Am Morgen des dritten Tages trafen die Waldbewohner müde und erschöpft zum wiederholten Mal an der Wegkreuzung ein. Die erste Sondierung hatte nicht viel ergeben, sie hatten nur einige Ortschaften ausschließen können, da keine Wagenspuren dorthin geführt hatten. Die Menschen hatten ihnen auch nur selten und dann äußerst widerwillig Auskunft gegeben und niemand hatte ihnen sagen können, wohin man Gefangene hätte bringen können, wenn man sie nicht der Gerichtsbarkeit übergeben hatte.
So waren sie gezwungen gewesen, eine der kleinen Städte nach der anderen abzusuchen. Mittlerweile war ihnen nur noch die Hauptstadt Kronburg und das Handelszentrum Kaufmannshaven übrig geblieben. Aber beides waren sehr große Städte; sie gründlich zu durchsuchen würde Wochen erfordern. Wochen, die Ylvigur vielleicht nicht mehr hatte. Sie wussten nur zu gut, mit welchen Methoden die Städter die Wilkos zu „zähmen" pflegten.
„Ich weiß überhaupt nicht mehr weiter", seufzend ließ sich Tala auf den Boden sinken. Faolán betrachtete seine Frau besorgt. „Du jedenfalls ruhst dich jetzt erstmal aus. Du brauchst Schlaf."
„Ja, und die dazu passenden Alpträume." Tala lehnte sich an einen Baum und duldete es, dass Faolán sein Hemd auszog und ihr als Kissen hinter den Kopf schob. „Ich sehe nur noch Ylv und was sie alles mit ihm machen können."
„He! Hierher!" rief Rando in diesem Moment und überrascht wandten sie um. Eine Gruppe von fünf Menschen näherte sich ihnen.
„Mama! Papa!" Tala weinte beinahe vor Erleichterung und versuchte, sich aufzurappeln.
„Bleib sitzen, Kind!" Schon kniete die zierliche, schwarzhaarige Frau neben ihr und strich ihr sanft über die Wange. „Du siehst müde aus. Geht's euch beiden gut?"
Tala sah auf ihre noch recht schlanke Taille und lächelte. „Dem da geht's prächtig. Mir weniger, aber schon mal besser, da ihr jetzt da seid."
„Nachdem ihr noch hier seid, nehme ich an, ihr habt noch nicht viel gefunden?" fragte ein großer, blonder Mann und setzte sich an Talas andere Seite. Diese schüttelte mutlos den Kopf. „Eigentlich haben wir nichts erreicht, Papa."
„Du siehst zu schwarz!", tadelte Faolán seine Frau. „Amarok, wir können dir alle Ortschaften aufzählen, wohin man sie nicht verschleppt hat!"
Ein weiterer Blondschopf, wesentlich jünger als Amarok, Varg und Raifa, tauchte nun hinter Uke und Varg auf. „Und wie viele bleiben dann übrig?"
DU LIEST GERADE
Das Zeichen der roten Kapuze ✔️
FantasyPiroska will eigentlich nur der Frau Großmutter, die im Wald lebt, neue Vorräte bringen. Aber dort geht etwas Seltsames vor. Junge Frauen verschwinden spurlos, Reisende werden ausgeraubt und die Wölfe heulen am hellichten Tag. Und ein seltsamer jun...