Kapitel 16 - Ein Gedanke kommt selten allein

13.7K 770 29
                                    

Kapitel 16 - Ein Gedanke kommt selten allein

Am nächsten morgen wurde ich unsanft geweckt. "He aufstehen! Du hast deinen  Küchendienst fast verschlafen. Du hast noch 10 Minuten sonst heißt es Klo putzen! Du kannst von Glück reden; ich wecke dich nur weil du noch neu bei uns bist. Das nächste mal gilt das gleiche für dich wie für alle anderen auch." Ich lag senkrecht im Bett. Was für ein Küchendienst? Wovon sprach er? 10 Minuten Klo putzen? Verschlafen rollte ich mich auf den Bauch. "Ja bin sofort unten." "Das hoffe ich auch Junge Dame!" Spielte dieser Fremde Typ immer den Vater? Völlig entnervt wartete ich bis er die Tür hinter sich schloss. Seine Stimme hatte etwas warmes und herzliches obwohl sie mehr als sauer klang. Mühsam rappelte ich mich von meinem Bett auf und da waren sie. Die Rückenschmerzen. Ich schnappte mir schnell etwas das nach Klamotten aussah und eilte in die Küche. Ich folgte einfach dem gut riechenden Duft von Kaffee und gebratenem Speck. Überraschend sog ich die Luft ein, als ich Johnson sah, der sich lachend mit jemandem unterhielt. Von dessen Stimme zufolge musste das der Typ aus meinem Zimmer gewesen sein. Er sah aus als wäre er ende 20, vielleicht ein weiterer von diesen Lehrern? "Morgen..." murmelte ich verschlafen den beiden zu. "Gut das du da bist. Das hier ist Louis. Der beste Koch den wir je hatten. Schnapp dir dort drüben die Teller und hilf mir sie auf den Tisch zu stellen." Er nickte mit dem Kopf in Richtung Küchenschrank. Der Schrank war für kleinere Menschen natürlich nicht gerade gedacht und ich musste mich mehr als strecken um an die Teller heranzukommen. "Warte ich helfe dir." meinte Johnson doch ich wehrte ab. Ich würde ihm nicht zeigen, dass der Unfall mir doch schlimmer zusetzte als ich bisher angenommen hatte. Genau so wenig wie ich zulassen würde, dass er mitbekam wie enttäuscht ich darüber war, dass er mich nicht geküsst hatte. Und das seine Worte mich gestern Abend getroffen haben. Der Schmerz in meinem Rücken war ertragbar und ich schaffte es auch die Teller Erfolgreich herauszuholen. Moment ich war Enttäuscht?! Während ich aus der Küche lief und die Teller auf den Tischen verteilte beobachtete ich Johnsons Rücken. Ich konnte nicht leugnen, dass er Anziehend auf mich wirkte. Ich meine allein schon sein Rücken sah zum dahinschmelzen aus. Nur wie hatte es gestern soweit kommen können? Das ich wirklich bereit war zu zulassen, dass er meine Narben berührte oder sich nur hätte vorbeugen müssen um seine Lippen auf die meine zu legen. Das ich fast schon gewillt war den qualvollen Abstand zwischen uns zu trennen. Wie konnte ich nur so tief fallen? Ich bereute definitiv den gestrigen Abend. "Das bist du nicht." hörte ich Johnson so leise flüstern das es garantiert nicht für meine Ohren bestimmt war. Abrupt ließ ich den letzten Teller in meiner Hand fallen. Nein. Nein er hatte jetzt nicht meine Gedanken gelesen. Ich wurde Feuerrot und tat das einzig kluge in diesem Fall; ich rannte los. Durch das Zersplittern des Tellers und dem lauten darauffolgenden Geräusch lenkte ich jede Aufmerksamkeit auf mich. Aber es war mir egal. Ich stieg darüber hinweg und rannte raus in den Wald. Das war einfach zu peinlich. Ich würde mich verstecken und nie wieder kommen. Würde einen Weg finden diese Verbindung zu Johnson loszuwerden. Sie hatten alle recht. Hier war nicht mein Platz. Ich passte nicht hier her. Frische Morgen Luft kam mir entgegen. Ich hörte Johnsons schnelle Schritte hinter mir, wie sie mich jagten und weiter antrieben. Die Schmerzen ließ ich hinter mir zurück, so auch das Haus, meine Schuhe und meine neu gefundene Freundin Alex. Mit Socken durch den Wald zu fliehen war mal wieder eine von meinen besten Ideen gewesen.

Etwas anderes hielt mich dort aber nicht und ich war mir sehr sicher das Alex super auch ohne mich zurecht kommen würde. Ein 'Hey ich stehe irgendwie auf dich, du aber nicht auf mich' ding könnte ich nicht ertragen. Nicht wenn ich ihn jeden Tag sehen müsste. Das ging nicht.
Johnson hat mit einem Punkt recht. Ich bin ein Tier. Genau diesen Teil würde ich jetzt auch akzeptieren. Wilde Tiere brauchen kein zu Hause. Und das habe ich auch nicht. Ich habe keinen anderen Ort wo ich hinkönnte, aber dafür habe ich den ganzen Wald und den konnte mir keiner nehmen. Ich wusste wie man einigermaßen Jagte und das reichte fürs Überleben, alles andere kam mit der Zeit. Redete ich mir weiter ein.
Ich hatte keine Zeit mich zu Verwandeln, weil ich spürte wie der Abstand zwischen mir und Johnson immer kleiner wurde. Doch noch hatte ich Kraft. Noch trennte uns der Abstand. Solange würde ich nicht aufgeben. Kaum vorzustellen wie peinlich dieses Gespräch werden würde, wenn er mich einmal eingeholt hatte. Ich beschleunigte meine Schritte. Doch Johnson besaß einen Vorteil. Er war damit aufgewachsen durch den Wald zu jagen, ich aber nicht. Ich fühlte mich wie ein Reh das ungeschickt mit seinen langen Beinen über alles mögliche stolperte. Ich lächelte, als der Abstand dennoch zwischen uns größer wurde. Das trieb mich an noch schneller zu werden, alles herauszuholen,  was in mir steckte. Ich genoss das Gefühl von Sorgenloser Freiheit. Im Haus fühlte ich mich jedes mal so gefangen. Doch das war jetzt vorbei. Ich konnte die Freiheit auf meiner Zunge schmecken.
Konnte Johnson doch denken was er wollte. Ich würde ihn nie wieder sehen. Ein stechen in der Brust breitete sich aus. Es ist besser so. Lucy du kannst ihn doch eh nicht leiden, also wieso macht dir das etwas aus? Meine Schritte wurden unwillkürlich langsamer. Innerlich versuchte ich mich weiter anzutreiben. Nie wieder seine Stimme hören? Seinen Duft riechen? Nie wieder sein Lachen hören? Nie wieder seine Makellose sanft Gebräunte Haut fühlen oder sehen? Seine Arme um meine Taille spüren, wenn er mich Nachts umarmte? Ich schüttelte den Kopf. Das würde ein Segen sein. Er war ein Arschloch. Ich kann ihn nicht leiden. Er ist ein Tyrann. Er hatte es doch darauf angelegt, dass ich anfing ihn zu wollen. Aber was wollte ich denn überhaupt mit ihm? Seine Schritte verstummten. Er hörte auf mich zu Jagen? Gut so. Vielleicht hat er gehört was ich wirklich von ihm halte. Was mein Plan war. Ich bin froh kein Teil des Rudels zu sein. Hörst du das Johnson? Ich mag diese Biester eh nicht. Ich brauche keinen. Einsamer Wolf. Das sollte mein Titel werden. Nicht Schatten Wolfs kleines Mädchen. Ich war nämlich nicht mehr sein Mädchen. Nie mehr wieder. Tränen benetzten meine Haut. Doch es war mir egal. Keiner würde diese verräterischen Tropfen sehen. Keiner würde sich je wieder um mich Sorgen. Keine Spur mehr von meinem Verfolger. Um mich wirklich zu versichern blieb ich einen Augenblick stehen. Kein verräterisches Rascheln, gar nichts. Es wirkte alles ganz normal. Gemütlich begann ich weiterzulaufen. Ich brauchte niemanden. Ab sofort war ich auf mich allein gestellt. Plötzlich schlang sich etwas um meine Taille. Überrascht schrie ich auf. "Was zum Teufel...?!" Doch anstelle hart zu landen, fiel ich auf etwas sehr bequemes. Oder soll ich lieber sagen auf jemand sehr Bequemes? Sichtlich genervt fuhr ich meinen Jäger an. "Finger weg von mir Johnson! Lass mich in Ruhe!" "Niemals. Wie oft muss ich dir das eigentlich noch sagen?! Ich werde dich niemals loslassen!" Er rollte uns so, dass er nun dicht über mir lag. Seine Haare fielen ihm ins Gesicht und verdeckte kurz seine Augen, bevor er sie auf die Seite zurück schob. "Du und ich wir sind miteinander Verbunden. Diese Verbindung wird niemals mehr verschwinden. Du kannst versuchen was du willst. Es ist als ob du die Natur verändern möchtest. Es geht einfach nicht. " Er hielt mich zwischen seinen Armen gefangen. "Tut mir leid für dich." Sagte ich trocken. Johnson verzog das Gesicht. "Was?" "Tut mir leid, dass du mich deswegen niemals loslassen kannst. Muss hart für dich sein." Er kam näher. "Das ist es nicht. Es ist eins der schönsten Geschenke die man mir geben konnte. Ich habe schon so lange darauf gewartet." hauchte er. Wieso ergab einfach nichts was er tat oder sagte einen Sinn? "Worauf denn?" "Auf dich." "Aha." meinte ich nur kühl und forsch. Überhaupt nicht beeindruckt von dem was er da sagte. "Cool und jetzt könntest du gerne wieder von mir runter gehen." Ich würde mich nicht von ihm einlullen lassen. Er konnte sich seinen Charme, gerne für jemand anderes aufsparen. Ich wusste was er vorhatte und darauf würde ich mich nicht einlassen. Auch wenn er jetzt vielleicht doch Interesse hatte oder was auch immer er hier gerade versuchte auszudrücken oder welche Nummer er auch immer hier abziehen wollte. Garantiert würde ich nicht mit ihm zurückgehen. Ich hatte meine Freiheit erst eben wieder erlangt. "Lass es mich erklären. Diese Verbundenheit kommt nicht davon, dass wir so viel Zeit miteinander verbracht haben. Es kommt daher weil wir..." Oh jetzt brachte er es nicht einmal über sich mir seine schnulzige Geschichte über Verbundenheit zu erzählen? Jetzt kam bestimmt gleich so etwas wie 'wir sind füreinander bestimmt'. Kotz. Auf gar keinen Fall würde ich mich darauf einlassen. So naiv war ich nicht mehr. Freiheit war mir wichtiger. Nur weil er ein dämlicher Alpha war und Gedanken lesen konnte wollte er mir ehrlich verkaufen, dass wir auf irgendeine weise miteinander Verbunden waren? Ja na klar. Keine Ahnung wofür oder warum er sich diese Mühe machte.
