Kapitel 4 - Vater Tochter Gespräch

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Kapitel 4 - Vater Tochter Gespräch

"Wie bitte?" fragte ich meinen Vater ungläubig. "Ich kann dir nicht weiterhelfen. Du wirst morgen noch Umziehen! Punkt!" Wie konnte er einfach nur so über mein Leben bestimmen? Meinte er etwa nicht, dass ich nicht schon genug damit zu tun hatte, damit klar zu kommen, dass ich ein verfluchtes Monster bin? Ein Biest das unschuldige und einfache Menschen tötete, weil sie keine Kontrolle über ihr Handeln hatte? Er musste meinen verletzten Gesichtsausdruck gesehen haben, denn er senkte seine Stimme, als er nun weitersprach: "He Lucy hör mir mal zu, ja? Ich weiß das alles ist sehr neu für dich und ich weiß, dass du momentan deine eigenen Probleme hast, aber das ändert nichts an der Tatsache das du so schnell wie möglich die Kontrolle über deine neue Seite erlangen musst. Und das geht nur wenn du unter deines gleichen in einem Rudel lebst. Das kann ich dir nicht bieten. Wir wollen doch nicht das jemand anderes das gleiche widerfährt wie dir damals oder? 

Außerdem ist es äußerst wichtig für den Rat, dass unsere Spezies noch ein klein wenig länger geheim bleibt und das bedeutet auch, dass du jetzt vernünftig bleiben musst. Es bringt eine gewisse Verantwortung mit sich die jeder zu tragen hat, wenn er mit so einer Gabe von Gott beschenkt wurde." Meinte er das alles ernst was er da von sich gab? Es soll eine Gabe von Gott sein? Es war ein Fluch von einer miesen Hexe nichts weiter! Wir sind wilde Tiere, da gibt es keine Kontrolle nur Instinkte! Das einzige, und nicht mehr, was sich daraus ergibt, ist das es eine weitere Last auf den Schultern meines Vaters, meiner Mutter und mir bedeutete.

Sollte ich irgendwann Ärger bereiten müsste sich mein Vater vor dem Rat für mich verantworten. Denn ich bin in der Welt von diesen Viechern noch nicht alt genug um ein Vollwertiges Mitglied zu sein. Das bedeutet, dass ich unter dem Schutz meines Rudelanführers oder Vaters. Momentan wäre das dann wohl letzteres der Fall. Vorausgesetzt der Rat würde überhaupt wissen, dass ich kein Mensch, sondern zu einem Welpen ihrer Gattung geworden bin. Wie unschön würde es wohl ausgehen wenn sie gleichzeitig erfuhren, dass ich ohne Einweisung und Rudelzugehörigkeit wild umher streifte als Wolf und dabei unschuldige Menschen erschreckte oder sogar vielleicht tötete? Mein Vater hatte recht. Ich könnte zu viel Aufmerksamkeit auf mich lenken und am Schluss noch jemanden ernsthaft verletzen. 

Das mein 18. Geburtstag noch ein Weilchen hin ist, passte natürlich wieder einmal perfekt. Deswegen durfte ich wegen meinem Umzug auch nicht wirklich mitreden. Klar wollte ich einen Neuanfang und meine Vergangenheit hinter mir vergraben. Aber warum musste alles so plötzlich passieren? Erst Lars Umzug und auf einmal wache ich auf und siehe da, ich bin selbst ein Werwolf. Wie kann sich alles über eine Nacht so drastisch ändern? Normalerweise müsste ich das durch den Angriff am besten wissen, aber das Leben scheint wohl immer mehr Überraschungen für mich bereitzuhalten. Vielleicht sollte ich aufpassen, was ich mir wünsche. Diese 'Ab heute wird alles anders' Einstellung nahm drastische folgen an. "Sag bloß nie wieder das es eine Gabe Gottes sei! Du weißt ganz genau was ich von alldem halte. Aber wer sagt, dass ich dauerhaft dorthin ziehen muss? Nach Zwei Monaten kann ich doch wieder zurück nach Hause kommen oder nicht?" Vielleicht war mein altes Leben doch nicht so schlimm. Jetzt wo sich alles veränderte wollte ich wenigstens mein gewohntes Umfeld um mich herum haben. Dort würde ich niemanden kennen und auch nicht wissen was womöglich auf mich zukam. Wie verhält man sich in einem Rudel? "Um ehrlich zu sein kannst du jederzeit nach Hause kommen. Zumindest theoretisch, schließlich bleibst du ja fast intern in der Stadt, aber nur zu Besuch. - Du wärst einfach eine zu große Gefahr für deine Mutter! Vergiss nicht, dass sie immer noch eine gewöhnliche Menschen-Frau ist und wir beide wissen, wie wir reagieren wenn wir Menschen um uns haben, wenn wir nicht ausgiebig Jagen und das wäre ein zu großes Risiko. Du wärst doch ohnehin bald ausgezogen, nach der Schule für ein eventuelles Studium. Jetzt wurde es einfach etwas vorgezogen. Freu dich doch darüber, das könnte doch auch mehr Freiheit für dich bedeuten."

Wolfsblut (I) | WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt