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Wer versuchte nun wieder alles zu zerstören? Langsam reichte es ihnen wirklich... Trotz der ganzen Sicherheitsvorkehrungen war es doch wieder passiert... Wütend schlug Clarke mit der Faußt auf den Tisch. Der Tisch knackte verdächtig unter der Wucht des Schlages. Lexa nahm die Flasche und wollte sie gerade in den Abfluss kippen, doch sie wurde von Steffi davon abgehalten. Sie wollte das überprüfen, ob wirklich was im Wein war oder ob sie nicht langsam verrückt wurden... Sie füllte eine kleine Menge in ein Glas und fuhr damit sofort zu Malin, um sie zu beten, es im Krankenhaus im Labor zu überprüfen. Malin machte sich natürlich sogleich auf den Weg und untersuchte die weiße Flüssigkeit. Es stellte sich schnell heraus, dass der Wein tatsächlich mit Quecksilber versetzt war! Steffi raste wieder nach Hause und berechtete den beiden das Ergebnis. Das war zuviel für Lexa, sie rannte aus der Küche, sprang ins Auto und wollte nur noch weg. Dass Clarke und Steffi sie davon abhalten wollten, ignorierte sie. Lexa wollte allein sein, dorthin, wo sie niemand finden konnte! Sie rauschte davon, bog kurze Zeit später auf die Autobahn ab und fuhr Richtung Meer. Sie wollte nach Italien, zu ihrer Cousine, die sie schon viel zu lange nicht mehr gesehen hatte... Es war ihr erster Gedanke, aber ein mulmiges Gefühl hatte sie dabei schon, denn die beiden hatten sich jahrelang nicht mehr gesehen. Kontakt hatten sie auch keinen, da Maria nicht akzeptieren konnte, dass Lexa lesbisch war.

Als sie stunden später endlich die italienische Grenze passiert hatte, hielt sie ein letztes mal an einer Tankstelle, füllte den Tank auf, holte sich einen Kaffee und überlegte, ob sie Clarke bescheid sagen sollte. Einerseits wollte sie allein sein, doch auf der anderen Seite wollte sie nicht, dass sich Clarke noch mehr verrückt machte, denn sie hatte nicht mal ihr Handy mitgenommen! Dass sie ihren Geldbeutel dabei hatte, grenzte fast an ein Wunder, doch den hatte sie Gott sei dank noch in der Hosentasche, das sie das Essen bezahlt hatte. Nach kurzem Überlegen hatte sie den Entschluss gefasst, zuhause anzurufen. Nach kurzem suchen fand sie eine alte Telefonzelle, warf ein paar Münzen ein und wählte die Nummer von zuhause. Schon nach dem ersten Klingeln nahm eine besorgte Clarke ab. Doch bevor Lexa auch nur eine Silbe sagen konnte, brach es aus Clarke heraus. Sie schrie sie an, wie sie es wagen konnte, einfach so abzuhauen! Ob sie denn nicht wusste, dass sie alleine in noch größerer Gefahr war, und das wichtigste... WO zum Teufel sie war! Als Clarke nach ihrer Schimpftirade fertig war, versuchte sie Clarke zu beruhigen, wollte ihr sagen, wo sie war, doch entschoss sie sich im letzten Moment dagegen, denn sie wusste nicht, ob das Telefon zuhause nicht irgendwie abgehört wurde. Sie sagte Clarke nur, dass sie an einem sicheren Ort ist, und sich so bald wie möglich wieder melde würde. Sie bat Clarke, ihr einfach zu vertrauen. Sie versprach, bald wieder nach Hause zu kommen, und dann würden sie zusammen überlegen, wie es weitergehen sollte. Jetzt wollte sie einfach in Ruhe nachdenken und ihre Cousine sehen... Auch wenn es Clarke natürlich nicht passte, nicht zu wissen wo ihre Liebste war, wusste sie doch, dass es so wirklich am besten war, wenn sie es nicht wusste, und es vor allem keiner mitbekommen konnte, sollte das Telefon wirklich angezapft sein. Anders konnte sie sich auch nicht erklären, wie der Wein mit ihrer Bestellung ins Haus hätte kommen sollen. Sie beendeten das Gespräch, und Clarke zog wütend den Stecker des Telefons aus der Steckdose... Niemand sollte nochmal ihr Telefon überwachen. Für den nächsten Tag nahm sie sich vor, einen neuen Telefonanschluss zu machen.

Lexa war hoffentlich in Sicherheit... Das waren ihre letzten Gedanken, dann brach sie weinend zusammen... Steffi versuchte Clarke zu beruhigen, was aber nur semioptimal klappte. Auch Steffi machte sich Sorgen um Lexa und ihre Sicherheit, doch war es für den Moment bestimmt wirklich das beste, wenn sie nicht wussten, wo Lexa gerade steckte! Steffi redete beruhigend auf Clarke ein, und schließlich gelang es ihr tatsächlich, Clarke vor dem völligen durchdrehen zu bewahren... Viel würde nicht mehr fehlen, das wussten die beiden... Steffi kannte Clarke lange genug, um zu sehen, dass es bald passieren würde. Es musste sich was ändern! Nur was? Solange Clarkes Dad die Finger mit im Spiel hatte, würde sich nichts ändern, soviel war sicher. Also hatten sie nur die Möglichkeit zusammenzuhalten und durchzuhalten! Sie hoffte, dass Clarke es schaffen würde. Sie war stark, natürlich, doch auch Clarke konnte nicht ewig durchhalten.

Hunderte von Kilometern entfernt, bekam Lexa davon natürlich nichts mit! Unschlüssig stand sie vor dem Haus ihrer Cousine, und plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, ob die Idee hierher zu kommen wirklich so gut war! Doch Maria war die einzige aus ihrer Familie, die sie noch hatte. Lexas Eltern starben, als Lexa gerade mal vier Jahre als war, an den Folgen eines schweren Autounfalls. Ihre Eltern überlebten nicht, und Lexa verlor ihr Gehör. Geschwister hatte sie keine, nur die Schwester ihrer Mum, die mittlerweile in Italien lebte. Lexa wuchs bei Maria auf, und bis sich Lexa geoutet hatte. Da warf Maria sie aus dem Haus. Mit knapp sechzehn Jahren stand Lexa nun wieder alleine da. Und diesesmal war sie wirklich allein. Sie hatte niemanden mehr, zu dem sie hätte gehen können... Die junge Lexa versuchte sich so durchzuschlagen, doch in Italien wollte sie nicht bleiben! So kehrte sie nach Deutschland zurück, versuchte sich dort mit einigen Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. Gewohnt hatte sie in einem alten verlassenen Wohnwagen auf einem Schrottplatz... So lange, bis sie ihre erste Freundin kennenlernte... Da war Lexa gerade mal zwanzig. Caro holte sie von der Straße zu sich nach Hause. Die Kommunikation funktionierte trotzdem, denn Caro beherrschte die Gebärdensprache. Sie beschaffte ihr sogar einen Job als Dolmetscherin. Von da an wurde Lexa immer unabhängiger. Caro kam damit nicht klar und trennte sich ein halbes Jahr später von Lexa. Trotz der Trennung war Lexa ihr bis heute dankbar, dass sie Lexa damals aus diesem Loch geholt hatte! Sie zog kurz darauf in ihre erste eigene Wohnung und krempelte ihr Leben komplett um. Nie wieder wollte sie von irgend jemandem abhängig sein, das schwor sie sich!

Mittlerweile arbeitete sie bei der Stadt als Dolmetscherin für Gebärdensprache. So vergingen die Jahre, und der Tag, der ihr Leben für immer verändern sollte, näherte sich in Riesenschritten. Kontakt zu Maria hatte auch nicht mehr, seit über zehn Jahren lebte sie ohne ihre Cousine und kam wunderbar klar. Und doch vermisste sie Maria manchmal, in solchen Momenten überlegte sie, ob sie ihr nicht einen Brief schreiben sollte, doch jedesmal verwarf sie den Gedanken wieder... Lexa beschloss, ihren achtundzwanzigsten Geburtstag nicht zuhause zu feiern. Ihr Chef genehmigte den Urlaub und kurze Zeit später begegnete sie dann Clarke. Da begann ein völlig neuer Lebensabschnitt für Lexa.

Lexa und Clarke Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt