Kapitel 11 (New)

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Noch bevor ich überhaupt ihr Nummer wählen konnte, rief sie mich plötzlich an.
"Hallo! Katy?!!", rief ich eifrig und richtete mich von der Couch auf.
"Ich hoffe du hast meine Nachricht vor deiner Tür vorhin erhalten", fügte ich dem hinzu.
"Ja. Deswegen rufe ich an...", erwiderte sie ohne jegliches positive noch negative Gefühl in ihrer Stimme, die sie immer im Gegensatz zu mir verstecken konnte.
"Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht was ich sagen soll. Wie ich anfangen soll..."
Meine Stimme wurde stumpfer und ich fühlte mich ein wenig kleiner. Es war unglaublich ruhig um uns herum, sodass ich beinahe das Gefühl hatte mit mir allein zu reden.
"Wo warst du gestern?!", fragte sie plötzlich mit gereizter Stimme.
"Das wollte ich dir erklären! Ich"
Doch bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, nahm sie mir das Wort vorweg und gab mir zusätzlich noch ein deutlich schlechteres Gefühl, als ich es eh schon hatte.
"Warum bist du nicht an dein Handy gegangen?! Ich habe mir total die Sorgen um dich gemacht!...Wir waren verabredet. Weißt du wie blöd ich mir vorkam, dort alleine in dem Cafè auf jemanden zu warten, der nicht kommen sollte?! Du hättest mir wenigstens absagen können, wenn du keine Lust dazu hattest..."
Ihre Wut war trotzdessen das ich sie nicht direkt vor mir stehen sah deutlich zu spüren. Mit jedem Wort das sie sagte wurde sie lauter. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hätte auf der Stelle anfangen können zu weinen und mich vermutlich auch noch übergeben. Doch stattdessen kaute ich nervös auf meinen Lippen herum und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.
"Ich kann es absolut verstehen, das du enttäuscht von mir bist. Das du am Liebsten kein Wort mehr mit mir wechseln wollen würdest, aber bitte lass es mich dir wenigstens erklären was in den letzten Tagen oder gestern geschehen ist."
Ich atmete tief ein und öffnete eines der Fenster, um mich wenigstens etwas befreiter fühlen zu können.
"Ich war gestern auf dem Weg zu dem Cafè und dachte ich nehme eine der Seitengassen als Abkürzung, um ein paar Minuten früher da zu sein...Ich hatte sogar das Handy in der Hand und wollte dir gerade schreiben das ich fast da bin, als plötzlich zwei fremde Männer hinter mir auftauchten und mich festhielten...Sie. Also."
Es fiel mir schwer darüber zu reden. Überhaupt daran zu denken. Bei dem Gedanken kamen mir die Tränen, die ich die ganze Zeit versuchte zu verdrücken. Doch es ging nicht mehr.
"Einer von ihnen drückte mich plötzlich an die Wand und öffnete seine Hose...Ich versuchte mich zu wehren. Rief nach Hilfe so laut ich konnte. Doch keiner von ihnen hörte mich...Ich flehte sie an mich gehen zu lassen, doch sie waren einfach zu stark für mich...
Doch als er gerade - da. Da war Matthew...Er schlug die Beiden k.o und bewahrte mich vor Schlimmeres!...Nun ja ich konnte danach an nix anderes denken und er war einfach gerade für mich da...Es tut mir leid!"
Ich war mehr als erleichtert das los geworden zu sein und generell den Mut gehabt zu haben darüber sprechen zu können. Es fühlte sich immer noch beklemmend und beängstigend an, doch ich war um einiges befreiter!

"Lara...Ich...Ich hatte keine Ahnung...Mir tut es leid!...Nun weiß ich nicht was ich sagen soll...Ich wünsche ich hätte dir helfen können!", hörte ich ihre erschrockene Stimme durch das Handy dringen.
"Es tut mir leid das ich dich eben so angegangen bin! Das war nicht in Ordnung von mir. Ich habe etwas überreagiert. Bitte entschuldige!"
Ich war froh das sie mir keine weiteren Vorwürfe machte, bezüglich der Abkürzung oder des Treffens mit Matthew. Ich wusste das Erstes nicht unbedingt die klügste Entscheidung von mir gewesen war, aber dennoch gab es keinem Menschen auf dieser Welt das Recht jemanden gegen seinen Willen anzufassen oder festzuhalten!

"Warst du damit bei der Polizei?!", fragte sie stattdessen.
"Nein...Ich. Ich weiß nicht, ob ich das will. Ich meine, ob es wirklich etwas bringt. Vermutlich bekommen sie tausende dieser Meldungen und können nix weiter für einen tun, weil sie entweder über alle Berge sind oder es keine Beweise gibt...", erwiderte ich beschämt.
"Genau aus diesem Grund wäre es gut dorthin zu gehen. Damit es anderen Frauen nicht das selbe widerfährt. Gar schlimmeres! Vielleicht haben andere sie bereits angezeigt?!..."

