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Harrys pov:

Als die Zimmertür lautstark zuknallt und ich eine Person fluchen höre, fange ich direkt an zu grinsen.

Auch wenn man es von außen nicht mitbekommt, höre und fühle ich alles. Ich lächele und erwidere Gesten, trotzdem kommen sie bei meinem Gegenüber nie an.

Was ich ziemlich schade und nervig finde.
Laut Louis liege ich seit knapp viereinhalb Jahren im Koma und so langsam will ich nicht mehr. Ich möchte ihn endlich sehen, nicht nur seine Stimme hören.

Natürlich vermisse ich meine Freunde und meine Familie, aber Louis war der einzige, der in der Zeit, in der ich im Krankenhaus liege, fast jeden Tag bei mir war.

(Ich kenne Bruchstücke aus meinem Leben aus der Zeit kurz vor dem Koma. Eigentlich nur das, was mir in den Jahren erzählt wurde oder Schlüsselerinnerungen. Das ich eine Freundin hatte, als ich ins Krankenhaus gekommen bin, war mir fremd, bis ich es von Louis und meiner mum gehört habe. Anscheinend waren wir schon etwas länger zusammen. Meine Kindheit ist komischerweise komplett erhalten geblieben. Bis zu meinem Uni-Abschluss weiß ich alles glasklar, der Rest ist leicht verschwommen.)

Nur die letzten Wochen war Louis nicht hier. Und das hat mich traurig gemacht. Ich habe kein wirkliches Zeitgefühl, aber vier Wochen waren es bestimmt. Niall und meine Schwester waren einmal hier. Sonst war ich alleine.

"Hey Harry, hier ist Louis.", begrüßt er mich endlich und mir wird warm, als er meine Hand vorsichtig drückt. Ich weiß nicht, was es ist. Noch nie wurde mir so warm, wenn er mich berührt hat.

Oh Gott. Kann man krank werden, wenn man im Koma liegt?

"Ich hoffe, dass es okay ist, dass ich hier bin. Ich wollte mich entschuldigen, dass ich so lange nicht mehr hier war, aber es gab einen Vorfall in der Familie und danach habe ich mein Bein gebrochen und war krankgeschrieben. Ich wäre so gerne zu dir gekommen, aber ich konnte kein Auto fahren und mich generell schlecht bewegen.", fängt er an und seufzt. Ich glaube, er setzt sich auf den Stuhl neben dem Bett, aber sicher bin ich mir nicht.

"Ich hoffe, du wachst bald auf, Harry. Es wird bald Winter und du liegst immer noch hier in diesem Bett. In den zwei Monaten, die ich dich jetzt nicht gesehen habe, sind deine Haare gewachsen." Ich höre die Trauer aus seiner Stimme.

Sei nicht traurig. Alles wird gut will ich sagen, aber kein Ton verlässt meine Lippen.

"Ich wünsche mir so sehr, dass du wieder aufwachst. Ich weiß nicht, wie dein Leben danach aussehen wird, aber es wird definitiv schöner, als hier in diesem Bett zu versauern. Gott, es hat sich so viel verändert und du konntest es nicht miterleben. Ich- nein nicht unbedingt ich, aber irgendjemand deiner Freunde oder deiner Familie muss dir unbedingt alles neue zeigen. Dir wird es gefallen." Sein Optimismus steckt mich jedes mal aufs neue an.

Aber heute ist es anders. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber mein ganzer Körper kribbelt, als Louis über meinen Handrücken streicht und ich seinen Blick auf mir spüre.

"Deine Schwester hat vorhin bei uns angerufen. Sie kommt dich morgen mit Darcy besuchen. Harry, du weißt gar nicht, wie süß deine Nichte ist. Sie ist so klein und niedlich. Sie hat die gleichen braunen Haare wie du und wunderschöne grüne Augen. Fast so wie saftiges Moos.", schwärmt er und irgendwie habe ich den Drang, meine Hand umzudrehen und unsere Finger miteinander zu verschränken.

Aber warum? Ich bin nicht schwul und sonst hatte ich die Gefühle auch nicht. Dieses Kribbeln hatte ich zuletzt bei meiner Freundin aus der Uni.

An das erste Jahr im Koma kann ich mich absolut nicht erinnern, deswegen auch anscheinend nicht, wie Kylie mit mir Schluss gemacht hat. Generell wusste ich eigentlich nicht wirklich, dass ich eine Freundin hatte.

Only a matter of time || Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt