Kapitel 14 - Verbotene Ängste

10.8K 615 11
                                    

Kapitel 14 - Verbotene Ängste

Nach zwei Tagen hatte ich es dann endlich geschafft. Ich konnte mich wieder Frei Bewegen und ich erlaubte mir meine wiedergewonnene Freiheit auch zu nutzen. An diesem Tag wartete bereits Johnson auf mich. Er wollte sein Versprechen einlösen und mich in den Wald begleiten. Etwas anderes gab es nicht hier. Wir waren vollkommen von der Zivilisation abgeschottet. Jedes mal aufs neue bin ich Erschüttert, wie leblos der Wald wird, wenn wir hindurch gingen. Als wolle der Wald sich selbst vor uns verstecken. Nicht einmal ein Vogel war zu hören. Kein einziges Eichhörnchen wagte es den weg mit uns zu kreuzen. Und ich begann mich zu fragen ob dies für immer so bleiben würde. Er zeigte mir die schönsten Stellen des Waldes bis wir schließlich an dem Fluss stehen blieben, in dem ich zuvor beinahe ertrunken wäre. Auf beiden Seiten des Flusses war eine etwas steilere Erhöhung. Der Boden hier war nicht mit Laub bedeckt sondern mit grünem saftigen Gras. Wenige Bäume. Licht bahnte sich seinen weg zu dem Fluss und ließ das Wasser glitzern. Wunderschön eigentlich. "Also, was machen wir?" fragte ich ihn voller Begeisterung. Der Fluss rauschte in meinen Ohren und ich konnte den Geruch wahrnehmen den er verbreitete. Er versprach kühle Erfrischung gegen die Mittagssonne, die mein Gesicht bestrahlte. Mir fällt auf, dass Johnsons Haare in der Sonne besonders schön aussahen. So sahen sie immer etwas rötlich aus, obwohl sie Pechschwarz waren. Es hatte etwas faszinierendes an sich. Am liebsten hätte ich hindurch gestrichen. "Ich werde dir deine Angst nehmen, dir beibringen mir zu vertrauen." seine Worte ernüchtern mich und eine Angst breitete sich in mir aus. "Was?" Ich wusste mal wieder nicht was das zu bedeuten hatte. "Keine Sorge." Er zieht sich sein Schwarzes Shirt über den Kopf. Als gäbe es nichts normaleres auf der Welt.

Sofort starrte ich überallhin, bloß nicht auf seine Brust. Es liegen vereinzelte kleinere Blätter auf dem Boden. Über mir sehe ich einen Vogel vorbeifliegen. Der anfängt laut zu Krächzen. Wind weht mir durch das Haar, durch das Laub der Bäume.

"Und was wird das, wenn es fertig ist?" fragte ich ihn mit heißerer und beschämter Stimme, als er auch begann seine Hose auszuziehen. Er durfte jetzt bloß nicht meine Gedanken lesen. In meinem Kopf sang ich den Refrain von 'I See Fire' von Ed Sheeran. "Das muss wohl eines deiner Lieblingslieder sein?" fragte er mich überrascht. "Ich finde die Lyrics hat was." Augenblicklich musste ich an die Legende denken. "Wirst du jetzt wieder von mir verlangen, dass ich mich auch ausziehe?" Er lachte. "Wäre vielleicht keine so schlechte Idee, wenn man bedenkt, was ich gleich mit dir machen werde." Okay das konnte man Definitiv auch anders verstehen. "Was hast du denn mit mir vor?" fragte ich ihn unverfänglich. Als ob es mich in keinerlei Hinsicht interessieren würde. Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf. Bilder die ich gerne verdrängt hätte. Wir lagen zusammen im Mondschein hier. Ich hatte meine Hände auf seiner Brust, während er über mir lag und begann mich fordernd zu küssen. Ich schaute in seine Augen. Das war nicht meine Vorstellung. Das gehörte nicht mir. Dieses Bild war in seinem Kopf entstanden. Seine grünen Augen wurden dunkel und er begann zu lächeln. "Na na, was hast du denn für Unzüchtige Gedanken?" Er versuchte mich zu verwirren, aber ich wusste es besser. Mein Blick rutschte versehentlich ab und richtete sich auf seine Brust. Johnsons Haut hatte eine außergewöhnliche Bräunung. Wenn Sonne auf seine Brust schien wirkte es als ob sie leicht golden wäre. Ich spürte wie seine Augen keiner meiner Bewegungen mehr verstreichen ließ ohne sie genauestens zu Kontrollieren. Ich musste mich zwingen meine Hände bei mir zu behalten und sie nicht auf seine Breite makellose Brust zu legen, so wie wenn wir kuschelten. Mit langen Schritten kommt er näher. Er trug lediglich nur noch seine blauen Shorts. "Was hast du vor?" flüsterte ich. "Dir dein Problem nehmen, was nackte Haut betrifft. Nur zu berühr mich." Ich zögerte, stehe da wie eine Statue. Ich fühle mich Ratlos- absolut Ratlos. Ich hatte schon öfters das Vergnügen gehabt Männeroberkörper zu sehen. Aber niemals solche. Ich reagiere wie ein kleines eingeschüchtertes Mädchen und zwinge mich an ihm vorbeizuschauen. Augenblicklich musste ich wieder an unsre erste Begegnung denken. Er wusste das er gut aussah und wie er damit umzugehen hatte. Mit wie vielen Frauen hat er solche Spielchen schon gespielt? Zum allem Überfluss werde ich auch noch rot. Er hob mein Kinn und zwang mich in seine Augen zu schauen. Er lächelte. "Suchst du irgendetwas oder warum schaust du so Krampfhaft auf den Boden. Hast du etwa deinen Mut verloren, kleine?" Er will mich Provozieren, das weiß ich, aber ich gehe trotzdem darauf ein. Ich lege meine Hand auf seine Glatte Feine Brust und sehe den Spiegel zu Hause vor mir. Er fühlte sich genauso Kühl und Glatt an. Genau wie die Oberfläche meines Spiegels. Sofort zieh ich meine Hand weg als ob ich mich verbrannt hätte. So würde sich meine Haut nie anfühlen. Er packte mich und sprang mit mir, noch bevor ich meine Hand gänzlich wegziehen konnte. Ein Mensch hätte niemals so weit springen können. Es waren mindestens noch 3 bis 4 Meter Abstand zwischen uns und dem Fluss. Ich klammerte mich an ihn, als wir eintauchten. Der Fluss erstickte meine Schreie. Die Kühle plötzlich um mich herum erinnerte mich daran, was vor ein paar Tagen passiert war. Das ich fast ertrunken wäre. Ich presste meine Augen zusammen. Ich wusste, ich musste an die Oberfläche zurück, aber ich verfiel in Schockstarre. Rückblicke spielten sich vor meinem inneren Auge ab. Ich spürte wie Johnson ein Arm von mir löste und mit mir zur Oberfläche schwamm. *Es ist alles gut. Ich bin bei dir. Ich bin bei dir. Du bist in Sicherheit. Dir wird nichts passieren.* Ich hätte ihm gerne geglaubt, klammerte mich noch fester an ihn. Später würden Abdrücke von meinen Nägeln zu sehen sein. Die Angst benebelte meinen Kopf. Dann Plötzlich Luft. Ich atmete tief ein. "Lass mich! Ich will zurück! Wie konntest du das - ich will zurück!" Ich schreie wie ein kleines Kind. Ich habe angst das er mich loslässt. *Keine Angst. Ich werde dich niemals loslassen. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich bleibe bei dir. An deiner Seite.* Seine Worte können mich nicht beruhigen. Die Angst beginnt mich aufzufressen und das Feuer in mir machte sich breit. Meine Hände wurden taub und kribbelten zugleich. War ich bereit für eine Verwandlung. "Bitte Johnson! Bring mich zurück ans Ufer!" *Das werde ich. Sobald du deine Angst überwunden hast und siehst, dass dir nichts passieren wird. Ich zittere und wimmere und vergrabe meinen Kopf an seinem Hals. Es war mir peinlich. Er demütigte mich. Erneut. Meine Fingernägel wurden zu Krallen und ich konnte fühlen wie sie die feine Haut auf seinem Rücken verunstalteten. Kaputter Spiegel. Instinktiv ließ ich los und ging unter. Die Kälte des Wassers spürte ich nicht mehr, dafür aber die brennende Hitze des Feuers, welches in mir brannte. *Lucy!?* Die Hitze machte mich auf eine Art und Weise stark und als ich die Augen erneut öffnete wusste ich, dass ich keine Angst zu haben brauchte. Mein Wolf übernahm die Kontrolle und zwängte die Angst aus meinem Verstand der Menschlich war. Ich schwamm in Richtung Wasseroberfläche und fühlte mich befreiter. Ein Gefühl der Macht überkam mich. Der Unbesiegbarkeit. Wenn auch nur ganz schwach. Als Johnson näher zu mir schwamm nachdem er mich erblickt hatte, bleckte ich gefährlich die Zähne. Ich drohte ihm. "Ich weiß das du sauer auf mich bist, aber ohne das hier, wie hättest du jemals alleine den Weg aus deiner Angst gefunden? Sie wäre nur schlimmer geworden." *Ja und deswegen wirft man gleich die Katze ins Wasser!* fahre ich ihn mit meiner Mentalen-Stimme an. Ich kann es jetzt endlich. Ich will auf ihn einschlagen, durch den Schock, den er mir bereitet hatte. "Du willst mich Schlagen? Gut dann schlag mich. Kämpf mit mir." Ich schnaube und schüttelte den Kopf. Ich tauchte unter und schwamm damit ans Ufer. Ich schüttelte mich um das Wasser aus meinem Fell zu bekommen. Trotzdem tropfte es danach noch auf den Boden. Enttäuschung machte sich in mir breit. *Ich dachte ich soll lernen dir zu Vertrauen! Aber man kann dir nicht vertrauen!* "Hab ich dich denn losgelassen? Hab ich dich fallen gelassen? Dich unter Wasser zurück gelassen?" *Du wolltest mich demütigen!* "Ich will dich niemals demütigen!" *Das hast du aber und tust es noch!* Eingeschnappt und wütend trottete ich davon. Kurz darauf holte mich Johnsons Wolf ein. *Was willst du?* frage ich ihn genervt. *Hör zu Lucy, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken. Aber von alleine wärst du niemals wieder ins Wasser gegangen.* *Woher willst du das verdammt nochmal wissen!?* Während ich ihm das Telepathisch sagte, schickte ich ein Knurren nach um meine Worte geltend zu machen. *Weil ich dich bereits so gut kenne. Du stellst dich nie deiner Angst, du wartest bis sie immer schlimmer wird und weichst jedes mal aus und versuchst alles was damit zu tun hat zu vermeiden. Deswegen hast du noch immer ein Problem dich selbst zu akzeptieren!* *Ich akzeptiere mich so wie ich bin mittlerweile, falls es dir nicht aufgefallen ist!* *Gut dann lass uns jagen gehen.* *Was?! Wie ... wie wilde Tiere!?* ich wusste das er mich damit erwischt hatte. *Siehst du! Und das wird niemals besser, sondern nur noch schlimmer. Hör zu Lucy, ich mag dich und ich will nicht das du vor irgendetwas Angst haben musst. Ich will das du dich akzeptieren kannst. Vollständig. Uns das Rudel, sonst kannst du nie ein Teil von uns werden.* *Aha also darum geht es dir. Du willst, dass ich ein Teil von euch werde.* *Ich will dich Beschützen können. Du verstehst noch nicht die Welt der Werwölfe. Die Welt in der du jetzt lebst. Dort gibt es andere Regeln nach denen du zu spielen hast. Verstehst du mich?* *Ich will Jagen.* Ich konnte das Grinsen regelrecht fühlen, dass sich in seiner Wolfsschnauze breit machte. Ich hätte nie gedacht das ich das jemals sagen würde.

Wolfsblut (I) | WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt