Kapitel 18 - Richard?

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Kapitel 18 - Richard?



"Du bist was?!" Ich  erschrak und machte einen Satz zurück. Paul kam hinter einer Wand  hervor. Oh nein! Hatte ich es etwa laut gesagt?! Was zum Teufel machte  Paul hier!? Panik erfüllte mich. Adrenalin schoss mir durch die Adern  und ließ meine Stimme verdächtig aufgeregt klingen."Paul nein! Das ist  nicht so wie du denkst." Ich  verzog das Gesicht. Oh scheiße! Johnson  wird mich umbringen. Jetzt ging garantiert dieses Gerücht herum.  Vielleicht hatte er es schon Mental mit allen anderen im Rudel geteilt. Wer  weiß vielleicht funktionierte das wie so ein Soziales Netzwerk! Oh shit  ... Ich bin am Arsch. Garantiert.

"Beruhig dich Lucy. Keine Sorge. Ich erzähle es Johnson schon nicht."
Er  lachte. Aber das war nicht lustig. Ich fand das überhaupt nicht lustig!  Warum lachte er?! "Darum geht es nicht! Es stimmt überhaupt nicht. Es  war ein Scherz. Weißt du? Sicherlich kennst du das... wenn du... müde  bist sagst du dumme Sachen. He, ich hatte echt wenig Schlaf heute. Mein  Kopf ist nicht ganz klar, daran liegt das. Meine Worte ... Das ich... Es  war nicht ernst gemeint okay?" Er schmunzelte. "Ist gut Lucy. Ich  versteh das schon richtig. Keine Sorge." Sein zwinkern machte mich wahnsinnig. "Aber Lucy..."  sein Gesichtsausdruck wechselte von Belustigung zur Ernsthaftigkeit.  Vorahnend lief mir schon ein kalter Schauer über den Rücken. "Er ist  schwierig. Ich kenne Johnson schon etwas länger und sollte das stimmen, was du sagst, erwarte nicht zu viel von ihm. Du bist mir sympathisch und wirkst nett auf mich, deswegen sage ich dir das. Du solltest aufpassen. Ich glaube  nicht, dass er dir jemals ernsthaft etwas tun würde, aber du musst wissen,  wie auch du hat auch er eine Vergangenheit. Seine Narben sieht man  vielleicht nicht auf der Haut, wie deine, aber sie sind da. Auch jetzt noch holt ihn seine Vergangenheit immer wieder ein. Manche Dinge können uns  verändern. Du bist noch nicht so lange hier. Klar hat er eine liebe  vielleicht auch charmante Art, aber manchmal... naja ich will dir keine  Angst machen. Oder ihn dir ausreden. Es war mir nur wichtig, nicht dass du am  Schluss vielleicht enttäuscht sein wirst. Keine Ahnung warum."
Aber manchmal...?  Warum beendete er seinen Satz nicht einfach? Seine Vergangenheit holte  ihn auch jetzt noch wieder ein? Meinte er damit vielleicht Richard? Warum um alles in der Welt musste er  in solchen Rätseln sprechen? Sollte das jetzt mein Bild, welches ich von Johnson  habe verändern? Ich konnte ihn sowieso schon überhaupt nicht einschätzen.  Ich kannte ihn ja auch nicht besonders lange. Vielleicht sollte ich mir wirklich Pauls Warnung zu Herzen nehmen, auch wenn sie für mich nur noch mehr Fragen aufwarfen. Ich überprüfte meine  Kleidung und suchte nach den Narben die er beschrieben hatte, aber  nichts davon deutete auf die hässlichen Verunstaltungen hin, welche sich  darunter verbargen. Also woher wusste er davon? Da fiel mir vage die Autofahrt wieder ein. Hatte Johnson beim Fahren nicht mit Paul über meine  Narben gesprochen? Auch über seinen Vater und dass er schon dort den  Verdacht pflegte mit mir seine Mate gefunden zu haben? Es schien alles  so weit weg, dass es genau so gut auch eine Halluzination gewesen sein  konnte. Vielleicht eine Nebenwirkung von dem Zeug, welches mir Johnson  gespritzt hatte. Paul hatte mich zudem auch schon nach meiner Verwandlung gesehen. Also daher. Wie konnte ich das nur wieder vergessen?
"In Ordnung Paul. Vielen dank für die Warnung. Lass  uns doch zurückgehen und die Sache trotzdem einfach vergessen okay?" Er  zuckte mit den Schultern. "Ich hab dich gewarnt. Was du mit dem Wissen  anstellst musst du für dich entscheiden." Noch mehr Rätsel wollte ich nicht hören. Ich habe so das Gefühl es würde nur alles noch  verschlimmern. Was mir aber ebenfalls wieder einfiel, als ich auf meine linke Hand schaute  und die kleine Narbe sah von meinem Traum den ich kurz vor meinem ersten Erwachen in meinem neuen Leben als gefährliche Kreatur hatte war, dass ich unbedingt Janis aufsuchen und ihn darüber noch ausfragen musste. Wie  zum Henker diese Narbe wirklich auf meine Haut kam, denn ich war mir  sicher, dass es nicht die Realität sondern eine Art Vision gewesen sein  musste. Paul lief voraus, als wir gemeinsam die Küche ansteuerten.  Anscheinend hatten wir das gleiche Ziel, denn für mich war die  Unterhaltung definitiv zu Ende. Doch weit -
"Autsch!" Kamen wir nicht. Ein  brennender fast zerreißender Schmerz erfüllte mein Bein und durchlief  meinen Körper so heftig, dass der Schmerz mir die Kontrolle raubte und es  einknicken ließ. Überrascht und überwältigt von diesem Gefühl konnte  ich mich nicht mehr auffangen und sank zu Boden. "Verdammt, ahh!" stöhnte ich. Es tat  Höllisch weh. Ich krümmte mich auf dem Boden zu einer Kugel zusammen und  hielt Schmerzverzerrt mein Bein. Paul kam zu mir geeilt und hielt mich  aufrecht gesetzt. Er zwang mich wenigstens ein Bein auszustrecken. "Was  ist jetzt los? Was-was hast du denn?" Fragte er Verblüfft mit einem  Panischen Unterton. Ich war mir sicher das etwas an meinem Bein riss.  Bevor ich ein Wort herausbekam wurde ich von etwas neuem überrascht. Es  fühlte sich an als ob mein Kopf gegen etwas hartes geschlagen wurde.  Alles um mich herum begann sich wie wild zu drehen. Ich war froh Pauls Hände an meinen Schultern zu spüren, denn sie gaben mir halt und der  Schleier der sich um mich gelegt hatte schien zu weichen.
Niemand hatte meinen Kopf gegen eine Wand geschlagen. Das musste ich mir lediglich einbilden. 
Dann  ließ der nächste Schmerz nicht lange auf sich warten. Das Gefühl jemand  zerrte an meinem Bein wirkte nun so authentisch, dass ich meine Jeans  hochschob um mich wirklich zu vergewissern, dass alles okay war. Wie  erwartete war nichts zu sehen und auch sonst entdeckte ich kein fieses  Monster, welches es wagte sich an meinem Bein zu schaffen zu machen.
Ich  biss die Zähne zusammen und versuchte ihm zu erklären was los war. Auch  er begutachtete mein Bein kritisch. "Hmm... Man sieht nichts. Vielleicht  Johnson..." Ein Zögern von dem ich nicht wusste was es zu bedeuten  hatte. Er schaute mich einen kurzen Augenblick nur fassungslos an und  machte einen Schritt weg von mir. Als ob ich ihn plötzlich angeekelt hätte. Doch  sein Gesichtsausdruck verriet mir Schock und keine Abneigung. "Du bist  seine Mate! Es ist wahr!" Ach du meine Güte. Wie kam er jetzt zu diesem  Entschluss? Konnte es noch schlimmer werden? Erst glaubte er ich sei verliebt und jetzt meinte er zu wissen, ich sei Johnson's Mate? Johnson war nicht einmal Zwei Stunden weg und so wie Paul herumbrüllte, wusste es vermutlich jetzt eh wieder. Wie Peinlich. Was Johnson denken musste, wenn er wieder zurückkam und das erfuhr? Ich konnte ja gut meine Klappe halten. Na ganz toll, Lucy.
"Wie meinst du das?" "Johnson... Er muss verletzt sein.  Wenn ich zumindest mit meiner Theorie recht habe oder du hast dir beim  laufen tatsächlich das Bein gewaltig angeschlagen, wobei ich das eher  weniger vermute." Johnson war verletzt?! Ich musste jetzt bedacht  Handeln. Er durfte nicht weiterhin denken, dass er mein Mate war. "Ich glaube ich  habe mir wirklich das Bein angeschlagen beim Laufen. Ich bin heute so  müde und schusselig. Ich geh schnell hoch ins Krankenzimmer und hole mir  ein Kühlbeutel. Geh ruhig vor und kümmer dich, um das was auch immer du gerade noch vorgehabt hast. Das gleiche werde ich auch tun, sobald ich mir meinen Kühlakku besorgt habe." Ich schenkte ihm ein warmes lächeln.  Es sollte ihn beruhigen. "Ich könnte ihn dir auch holen. Taylor kann sich auch noch zwei  Minuten länger ohne mich um die Vorbereitungen kümmern für die  Verletzten." "Ist schon gut. Ehrlich, aber das ist lieb von dir. Ich  weiß das zu Schätzen." "Das sind so viele Treppen bis dorthin, dass will  ich dir mit deinem Bein nicht zumuten. Wenn es wirklich so weh tut, wie  du es gesagt hast, wäre es mir eine freude dir Hilfsbereit beiseite  stehen zu können. Ich bin sofort wieder zurück. Bleib einfach hier  sitzen." Noch bevor ich etwas sagen konnte war er schon aufgestanden und  losgelaufen. Mitten auf dem Weg drehte er sich einen kurzen Moment um  und lächelte mir freundlich zu. Nun blieb mir nicht mehr viel Zeit nach  draußen zu stürmen und Johnson zu helfen. Dumm oder nicht aber der Drang  ihm zu helfen übernahm die komplette Kontrolle. Ehrlich, Paul so auszutricksen gefiel mir ganz und gar nicht. Mir war es nicht  gleichgültig und so kalt wollte ich nicht sein. Aber manchmal muss man  nunmal Opfer bringen. Ich rappelte mich auf und stützte mich einen  kurzen Augenblick an der Wand ab. Mir wurde zuerst Schwarz vor Augen und  ich brauchte kurz bis ich sicher auf meinen Beinen stehen konnte doch  dann lief ich entschlossen Richtung Tür. Dafür musste ich aber an Marcel,  womöglich auch Louis vorbei. Ich kannte noch keinen anderen Weg zurück  außer den der durch die Küche führte und dort wartete mit Sicherheit schon meine Pizza auf mich. Das Haus war zu groß und die 
Wahrscheinlichkeit zu hoch, dass ich mich verlaufen würde und es dann zu spät war, um  Johnson noch zu retten.
Ich musste jetzt sofort handeln.
"Ich komm gleich wieder." Marcel schaute mich  irritiert an, als ich die Schwingtür zur Küche etwas zu schwungvoll als  beabsichtigt öffnete und meine Stimme genau so überschwänglich hatte klingen lassen. Verdammt ich musste mich wirklich in Zurückhaltung üben.  Trotzdem verfolgte ich nur noch einen klaren Gedanken.
Bloß hier weg, bevor Paul zurückkam und mich suchte oder Marcel irgendein Verdacht  schöpfte und wollte, dass ich die Pizza belegte. Ich zwang mich meine Schritte unbefänglich locker wirken zu lassen, als ob ich nicht gerade vorhätte in das nächste Kriegsgebiet  einzufallen, um die Heldin zu spielen. Wer weiß was mich dort erwarten  würde? "Aber wo willst du denn hin? Deine Pizza ist fast fertig! Keine Sorge, die Belegung bleibt eine Überraschung." Ich fragte mich, wann ich  angefangen hatte mit dem lügen. Damit verriet ich einer meiner  wichtigsten Grundprinzipien und dennoch tat ich es, denn mir blieb keine  andere Wahl, sollte ich Johnson wirklich retten wollen.. Mir tat es leid.  Marcel würde sicherlich ärger bekommen, weil er mich hat gehen lassen.  Andererseits würde ich ihm gar keine chance geben zu erfahren, was genau  mein Plan war. Hoffentlich würde ihn wenigstens das etwas schützen. Er  war nett und ich wollte nicht, dass er ausgerechnet wegen mir Ärger bekam.  Naja vielleicht wäre es klüger gewesen, wenn ich auch gewusst hätte, wie dieser vermeintliche Meisterplan auszusehen hätte. Aber womöglich sollte es genau so eine Überraschung  werden, wie die Belegung von meiner Pizza. Hoffentlich keine Ananas,  denn dagegen war ich Allergisch. "Das ist echt nett von dir Marcel. Ich  muss nur kurz etwas erledigen und bin dann sofort wieder da."  Wahrscheinlich dachte er, ich müsse die Toilette aufsuchen. Ich gab zu  mein Plan war nicht ganz ausgefeilt. Was tat ich, wenn ich mit dem  Verletzten Johnson zurückkehren musste? Wie sollte ich mich vor Paul  rechtfertigen? Wie könnte ich ihm dann erklären, dass Johnson nicht mein Mate  war und das es keinen Grund gab das ganze Publik zu machen? Das ich ihn  alleine hab stehen lassen und dann auch noch angelogen hatte. Er wird sauer  sein und ich würde verstehen, wenn er mich sogar verpfeifen würde! Ich  könnte es ihm nicht einmal übel nehmen. Nur wie soll ich Johnson dann  beibringen, dass Paul durch mich erfahren hat, welche Verbindung zwischen uns beiden herrschte. Johnson hat keine Ahnung von dem was ich möglicherweise  für ihn empfand und nun würde er es auch noch durch die Hand eines  anderen erfahren!

Wolfsblut (I) | WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt