Wie man Räuber fängt

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Ganz so schnell konnten sie zwar nicht aufbrechen

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Ganz so schnell konnten sie zwar nicht aufbrechen. Aber der Rest des Tages verging mit Packen, Abschieden, hektischen letzten Einkäufen und in Piroskas Fall mit Backen.

„Willst du die ganze Abteilung mit Kuchen versorgen?" fragte Ylvigur, der brav Backbleche rein und raus schob, Formen abwusch und abgekühlte Kuchen verpackte.

„Es haben so viele gefragt", erklärte seine Verlobte und pustete sich die Strähne aus dem Gesicht. „Und ich muss ja auch an die Wachen an der Brücke denken."

Der Werwolf lachte. „Du würdest die ganze Welt mit Kuchen abfüttern, glaube ich."

„Hm, das ist vielleicht doch etwas viel", gab Piroska zu und füllte einen weiteren Teig in eine Form. „So, das ist der letzte."

„Bist du sicher?", neckte er und als sie nickte: „Und was brauchst du, wenn der gebacken ist?"

„Nur den Rest Ho – nimmst du den Finger da raus!"

Gehorsam nahm Ylvigur den Finger aus der Honigglasur und leckte ihn genüsslich ab. „Vorhin hast du gesagt, du brauchst die nicht mehr."

„Ich sagte, ich muss keine mehr anrühren, weil der Rest für den letzten reicht."

„Konnte ich ja nicht wissen", maulte er.

Piroska lächelte. Es hatte Spaß gemacht, den Tag mit Ylvigur in der Küche zu verbringen. Trotz oder vielleicht sogar wegen seines Hangs, jede Glasur und jeden süßen Teig zu probieren. Was früher in harte Arbeit ausgeartet war, wurde mit dem munteren Werwolf zum Spiel. Er hatte immer eine helfende Hand für sie, ließ sich bereitwillig Handlangertätigkeiten aufladen und unterhielt sie unterdessen mit allerlei Schnurren und Faxen.

Trubel hatte es nur einmal gegeben, als eine fette Ratte aus der Speisekammer geflitzt war. Während das Küchenmädchen schreiend geflohen war und die Köchin das Rattenblei gesucht hatte, hatte sich Ylvigur sofort in einen Wolf verwandelt und das Nagetier gejagt. Nachdem er die Ratte erlegt hatte, hatte er in der Kammer das Nest aufgestöbert und die restlichen Ratten getötet. Die dankbare Köchin hatte ihm dafür sogar verziehen, dass er drei Ratten gleich gefressen und deren Knochen in die Feuerstelle gespien hatte. Und die übrigen Ratten ebenfalls mit verpackt hatte, um sie den anderen Wilkos mitzubringen.

Ylvigur war eben ein halber Wolf und Piroska stellte fest, dass sie das sogar akzeptieren konnte. Er würde von ihr nie verlangen, dass sie ebenfalls tote, rohe Ratten aß, also konnte sie ihm sein Vergnügen lassen. Und ein Ehemann, der nicht angeekelt vor Ratten zurückwich, sondern sie jagte und frohgemut vertilgte, war nicht zu unterschätzen. Piroska war sicher, dass die Zeiten von angefressenen Brotlaiben und Rattenkot im Mehl nun Vergangenheit für sie waren.

„Hier, für euch!" Die Köchin überreichte Ylvigur einen großen Käselaib. „Ihr mögt doch Käse, habe ich mir sagen lassen."

„Oh ja! Aber nachdem ich deine Küche verwüstet habe ..."

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