Kapitel 10 - Erster Tag

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Kapitel 10 - Erster Tag

Erster Tag, es ist ja immer schlimm irgendwo die neue zu sein. Aber hier in einem Haus voller Wölfe wusste ich nicht wie ich den heutigen Tag überleben sollte.
Ich lag in meinem Bett und starrte auf meine Handy Uhr. Keiner war mehr im Zimmer. Ich hatte gestern gar nicht bemerkt, dass ich die gestrige Nacht nicht allein verbracht hatte. Ich hatte so tief geschlafen. Es machte mir Angst das ich so unachtsam gewesen war. Natürlich würde Johnson sie alle Umbringen, würden sie mir etwas tun... oder auch nicht. Aber er klang sehr zuverlässig in dem Punkt, dass ich hier sicher war. Ich wusste es besser. Meine Vergangenheit hat mich gelehrt niemals mehr diese Geschöpfe zu unterschätzen.
Erst jetzt nahm ich die Zahlen richtig auf meinem Handy wahr. Sie verrieten mir, dass es 11Uhr war und ich somit erfolgreich das Frühstück verschlafen habe. Na klasse. Ich hätte nicht gedacht das ich erst so spät aufwachen würde. Eigentlich hatte ich ja insgeheim für die Schule früh aufstehen wollen aber irgendwer musste mein Handy Wecker ausgeschaltet haben, noch bevor ich aufgewacht bin. Verdammt. Dafür war ich jetzt zumindest ausgeruht. 
Langsam richtete ich mich auf und fuhr mir durch meine Haare.
Ich brauchte unbedingt eine Dusche und Kaffee. Ich durfte nicht den Fehler machen und mich von meiner Morgenmüdigkeit überwältigen lassen, dabei unachtsam werden und riskieren das mir jemand in den Nacken sprang. Nein.
Fest entschlossen duschte ich mich und zog mich an. Ich suchte mir extra Klamotten heraus in denen ich gut Rennen konnte. Als ich meine Schuhe nicht finden konnte fiel mir ein, dass sie noch unten im Schrank auf mich warteten. So ein Mist und im Notfall wenn ich flüchten musste konnte ich nicht als Wolf rennen sonst hatte ich später das Problem nackt umherzuwandern, sollte ich mich wieder für das Menschsein entscheiden. Und ohne Schuhe durch den Wald zu laufen, war nun wirklich nicht angenehm. Ich würde sie in Zukunft in meinem Zimmer behalten. 
Ich öffnete unsre Zimmertür und bemerkte, dass ich noch gar keinen Schlüssel für die Haustür hatte, wenn ich unbemerkt heute noch wohin wollte - vor allem wenn ich die Zeit mal ausnutzen wollte, dass Johnson nicht da war. Zumindest ging ich stark davon aus. Er ging doch noch zur Schule oder? Ich hatte ihn in mein Alter geschätzt vielleicht ein paar Jahre älter? Ich musste Johnson also nach der Schule auffinden oder ich suchte dessen Eltern auf. Was war mir lieber? 
Kopfschütteln versuchte ich mich an den Weg zur Küche zurück zu erinnern. Ein Junge mit rotem Haar kam mir entgegen und grüßte mich.
"Hallo ehh... weißt du vielleicht wie ich zur Küche komme?"
Er nickte mir ernst zu.
„Folge dem Gang, danach links die Treppe runter und ab da müsstest du dich zurecht finden können."
Ich bedankte mich und folgte seiner Anweisung. Kurz darauf befand ich mich in der Küche und bereitete mir Müsli vor. Es war das einzige was ohne großen aufwand gut schmeckte.
„Guten Morgen." ertönte es nahe an meinem Ohr und erschreckte mich so zu Tode, dass ich augenblicklich zur Salzsäule erstarrte. Der Atem von seiner tiefen Stimme streifte meinen Hals und kitzelte mich sanft. Johnson... mir stellten sich die Nacken Haare. Wohl doch keine Schule.
Mir blitzten Bilder von Lars Angriff vor meinem inneren Auge auf. Das passierte öfters wenn ich mich erschrak. Ich fing an zu zittern aber zwang mich dann sofort zur Ruhe. So wie immer wenn das passierte. Gleichzeitig versuchte ich auch meinen Wolf in mir zu beruhigen, aber der schien sich mehr für Johnsons Anwesenheit zu interessieren und sich darüber auch noch sehr zu freuen. Also war das überhaupt nicht nötig. „Warum bist du nicht in der Schule?" fragte ich gleichzeitig während ich die schlimmen Bilder aus meinem Kopf verdrängte und zur Konzentration die Augen geschlossen hielt. Den Löffel fest umklammert, sodass meine Handknöchel weiß wurden.

„Ich kann dich doch nicht an deinem Ersten Tag hier so ohne Aufsicht lassen. Am Schluss läufst du mir noch davon und dein Vater wäre sicherlich nicht sehr erfreut darüber."
Wie konnte ich seine Anwesenheit nicht bemerken!? Er war mir so nahe gekommen ohne, dass ich ihn gehört hatte. Das Beweist doch nur, dass man Angst vor ihnen haben musste und sie wilde Tiere sind. Raubtiere und meister im Anschleichen. Wozu Johnson alles in Stande sein könnte? Was er wohl alles schon in seiner Vergangenheit vielleicht getan hat? Ich erschauderte bei der Vorstellung. Ein normaler Mensch hätte nie so leise sein können.
Er trat noch immer keinen Schritt weg von mir. Er lies mir keine Luft zum atmen, dabei hätte ich jetzt gerne Abstand gehabt. „Nach dem essen trainieren wir. Ich hole Janis später damit er dich in unsrer Ursprungsgeschichte unterrichten kann. Du hast noch einiges nachzuholen, weswegen du noch nicht bei unsrem normalen Unterricht mitmachen kannst. Aber ich bin mir sicher du wirst schnell lernen."
„Ist das hier so ein Halbes Internat oder was?" fragte ich etwas schnippisch und verspottend. Mir passte es nicht wie er alles koordinierte, mir deutlich machte wie wenig ich wusste und mir einfach keinen Platz zum atmen ließ!
„Lehrer, Unterricht, Training als ob ich nicht genügend schon mit meiner eigentlichen Schule zu tun hätte. Es stehen Klassenarbeiten und Referate an!"
„Ich weiß, dass es dir momentan wohl alles ziemlich viel erscheinen muss..."
Ich konnte das sarkastische Lachen nicht unterdrücken.
„Ein bisschen ist gut..."
„Wenn du magst kann ich dich von deiner eigentlichen Schule abmelden
und dafür sorgen, dass du hier offiziell Privat-Unterricht bekommst.
Wenn du magst, denk darüber nach. Ach und außerdem können wir heute das Tagesprogramm weglassen...ausnahmsweise. Wenn du noch etwas Zeit brauchst für dich natürlich. Aber du musst verstehen wie wichtig es ist, dass du das versäumte so schnell wie möglich nachholst."

Wolfsblut (I) | WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt