Kapitel 24 - Familienzuwachs
In meiner Menschengestalt fühlte ich mich nicht gerade behaglicher. Wir saßen an einem kleinen Tisch und tranken Tee. Immer wieder wurde ich von merkwürdigen Blicken konfrontiert, die - was für eine große Überraschung - nur von Johnsons Großvater auskamen. Auch wenn er so nett sein wollte und mir Kekse anbot, zunehmend leckere Kekse, machte er mir dennoch immer mehr Angst.
Zweifel kamen über mich. Hatten meine Eltern mir noch mehr über mich verschwiegen?
Wer war ich denn wirklich? Was meinte dieser alte Mann denn überhaupt?
Diesen Mann habe ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen und trotzdem sprach er von "armer Junge" und "Mach doch mal deine Augen auf!" als ob er mich seit Jahren kennen und Verabscheuen würde. Was war bloß falsch an mir? Was hatte ich denn an mir?
Eine merkwürdige stille breitete sich zwischen uns aus. Seitdem wir saßen hatte niemand ein Wort gesprochen. Ich traute mich nicht einmal an meinem Tee zu nippen.
"Gut ehm, dann erzählt mir doch erstmal, warum ihr denn den weiten weg auf euch genommen habt, um mich zu besuchen? Doch sicher nicht wegen einer Tasse Tee!"
Johnson ergriff das Wort.
„Richard ist hinter uns her und wir brauchen Hilfe." fasste er es in einem knappen Satz zusammen.
Als ob der alte Mann nichts anderes erwartet hätte fuhr er unbekümmert und gleichgültig fort: „Wo ist das Rudel?"
„Die sind nicht mitgekommen. Meine Eltern haben gesagt, ich soll sie alleine in Sicherheit bringen. Hat denn niemand uns vorher angekündigt? Ich dachte du wüsstest, dass wir kommen würden. " "Nein deine gute Frau Mama noch dein Vater haben sich in den letzten 10 Jahren gemeldet. Genau wie du und jetzt stehst du vor meiner Tür, bringst sie mit und bittest um Hilfe? Hättet ihr einmal angerufen, dann wüsstet ihr das Hilde tot ist und ich mich seit langem schon zur Ruhe gesetzt habe!" Bei seinem energischen durchaus wütenden Brüllen zuckte ich zusammen. Beim sprechen stand er auf und beugte sich zu seinem Enkel über den Tisch. Johnsons Augen wurden leer. 10 Jahre? Da musste Johnson ja noch ein Kind gewesen sein. "Hildegard ist tot?" Sein Großvater sackte auf den Stuhl zurück und vergrub einen Moment lang das Gesicht in den Händen. "All die letzten Jahre, hatte sie darauf gehofft, euch wiederzusehen. Eine glückliche Familie waren wir! Nach 6 Jahren gab sie die Hoffnung auf und erlag an den Folgen ihrer Krankheit! Sie konnte nicht länger auf euch warten. Nicht mal zur Beerdigung seid ihr erschienen!" Er fing bitterlich an zu schluchzen. "Es war Krebs oder?" fragte Johnson ebenfalls mit einer Bitteren Stimme. Ich bin da und bin es nicht. Es fühlte sich an als wäre ich ein einfacher Beobachter, der in das Geschehen nicht eingreifen konnte. Geschockt verfolgte ich weiter das Szenario und fühlte mich gänzlich fehl am Platz. Wir konnten an Krebs sterben? "Ja. Wir haben sie vor dem Haus beerdigt. So hat sie es sich gewünscht. Du weißt wie Heilig ihr die Familie war. Wie wichtig die Harmonie." Tränen sammelten sich in meinen Augen, als ich sah wie sehr er trauerte. Er schluchzte. Die Geschichte berührte mich und erinnerte mich an meinen Großvater Bill. Johnson nickte. Der ältere Mann stand auf und holte sich aus einer Schublade ein Taschentuch heraus. Wenigstens zeigte er Gefühle und war nicht gänzlich erkaltet wie Johnsons Eltern. "Hilde würde jetzt nicht wollen, dass unser Besuch nach Jahren so aussieht. Sicherlich hätte sie schon ungebremst Gemeckert und mit uns Geschimpft. Erzählt mir wie ich euch weiterhelfen kann." Bevor der Mann sich wieder setzte, stand Johnson auf und umarmte ihn. "Es tut mir wahnsinnig leid, Opa."
Nach einer kurzen Umarmung saßen wir am Tisch und besprachen alles weitere. "Leon, wo ist eigentlich dein Rudel? Du sagtest du hast dich zur Ruhe gesetzt, aber wer hat deinen Platz eingenommen? Wer außer ich hätte denn noch Anspruch darauf?"
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Wolfsblut (I) | Werwolf
Loup-garou"Verdammt!" entfuhr es mir als ich auf dem Boden aufschlug. Ich blickte hoch, um zu wissen wer oder was für meinen Sturz verantwortlich war und sah einen Wolf über mir kauern. Ich hätte eine Tierische Angst haben und weiter laufen sollen, aber anst...