Piroska seufzte, als sie sich in der Küche umsah. Es war gar nicht so einfach zu entscheiden, wo sie am besten anfangen sollte.
Aber Piroska war nicht auf den Kopf gefallen und vor allem schreckte sie nicht vor harter Arbeit zurück. Sie durchstöberte die Küche, entdeckte dabei im Regal eine große, leere, allerdings stark verstaubte Schüssel und spülte diese unter der Pumpe aus. Unter dem Tisch fand sie einen verdreckten, aber leeren Eimer, neben dem Herd lag ein Ascheschieber und auf einem Stuhl ein grobmaschiges Sieb. Mehr brauchte sie fürs erste nicht.
Sie platzierte Eimer und Schüssel neben dem Herd und stellte das Sieb auf die Schüssel. Den zum Glück kalten Dreifuß holte sie aus der Asche heraus und begann diese mit dem Ascheschieber aus der Feuerstelle zu holen. In Ermangelung einer Schaufel nahm sie die aufgehäufte Asche mit beiden Händen hoch und warf sie auf das Sieb. Nach einigen Handvoll Asche verrieb sie dann den Siebinhalt mit der Hand. Die feine Asche rieselte in die Schale, alles andere – nicht völlig verbrannte Holzstücke, aber auch Reste von Stoff und Knochen – schüttete sie in den Eimer.
Piroska arbeitete schnell und präzise. Nach fünf Minuten war die Feuerstelle grob gereinigtund bereit für ein neues Feuer. Piroska rechnete damit, dass sie nachher noch kochen musste, vor allem aber wollte sie auch warmes Wasser zum Abwaschen haben.
Zunächst mal wässerte sie die Asche in der Schale und stellte diese dann ins Regal, achtete dabei darauf, dass sie die Schüssel nicht in die Nähe von Esswaren stellte. Sodann schichtete sie Holz und Zunder auf, nahm das Feuerzeug, welches tatsächlich griffbereit auf dem Herd lag – das einzige Teil, welches an seinem Platz war, dachte sie ärgerlich – und schlug Funken, bis der Zunder Feuer fing. Dann säuberte sie einen kleinen Kessel, füllte ihn mit Wasser und stellte ihn auf den Dreifuß. Während sich das Wasser erwärmte, sah sie sich um, entdeckte einen ziemlich schütteren Reisigbesen und tat daraufhin drei Dinge: Zunächst fegte sie den Dreck auf dem Boden grob zusammen, damit sie nicht ständig auf irgendetwas Ominöses trat, gleichzeitig vermerkte sie sich als gedankliche Notiz, dass die Frau Großmutter einen neuen Besen brauchte. Und sie reservierte sich den Besen für das Herausholen des heißen Kessels aus dem Feuer. Dem angesengtem Stiel nach zu urteilen war sie ohnehin nicht die erste, die das Putzutensil für diesen Zweck nutzte.
Nun räumte sie alles, was sie auf dem Tisch fand, erstmal auf den Boden. Essensreste, ein zerbrochener Krug sowie ein schimmliger Stofffetzen flogen dabei mit Schwung in den Eimer. Was Piroska anpackte, das wurde mit vollem Einsatz und großen Elan durchgeführt.
Die Kiste neben dem Herd hob sie mit einiger Anstrengung auf den Tisch und kippte sie dort aus. Eine dichte Staubwolke stieg auf, als der Inhalt auf die Platte kollerte. Ein Nudelholz rollte herunter und prompt in Piroskas eilig ausgetreckte Hand.
Zu ihrer Freude fand Piroska sogar gleich drei Scheuerbürsten. Eine davon tauchte sie in die Schale mit Aschenlauge, die schon zuvor im Regal gestanden hatte und bürstete mit ihr zunächst die anderen beiden aus. Mit einer der gesäuberten Bürsten bearbeitete sie dann die Wanne, füllte diese anschließend mit Wasser und einer Portion Aschenlauge und gab das heiße Wasser aus dem Kessel dazu.
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Das Zeichen der roten Kapuze ✔️
FantasyPiroska will eigentlich nur der Frau Großmutter, die im Wald lebt, neue Vorräte bringen. Aber dort geht etwas Seltsames vor. Junge Frauen verschwinden spurlos, Reisende werden ausgeraubt und die Wölfe heulen am hellichten Tag. Und ein seltsamer jun...