Kapitel 2 - Ein letztes mal
Die Fahrt zu den Deckers fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit. Ich nahm meinen gewöhnlichen Parkplatz vor dem Haus und klopfte unruhig mit den Fingern auf mein Lenkrad, als der Motor verstummte. Jetzt stellte sich mir die Frage, ob ich fahren oder zur Tür rennen sollte. Innerlich zerrissen mich Wut und Traurigkeit. Ich begann an allem zu zweifeln. War es richtig, hierher zu fahren? Nach alldem, was er getan hat?
Ich wusste, ich hätte sauer auf Lars sein sollen, doch dafür war keine Zeit. Sein Verhalten enttäuschte mich ja; aber ich konnte es nicht ändern. Wenn er weg war konnte ich mich immer noch darüber aufregen jetzt aber zählte dieser Moment. Ich würde mich für keines der Gefühle entscheiden. In mir breitete sich keine Traurigkeit aus, wenn ich an Lars verschwinden dachte. In mir breitete sich stattdessen ein Gefühl von Stärke aus. Ich würde frei sein. Vielleicht noch nicht heute, vielleicht nicht morgen; aber ich würde frei von ihm und meiner Vergangenheit sein. Es war okay, dass ich Angst hatte, ihn gehen zu lassen. Es war okay, wütend zu sein. Es war okay, traurig zu sein. Doch jetzt war die Zeit gekommen, um stark zu sein.
Trotzdem fand ich mich unschlüssig, was ich jetzt tun sollte, vor der Tür wieder. Sollte ich klingeln?
Ich hatte beschlossen es zu versuchen. Ich stand zu meinem Wort. Ich war kein Feigling und ließ jetzt Lars sitzen. Später konnte ich dann nicht mehr sagen, dass ich es nicht versucht habe!
Als sich nichts im Inneren des Hauses zu regen schien; klingelte ich erneut. Panik überkam mich. Waren sie vielleicht schon weg? Bin ich zu spät gekommen?
Plötzlich stand Lars vor mir und schaute auf mich herunter. "Alles okay?" Er klang besorgt. Was für ein Widerspruch, nachdem er mich beinahe getötet hatte.
Ich nickte und er ließ mich wortlos eintreten.
Wir waren auf dem weg in sein Zimmer, das Haus war völlig leer geräumt.
Einzig und allein standen noch nicht eingepackte Bilder herum. Auch Bilder von Lars und mir auf dieser Grillparty. Kurz vor seinem Angriff auf mich.
Ich blieb mitten im Gang stehen und starrte das Bild an.
Es zeigte, wie er mich an sich gedrückt festhielt, seine Arme lagen um meine Taille geschlungen. Lars sah auf dem Bild müde aus. Das ist mir an dem Tag gar nicht aufgefallen. Regelrecht erschöpft. Ich schüttelte den Kopf und hob meinen Blick zu Lars, der ein Stück weit von mir entfernt stand und mich eingehend musterte.
"Lucy es tut mir so unglaublich-" sofort unterbrach ich ihn.
"Lass uns hochgehen, ja?"
Ich wollte keine weiteren Entschuldigungen von ihm hören, aus seinem Mund kamen sowieso nur leere Worte. Sie haben jeglichen Wert verloren, als er beschloss, mich ein weiteres Mal vor den Kopf zu stoßen. 'Ich werde dich nie wieder im Stich lassen' oder 'Ich werde immer für dich da sein' auf so etwas konnte ich wirklich verzichten. Wie konnte ich nur so naiv sein und ihm das ehrlich glauben? 'Ich tue alles was du verlangst, um es wieder gut zu machen.' Mir fiel es schwer mein verächtliches schnauben zurückzuhalten in diesem Moment.
Ich versuchte nicht auf die aufgetürmten Kisten zu achten und auch nicht darauf, das dies wohl der vermeintliche Grund dafür gewesen zu sein schien das unsere Treffen ausschließlich bei mir stattgefunden haben.
Als wir sein Zimmer erreichten, überließ er mir den Vortritt und was darauf folgte hatte ich nicht kommen sehen.
Er warf die Tür hinter sich zu und packte mich, dabei zog er mich an sich und küsste mich leidenschaftlich. Geschockt versteifte ich mich unter seinem Griff und versuchte meinen Kopf auf die Seite zu drehen, doch er hielt plötzlich mein Gesicht fest. Ich stemmte meine beiden Hände gegen seine Brust und versuchte irgendwie von ihm loszukommen. Das Letzte, was ich wollte, war ihm wirklich ernsthaft wehzutun. Mit der Zeit hatte ich gelernt, mich zu Verteidigen. Als er begriff, das ich das, was er da tat, überhaupt nicht wollte, ließ er von mir ab. "Was sollte das Lars?!" keuchte ich. Unter seinen Küssen hatte ich kaum noch Luft bekommen.
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Wolfsblut (I) | Werwolf
Werewolf"Verdammt!" entfuhr es mir als ich auf dem Boden aufschlug. Ich blickte hoch, um zu wissen wer oder was für meinen Sturz verantwortlich war und sah einen Wolf über mir kauern. Ich hätte eine Tierische Angst haben und weiter laufen sollen, aber anst...