Vielleicht war es wirklich das Beste, um mit der Sache abzuschließen und eine Chance diese Mistkerle endlich aufzuhalten.

"Natürlich möchte ich dich zu nix drängen, aber ich würde auch mit dir zusammen dorthin gehen!...Und?! Es gäbe doch einen Zeugen. Matthew?!, wenn ich das richtig verstanden habe."
Mir fielen die Worte, um darauf antworten zu können. Es war kompliziert mit ihm. Sehr kompliziert, aber das konnte sie nicht wissen. Sie kannte ihn noch nicht. Ebenso so wenig wie ich...
"Ähm ja. Also. Okay! Aber gibt mir noch etwas Zeit damit...", waren die letzten Worte zu dem Thema, um nicht weiter darüber reden zu müssen.

"Darf ich dich vielleicht nochmal auf einen Kaffee einladen?", fragte ich zögerlich und hoffte das sie zustimmen würde.
"Nein! Wenn dann lade ich dich ein."
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ein kurzen Moment lang dachte ich sie würde mich nun doch nicht mehr sehen wollen. Vermutlich war ich schon ein wenig durcheinander.
"Ist...das denn in Ordnung für dich?! Also ich kann auch zu dir kommen, wenn du möchtest?!", erwiderte sie fraglich.
"Gerne!"
Dann verabschiedeten wir uns kurz und legten auf. Bis dahin räumte ich noch einmal ein wenig auf und entschied nochmal eine Waschmachine anzumachen, um nicht irgendwann mit leeren Händen oder eher nackt da stehen zu müssen.
Als ich dann zu dem großen Spiegel an der Wand blickte, sah ich sie wieder.
Diese Frau. Diese unschuldige und doch hübsche Frau, die ganz alleine da stand. Sie schien etwas verloren und beängstigt zu sein, darum wollte ich ihr helfen. Also näherte ich mich dem Spiegel und sah sie genauer an. Sie war ein wenig blass im Gesicht, aber ihr Lächeln war immer noch da.

Nach etwa einer Viertelstunde klingelte es auch schon an der Tür. Mit meinen Socken lief ich zur Tür, ließ sie unten herein und öffnete schon einmal die Wohnungstür. Aufgeregt und gleichzeitig so betrübt wartete ich darauf sie endlich in die Arme nehmen zu können. Ich glaube das war das was ich von allen Dingen am Meisten brauchte. Halt!
"Die vielen Treppenstufen sind wahnsinnig anstrengend", stieß sie lachen aus als sie völlig aus der Puste die letzten Stufe hinauf ging.
"Jetzt weißt du weshalb ich keinen Sport mache", witzelte ich.
Dann folgte eine innige Umarmung, die nie enden sollte. Es war ein gutes Gefühl. Das Beste seit langem.
"Es tut mir leid", sagte ich während ich sie noch etwas fester drückte.
"Es tut mir auch leid!"

Dann lösten wir uns wieder voneinander und ich bat sie hinein, während ich mir die nervige Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
Sie warf einen Blick um sich und stellte ihren Rucksack und ihre Schuhe ordentlich beiseite.
"Hat sich gar nicht viel verändert bei dir!"
Daraufhin holte sie die Flasche Sekt und die Pralinen, die ich ihr vorhin vorbei gebracht hatte, aus ihrer Tasche heraus.
"Ich dachte wenn dann teilen wir uns die lieber!" Sie brach mich immer zum Lachen. Ganz egal wie schlecht es mir ging. Es war schön sie an meiner Seite zu haben. Auch wenn ich gelegentlich etwas schleppend in unserer Freundschaft gewesen war.
Sie stellte ihre Schuhe beiseite und folgte mir in das Wohnzimmer.
"WOW! Von wem sind die denn?!", fragte sie neugierig und betrachtete die Rosen noch ein wenig näher.
"Ja die sind!...Ähm. Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht von wem die sind", lachte ich, während ich mir nachdenklich an der Stirn kratzte.
"Nun möchtest du etwas trinken?!...Also etwas anderes außer Sekt?!"
Sie schmiss sich auf die Couch und machte es sich schon einmal bequem.
"Vodka?!" - "Spaß beiseite. Ein Kaffee wäre ganz nett."
Da ich so gut wie keinen Kaffee trank, habe ich mir die kleine Kaffeemaschine nur auf Grund meiner Gäste angeschafft und bemerkte das sie bereits wieder ein wenig eingestaubt war.
"Nun. Erzähl doch mal!...Wer ist eigentlich Matthew?!"

My mysterious Millionaire - LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt