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Murrend drehe ich mich in meinem Bett um und versuche das Klingeln meines Handys zu ignorieren. Wer auch immer mich da wecken will, soll gefällt bis nachher warten.

Nachdem das Klingeln nach fünf Minuten nicht aufhört, rolle ich mich zur Bettkante, dass ich an mein Handy komme, welches auf meinem Nachtisch liegt. Warum ich es nicht auf Stumm geschaltet habe, weiß ich nicht.

"Tomlinson.", gehe ich nuschelnd dran und schlafe fast wieder ein. "Kannst du ins Krankenhaus kommen? Mister Styles ist aufgewacht und hat nach dir gefragt.", kommt es von einem aus dem Krankenhaus. Wer genau es ist, kann ich nicht zuordnen, da ich definitiv viel zu müde für sowas bin.

"Jetzt wirklich? Du verarschst mich nicht?", hake ich nach, bin aber schon aufgestanden.

"Nein, wirklich. Kommst du?"

"Ja ich bin auf dem Weg." Schnell lege ich auf und zucke zusammen, als ich Zayn in meinem Bett vorfinde.

Gestern wurde es ein wenig spät, weswegen er hier geblieben ist. Jetzt guckt er mich nur böse an. Anscheinend habe ich ihn geweckt.

"Harry ist aufgewacht.", quieke ich viel zu unmännlich und schmeiße mich auf meinen besten Freund, welcher wieder zurück auf die Matratze fällt und reflexartig seine Arme um mich schlingt.

"Echt jetzt? Das ist doch toll.", lächelt Zayn unter mir und ich nicke heftig.

"Ich- ich muss zu ihm. Fährst du mich? Bitte? Ich traue meinem Körper gerade nicht wirklich." Zum Beweis halte ich ihm meine zitternden Hände entgegen.

"Natürlich. Lass uns schnell unsere Zähne putzen und was anziehen.", entgegnet er und hebt mich von sich runter.

Ich nicke, als ich wieder auf meinen Beinen bin und krame mir aus meinem Kleiderschrank eine Jogginghose und einen Hoodie raus, während ich von Zayn noch ein Shirt und ebenfalls noch eine Jogginghose finde, die ich ihm schnell zuwerfe, bevor ich mich so schnell wie noch nie umziehe und ins Badezimmer sprinte, um meine Haare zu kämmen und meine Zähne zu putzen.

"Mach mal langsam.", höre ich Zayn hinter mir, der langsam ins Badezimmer kommt und unter dem Waschbecken nach einer neuen Zahnbürste kramt.

"Deine steht im Schrank." Ich deute auf den Spiegelschrank vor mir und öffne diesen schließlich, um auf die gelbe Zahnbürste zu zeigen, welche Zayn erst vor einer Woche das letzte mal benutzt hat.

"Danke.", grinst er und nimmt diese in die Hand, um sich seine Zähne zu putzen, während ich den Schaum schon ausspucke und meinen Mund mit Wasser ausspüle.

Eine halbe Stunde später gehen wir gerade durch den Eingang der Station, als Tobi auf mich zukommt. "Kommst du? Ich weiß nicht, warum Mister Styles nach dir gefragt hat, aber besonders redselig ist er ja nicht.", begrüßt er mich und Zayn neben mir verdreht die Augen.

Vielleicht mögen wir Tobi beide nicht so gerne, obwohl Zayn eigentlich gar nicht auf dieser Station arbeitet. "Wird wohl seine Gründe haben.", kommt es trocken von Zayn und ich grinse ihn nur an.

"Wir bleiben draußen. Falls was ist, sag Bescheid, ja?", lächelt Zayn vor Harrys Zimmertür und nicke dankend. "Du kannst aber auch zurück fahren. Du hast einen Schlüssel von meiner Wohnung.", richte ich an Zayn, doch er schüttelt nur den Kopf.

"Ich hab sowieso Frühschicht. Die zwei Stunden kann ich auch hierbleiben." Ich umarme ihn dankend und nicke Tobi nur zu, bevor ich ein letztes Mal tief durchatme, bevor ich Harrys Zimmer betrete.

Die Lampe über seinem Bett ist an, jedoch hat er seine Augen geschlossen.

Lächelnd beobachte ich ihn, wie er eigenständig atmen kann, ohne irgendwelche Hilfsmittel. Nur ein kleiner Sauerstoffschlauch hängt noch an seiner Nase.

Leise setze ich mich auf den Stuhl neben seinem Bett und lächele, als ich merke, dass seine Haut viel wärmer als gestern noch ist.

"Hey Großer.", flüstere ich und streiche über seinen Handrücken. "Es freut mich, dass du wach bist, auch wenn du jetzt schläfst. Wenn du aufwachst, bin ich hier."

Schweigend beobachte ich, wie seine Brust sich automatisch auf und ab bewegt, während ein leises Schnarchen aus seinem leicht geöffneten Mund kommt.

Lange ist es still im Zimmer und niemand bewegt sich, bis Harry seine Hand plötzlich umdreht und unsere Hände miteinander verschränkt. Heftig zucke ich zusammen, während ich versuche, mein Herz unter Kontrolle zu kriegen.

So schnell hat es lange nicht mehr geschlagen. Heilige Scheiße, Harrys Hand in meiner fühlt sich so verdammt richtig an. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich ein wenig Angst, wie er reagiert, wenn er gleich aufwacht und mich sieht.

Vielleicht habe ich ihn über die Jahre auch so viel genervt, dass er mich gar nicht mehr sehen möchte oder er denkt, ich wäre seine Freundin. Naja Ex-Freundin.

Oder vielleicht hat er in seinem Koma nichts mitbekommen und versteht Gott und die Welt nicht mehr, wenn er mich an seinem Bett sitzen sieht.

Ein wildfremder Mann, der seine Hand hält und in ihn verliebt ist, obwohl es nicht gerade das richtigste ist, dass ein Pfleger sich in einen Patienten verliebt.

Oder aber auch hat er alles mitbekommen und sich ebenfalls in mich verliebt. Naja, diese Wahrscheinlichkeit, dass dieser wunderschöne Mann vor mir meine Gefühle erwidern wird, ist dann doch ein wenig gering.
Sehr gering. Viel zu gering. Chance gleich null.

Wegen meinen Gedanken habe ich gar nicht gemerkt, wie Harry seine Augen geöffnet hat und mich ziemlich müde anlächelt. Aber fuck, er hat stechend grüne Augen und Grübchen.

Harry ist definitiv mein Todesurteil.

Als ich erst nach wenigen Sekunden verstehe, was hier passiert, will ich Harry meine Hand entziehen, da ich absolut keine Ahnung habe, was seine Reaktion gerade ist. Ich kann nichts aus seinem Blick lesen, was mir höllische Angst macht.

Only a matter of time || Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt