Bei der Frau Großmutter

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Den Weg durch das Tal zu finden war leichter, als Piroska gedacht hatte

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Den Weg durch das Tal zu finden war leichter, als Piroska gedacht hatte. Er war offenbar absichtlich so angelegt worden, dass er leicht zu gehen war und das ständige Auf und Ab des Bodens vermied. Und er war deutlich markiert. Also auf diesem letzten Stück des Wegs hatten sich ihre Vorgängerinnen sicher nicht verirrt.

Piroska stellte fest, dass sie dank Ylvigur besser vorangekommen war, als sie erwartet hatte. Er hatte ihr den größten Teil der Last abgenommen und so hatten sie den Wald wesentlich schneller durchquert, da sie ohne die Kiepe leichtfüßiger gewesen war. Ihm schien das Gewicht weniger ausgemacht zu haben als ihr. Nun ja, dachte Piroska, er war ja auch wesentlich größer und kräftiger gebaut als sie. Sie konnte es nicht leiden, wenn man ihr sagte, dass sie etwas nur deshalb nicht konnte, weil sie ein Mädchen war. Aber hier lag die größere Leistungsfähigkeit des Mannes nicht an seinem Geschlecht, sondern an seinem Körperbau. Vor sich selbst konnte Piroska nämlich eingestehen, dass sie mit ihrer Höhe von gerade mal einem Meter 53 nicht gerade groß war.

Durch das schnellere Vorankommen war sie auch nicht wie befürchtet erst im Dunkeln angekommen. Zwar stand die Sonne schon ziemlich tief, aber die Dämmerung hatte noch nicht begonnen. So würde sie noch einiges im Haus erledigen können, bevor das schwindende Licht ihr die Putzarbeiten erschweren würde. Piroska schritt trotz der schweren Last schneller aus. Je mehr sie heute Abend noch schaffte, umso früher würde sie morgen aufbrechen können. Und Ylvigur wieder treffen. Ob er wirklich die ganze Nacht dort oben warten würde? Vielleicht war er es als Waldbewohner ja gewöhnt, unter Büschen zu schlafen. Piroska jedenfalls zog ein warmes Bett vor.

Schon nach kurzer Zeit stand sie vor der Tür des Hauses und wollte gerade anklopfen, als bereits geöffnet wurde. Offenbar hatte die Frau Großmutter sie bereits kommen sehen.

„Du kommst ein wenig spät", sagte sie zur Begrüßung. „Aber besser spät als nie. Komm erst mal rein und gib mir deine Kapuze."

Gehorsam trat Piroska ein und entledigte sich des Kleidungsstücks, das ihr ohnehin schon zu warm geworden war. Die Frau Großmutter nahm sie ihr ab und hängte sie auf einen Haken neben der Tür.

„Rechts ist die Stube, da kannst du deine Last ablegen."

Piroska folgte der Anweisung und gelangte in einen großen Raum mit vielen Schränken, einem massiven Tisch und einer erstaunlichen Anzahl von Stühlen, von denen keiner wie der andere aussah. Aufseufzend stellte sie das Joch ab, ging in die Knie und mühte sich mit den Trägern der Kiepe ab.

„Warte, ich helfe dir", mit verblüffender Kraft griff die Frau Großmutter zu und bald hatten sie die Kiepe auf dem Boden abgestellt, ohne deren Inhalt auf den Teppichen zu verteilen, welche die Holzdielen teilweise verdeckten.

Aufatmend drehte sich Piroska um und nahm die Frau Großmutter, die sie im dunklen Flur nur undeutlich hatte sehen können, erstmal in Augenschein.

Das Zeichen der roten Kapuze ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt