machst du da?", fragte mich Jisung verwundert und drehte sich dabei zu mir.

"Weiß nicht...beobachten?", gab ich zurück und lehnte mich gegen den Rahmen vom Fenster.

"So wie früher auch schon. Du meintest zu mir immer, dass du so deine Gedanken besser kontrollieren kannst, das bedeutet so viel wie, es war einfacher für dich klarer zu denken und dich zu konzentrieren. Wir saßen oft stundenlang zusammen hier...das war toll", meinte er und lächelte ein wenig vor sich hin.

Auch ich schmunzelte. Schön zu wissen dass ich ähnlich meinem alten ich bin.

Einige Zeit später war das Essen fertig und Jisung und ich gingen zusammen mit den Tellern ins Wohnzimmer.
Wir setzten uns an den Esstisch, damit wir, falls irgendwas runterfällt, nicht das ganze Sofa verschmutzen würden.

Schon nach dem ersten Bissen konnte ich feststellen, dass das Essen einfach nur köstlich schmeckte.

Ich schaute mit großen Augen zu Jisung.

"Das hast du nicht erwartet, oder?", fragte er mit einem selbstsicheren Blick und fing ebenfalls an zu essen.

Ich musste ihm da wirklich recht geben, also nickte ich. Das Essen war sehr lecker. Ich könnte es inhalieren.

Ich weiß nicht wieso, aber ich hätte von dem aussehen des Essen eher etwas mittelmäßiges erwartet.

Ich verschlang das Essen förmlich und war dann trotzdem immer noch nicht satt. Jisung war gerade erst einmal bei der Hälfte, während ich mir schon eine zweite Portion holte.

Aber wenn es schmeckt, warum denn nicht?

Nachdem wir alles wieder aufgeräumt haben, setzten wir uns auf Sofa.
Ich muss noch anmerken dass ich so gut wie alles aufräumen musste, da er ja 'schon gekocht hat'.
Echt fies, aber irgendwie auch gerecht.

"Also", fing Jisung nach einer Weile an zu erzählen, "Mein Plan war jetzt eigentlich, dass wir eine Art Urlaub machen und ich dir alle besonderen Orte von uns beiden zeigen werde. Die Orte, welche deine Erinnerungen zurückbringen könnten.", meinte er hoffnungsvoll und schaute mir dabei in die Augen.

Mir gefällt seine Idee. Ich denke sie könnte klappen. Ich hoffe es zumindest. Das ist auch das einzige was mir im Moment bleibt.

"Ja", sage ich deswegen, "das fände ich gut, sehr gut sogar"
Ich denke die Überzeugung meinerseits war deutlich zu hören.

Er teilte mir zusätzlich mit, dass er noch was zu erledigen hat, es aber in ein paar Tagen schon losgehen würde.

Die Einzelheiten wird er mir schon noch mitteilen, meinte er.

Alles was ich bis jetzt noch weiß, ist dass wir eine Art Trip durch das gesamte Land machen werden. Das klingt toll.

Nur...was wäre wenn es doch nicht klappt. Was wäre wenn wir Tage oder sogar Wochen herum fahren aber alles am Ende sinnlos ist...was ist dann?
Wenn mir am Ende nicht einmal die Hoffnung bleibt?

Aber ich werde Jisung vertrauen, denn das muss ich ja auch irgendwie.

Er ging dann jedenfalls am Abend noch einmal weg. Er wollte nochmal zu Chan oder so und musste noch wichtige Dinge einkaufen. Wahrscheinlich Essen und dieses Sachen die man halt so braucht.

Und was machte ich? Genau...Ich durfte hier vergammeln. Obwohl ich noch nicht lange hier bin, bin ich schon mehr als nur gelangweilt.

Doch auf Fernsehen hatte ich keine Lust, was könnte ich stattdessen machen?

Ich ging ins Schlafzimmer und schnüffelte da in verschiedenen Schränken und Schubladen herum. Ist doch nicht meine Schuld dass er mich hier gelangweilt zurücklässt.

Das meiste Zeug war einfach nur langweilig, aber ich fand einen Gegenstand der mein Interesse weckte. Es war ziemlich versteckt.

Es war ein Handy. Es hatte keinen Akku, aber es sah neu aus. Warum hat Jisung zwei Handys? Beziehungsweise wofür braucht er zwei Handys?

Könnte es sein dass es einmal meins war?
Ich denke es wäre möglich...

Ich würde es ja gerne aufladen, aber ich denke er wäre nicht so glücklich wenn er bemerkt, dass ich in seinen Sachen geschnüffelt habe.

Vorerst legte ich es an seinen Platz zurück, um keine Spuren zu hinterlassen und verlies dann das Zimmer.

Vielleicht sollte ich doch einfach Fernsehen bis Jisung wieder da ist. Das wird bestimmt nicht solange dauern wie letztes mal.

Das tat ich dann auch, aber es kam nur Müll, weswegen ich währenddessen einschlief.