Mein Vater muss ihn wohl mächtig unter Druck stellen, dass er gewillt war, selbst das auf sich zu nehmen, bloß damit ich in diesem Haus wohnen blieb und nicht abhaute. Gedanken lesen und mir das sagen was ich mir vielleicht insgeheim wünschen würde. Schon klar. Wie mies war das denn bitte von ihm? Glaubte er könnte sich alles einfach erlauben? Warum? Weil er gut aussah und ein Alpha war? Lächerlich. "Normalerweise wäre es einfacher, wenn du das Grundwissen über Werwölfe hättest. Dann wüsstest du was ich meine und ich müsste dir das nicht so auf diese Weise erklären. Aber wie um Himmelswillen soll ich dir das glaubhaft erklären ohne das du es für einen billigen Trick hältst, um dich vielleicht rumzukriegen? Du gibst mir nicht einmal die Chance dazu. Ich wollte warten. Ich wollte ehrlich warten. Abstand wahren bis du dich eingelebt hast. Wollte dir Zeit geben und nichts überstürzen. Warten bis du dich für unser Rudel entschieden hättest. Ich wollte deine Entscheidung nicht beeinflussen und doch tue ich es ganz Offensichtlich." Jetzt wurde er aber wirklich zu selbstgefällig. Er konnte mich nicht Beeinflussen. Das würde ich nicht zulassen. "Ich wollte warten bis du das Grundwissen erlernt hast. Deiner Verantwortung bewusst wirst. Bis du verstehst ... Ach ich gebe es auf. Egal was ich tun oder sagen werde, deine Meinung bleibt so oder so bestehen. Aber wenn ich es dir jetzt nicht sage, weiß ich, dass du gehen wirst. Ich bin ehrlich zu dir. Normalerweise hätte ich wirklich gewartet. Du lässt mir keine andere Wahl-" "Stop!" schrie ich. Ich ließ ihm keine andere Wahl!? "Runter von mir!" knurrte ich aufbrausend. Ich stemmte meine Arme gegen seine Brust doch er rührte sich kein Stück. Als ich bemerkte wie Aussichtslos das ganze war rieb ich mir über das Gesicht, um mich zu beruhigen. Ich war in dieser Situation gefangen und ich musste klar denken. "Also gut, hör zu Johnson." Ich zog die Luft ein und seufzte. "Ich will es gar nicht hören. Egal was es ist, bitte behalte es für dich. Lass mich einfach meinen eigenen Weg gehen, in Ordnung? Ich möchte das nicht. Sag nichts was du später bereuen wirst. Geh und lass mir meine Freiheit. Du bist meinem Vater keinen gefallen mehr Schuldig. Ich entbinde dich davon." Er starrte mich ungläubig an. "Niemals im Leben würde ich es bereuen dir zu sagen das du mein Mate bist." Mates? Waren das nicht gute Freunde? Puh,  ich lächelte. "Du bist auch mein Mate." sagte ich erleichtert. "Das gibts doch nicht!" stöhnte er und warf seinen Kopf in den Nacken. Was sollte das denn jetzt? "A-" setzte ich an doch er war schneller. Rasch beugte er sich vor und hielt sein Gesicht direkt vor meins. Erneut. Genau wie gestern Abend. Was sollte das jetzt? Ich konnte mich nicht gegen das aufkommende Gefühl von tobenden Schmetterlingen wehren. Es schien als ob die Luft zwischen uns zu knistern begann. Er hatte einen Finger auf meine Lippen gelegt. Vorsichtig strich er mit seinem Daumen über meine Unterlippe. Unwillkürlich öffnete ich sie einen Spaltbreit. Was tat er da? Doch ich war nicht mehr in der Lage klar zu denken. Mein Ärger über ihn ist in der Sekunde gestorben. Er nahm seinen Daumen weg und kam noch ein Stück näher. Seine Haare kitzelten schon mein Gesicht. Sein süßer Duft benebelte meine Sinne. Ich starrte auf seine vollen roten Lippen. Ich fragte mich wie sie sich auf meinen anfühlen würden. Plötzlich waren sie da. Seine Lippen berührten so sanft meine, dass ich es kaum spürte. In mir tobte es wie ein Feuerwerk. Ich brauchte mehr. Mehr von seinen Lippen. Mehr von ihm. Doch ich traute mich nicht, mich zu Bewegen aus Angst diesen Moment irgendwie zu zerstören. Dann umschlossen seine Lippen die meine, nahmen sie immer weiter Gefangen. Auf eine so sanfte Art und weise, dass ich beinahe gestöhnt hätte. Er küsste so anders wie Lars. Auf einmal schien sich etwas zwischen uns auszubreiten. Ich wusste, dass er es auch fühlen konnte. Es war wie eine Energie die sich zwischen uns zu entladen schien. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass ein einfacher Kuss solche Gefühle in mir auslösen könnte. Ich schloss meine Augen und fühlte nur seine Zauberhaften weichen Lippen auf den meinen. Das Feuerwerk auf meinen Lippen, in mir und die Schmetterlinge in meinem Bauch begannen zu jubeln. Es war als gäbe es nur noch uns. Nur uns. Seinen Duft der mich umhüllte. Seine Hände auf mir und seine Zungenspitze die mich an meinen Lippen begann leicht zu kitzeln, als sie um einlas bat. Er presste seinen Körper gegen den meinen, als bekäme er nicht genug von mir und auch ich tat es ihm gleich. Er schlang seine Arme um mich und rollte uns wieder. Damit lag ich auf ihm mit meinem gesamten Körpergewicht. Seine Küsse wurden fordernder noch intensiver. Ich wollte ihm alles geben. Wollte nicht, dass er jemals damit aufhörte und sich von mir löste. Seine Zunge erforschte erst vorsichtig und dann wild meinen Mund. Unsere Zungen spielten miteinander. Wie hätte ich je glauben können, dass ich ohne ihn leben konnte? Er setzte sich mit mir auf, so dass ich auf seinem Schoß saß. Seine Hände drückten mich erneut an sich und seine andere Hand legte er auf meinen Hinterkopf und vergrub seine Finger in meinem Haar. Instinktiv legte ich meine Arme um seinen Nacken. Zaghaft beendete er seinen Kuss und löste sich ein kleines Stück von mir. Er schaute mich einfach nur an. Noch total benommen von seinem Kuss konnte ich das Glühen in seinen Augen wahrnehmen. Es schien wie ein grünes Feuer zu lodern. Es war als ob er Blitze damit entsandte die mich durchfuhren. Ein wohliger Schauer fuhr meinen Rücken hinab. Allein mit seinem Blick und den Augen, die wie flüssiges grünes Gold auf mich wirkten konnte er all das bei mir auslösen. Zu beschreiben wie sich seine Hände auf mir anfühlten wäre Wahnsinnig gewesen. Gleichzeitig als er sprach hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. "*Ich liebe dich.*" und der Moment schien perfekt doch Guten Tag Realität und Verstand. Ihr habt mir so gar nicht gefehlt.

Liebte ich ihn auch? Ging das alles nicht etwas zu schnell? War ich wirklich verliebt? Nach so kurzer Zeit. Definitiv konnte ich nichts erwidern und ich stockte. Ich kannte ihn doch erst seit höchstens einer Woche! Ich meine das etwas zwischen uns war konnte ich nicht leugnen aber war das wirklich liebe? Wusste ich was Liebe überhaupt war? Wusste er es? "Ist schon okay. Du brauchst mir nicht zu Antworten. Finde erstmal für dich heraus was diese Mate Sache eigentlich bedeutet. Ich kann warten und lasse dir gerne Zeit. Wir brauchen nichts zu überstürzen." "Bitte erkläre es mir." Hilflos sah ich ihn an. Was machte das mit mir? Was machte er mit mir? "In Ordnung. Jeder Werwolf hat seinen Persönlichen Mate. Es ist wie eine Seelenverwandtschaft mit dem Punkt, dass wirklich solch eine Verbindung existiert, verstehst du? Das was Menschen als die große Liebe bezeichnen ist bei uns das gleiche nur um einiges Intensiver. Im ersten Augenblick, wenn wir die Person sehen wissen wir ihren Namen, das ist das erste Anzeichen. Das war bei uns auch so. Ab diesem Moment besteht eine Untrennbare Bindung und normalerweise ist beiden Parteien sofort bewusst,  was das zu bedeuten hat. Auf der ganzen Welt gibt es eine Person die perfekt zu uns passt. Dieser wird von der Natur ausgesucht und sie ziehen sich Magisch an. Früher oder später trifft man aufeinander. Wir können nicht darüber Verfügen wie wir wollen. Man sagt, dass man etliche Partner davor haben könnte, aber nichts wäre auch nur annähernd damit zu Vergleichen. Aber ich glaube du hast selbst gerade einen kleinen Vorgeschmack davon erlebt oder?" Ich nickte. Kleiner Vorgeschmack. Ich schluckte. "Was passiert wenn wir unseren Mate verlieren?" "Das willst du nicht wissen, glaub mir und ich auch nicht." Beunruhigt schaute ich ihn an. Er stand auf und zog mich mit sich. Strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Jetzt zeige ich dir noch einmal wie du deine Gedanken verbergen kannst. Das ist wichtig, vor allem wenn du Teil des Rudels werden möchtest. Auch wenn ich es mag in deinen kleinen süßen Kopf zu schauen. Ich verstehe, dass du nicht all deine Gedanken mit mir teilen möchtest." Ich biss mir auf die Unterlippe. Gedanklich war ich noch bei unserem Kuss und ertappte mich dabei wie ich erneut auf seine Lippen starrte. "He Konzentrier dich, das ist jetzt wichtig." Er lächelte und hob mein Kinn an. "Wenn du es gut machst, werde ich dich auch dafür belohnen." Innerlich strahlte ich, versuchte aber es mir nicht Anmerken zu lassen. "Okay." "Zuerst konzentrierst du dich darauf deine Gedanken wie ein Zug vorbeifahren zu lassen. Halte dich nicht daran fest. Lass sie los, bis es ganz still wird. Ich werde wissen, wenn du soweit bist." Ich tat was er sagte und war überwältigt von der Ruhe in mir. "Gut so. Jetzt kannst du am Rande deiner Wahrnehmung das Band erfühlen." Ich fühlte tatsächlich wie ein dünner Schleier seine Anwesenheit ankündigte. "Wenn du das Fühlst weißt du, dass ich dir zu hören kann. Oder bin in der Lage zu fühlen was du fühlst. Du kannst mich ganz leicht aussperren oder in meinen Kopf gelangen. Vorausgesetzt ich lasse letzteres zu. Probiere doch einfach mal den Schleier zu begraben." Wie sollte ich das denn Anstellen? "Nein nicht denken. Mach es einfach." Zuerst probierte ich das Band zu erfassen und ihn komplett aus meiner Gedankenwelt zu schieben. Es war komisch. Es fühlte sich an als ob sich der Schleier bewegen würde und er elastisch sei. Zuerst umgab er mich vollständig jetzt aber nur noch dort wo meine Gefühle ihren Ursprung nahmen. "Hat es geklappt?" fragte ich ihn. Er nickte. "Ich kann nicht mehr hören was du denkst. Das was du fühlst bleibt mir aber immer noch offen. Sehr gut. Du lernst schnell." "Aber nur, weil ich einen tollen Lehrer habe." Er grinste und wollte mich gerade erneut küssen als er innehielt. "Was ist los?" fragte ich ihn. Er starrte ins Nichts. "Johnson?" ich begann ihn zu schütteln. "Warte einen Augenblick." Besorgt schaute ich mich um. Dann endlich rückte er mit der Sprache raus. "Grenzler. Ich kann die Leute wittern die ich für heute als Schutz aufgestellt habe. Wir sind viel zu nah an den Grenzen unsres Territoriums und hier ist es Momentan nicht sicher genug. Lass uns gehen." Als wir still schweigend nebeneinander herliefen nahm er kurz meine Hand und blieb stehen. "Lucy bevor wir zum Rudel zurückkehren möchte ich dir noch kurz etwas sagen." Er starrte zu Boden. "Okay?" Begann ich, als er nicht fortfuhr. "Da du noch kein offizielles Rudel-Mitglied bist... Können wir das ganze nicht offiziell machen. Mit uns. Das heißt nicht, dass ich dich verleugne. Es geht nur einfach noch nicht."
Wieso war mir das nicht von Anfang an bewusst? Es gab kein wir. "Nicht, dass du etwas falsch verstehst. Es war lediglich ein Kuss. Das heißt noch nichts. Ich weiß nicht genau was ich für dich empfinde. Und solange möchte ich das auch gar nicht." meinte ich. Er nickte. Hatte ich ihn jetzt damit verletzt? Er zog seine Hand weg und wir kamen schon so langsam wieder in Sichtweise des Hauses.


Wolfsblut (I) | WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt