Kapitel 36 - Das Ende und die Hoffnung stirbt zuletzt
Ich wachte auf als etwas nasses mein Gesicht berührte. Ich schaute in den grauen morgen Himmel. Es fing an zu nieseln und immer mehr Wassertropfen berührten meine Nackte Haut. Die Wiese auf der ich lag war mir nicht bekannt. Ich konnte mich auch nicht an letzte Nacht erinnern. Meine Haut war Verdreckt und das Gras noch feucht vom letzten Regen. Als ich mich aufrappelte stellte ich fest, dass ich nicht nur erde an den Händen klebte sondern auch Blut. Ich geriet in Panik und schaute mich um. Habe ich gestern Nacht einen Menschen getötet? Ich schaute mich weiter um und erblickte zum Glück einen mehr oder weniger zerfetzten Hirsch auf der Wiese liegen. Ich hatte Mitleid mit dem toten Tier. *Lucy?* Ich zuckte zusammen als ich Phillips Stimme in meinem Kopf hörte. Für einen kurzen Moment hatte ich geglaubt es sei die von Johnson gewesen. *Warum bist du so enttäuscht? Ist etwas passiert?* *Nein, alles ok ich hab... ich hab nur gerade gedacht, dass es Johnson wäre der mich angesprochen hat.* erklärte ich unbedacht. Ich fühlte die Eifersucht und das meine Worte ihn gekränkt hatten. *Oh nein, da muss ich dich wohl enttäuschen. Ich bin es nur... Wo bist du? Ich habe versucht dir gestern Nacht noch zu folgen, aber du warst so schnell weg ... und irgendwann habe ich dann deine Spur verloren...* *Ich weiß genau so viel wie du Phillip. Ich bin aufgewacht und neben mir lag ein toter Hirsch. Ich habe keine Ahnung, wie der dahinkommt oder wer ihn getötet hat, aber da weit und breit niemand außer mir hier ist, nehme ich an, dass ich es war. Und bevor du fragst wo dieses 'weit und breit' eigentlich ist: ich hab keinen blassen Schimmer.* Ich schaute mich abermals um... doch es kam mir nichts bekannt vor, also beschloss ich einfach geradeaus zu laufen, bis mir wieder die Umgebung vertraut vorkam. *Soll ich dich Suchen kommen?* *Nein ist schon gut.* *Ok, aber beeile dich. Wir haben noch etwas zu besprechen.* *Ok.* antwortete ich knapp. Ich fing an zu rennen und mich währenddessen zu Verwandeln, was zu meinem Erstaunen recht gut klappte. Endlich fühlte ich mich wieder so richtig frei. Frei von allem. Solange ich lief konnte ich all meine Sorgen einfach vergessen und laufen. Immer geradeaus und alles hinter mir lassen. Diesen Moment von Freiheit einfach genießen und das gute war: ich wurde überhaupt nicht müde oder nur sehr langsam. Irgendwann erkannte ich einen einsamen Baum auf einer kleinen Lichtung wieder den ich schon einmal gesehen haben musste. Ich hielt an und schaute mich um. Auch die Gerüche dort waren mir Vertraut. Ich lief weiter und erkannte nicht lange danach Phillip, der vor der Tür auf mich wartete und zwar total durchnässt, aber mit frischer Kleidung. "Hey" Er lächelte und ich blieb vor ihm stehen. Wir schauten uns in die Augen und er begann meinen Kopf langsam und liebevoll zu streicheln. Solche Gesten hatte ich vermisst. Nein eigentlich hatte ich ihn vermisst. Ich schmiegte mich an Phillip und genoss es einfach, dass er da war und die Wärme die sein Körper abgab. Irgendwann jedoch ging er einen Schritt zurück als ihm anscheinend wieder etwas einfiel. "Zieh dich an und geh duschen. Wir warten im Büro auf dich." Wir? Wer ist wir? Zu meinem Bedauern lief er wieder hinein und das einzige was zurückblieb waren meine frischen Kleidungsstücke, die zum Glück einigermaßen noch trocken waren.
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Ich ahnte es schon, noch bevor ich die Tür zum Büro ganz geöffnet habe. Mein Verdacht bestätigte sich. Richard saß dort gegenüber von Phillip auf einem Stuhl. Die beiden sahen sich nicht gerade Freundlich an, wobei ich nicht weiß ob 'nicht gerade Freundlich' die richtige Umschreibung dafür war. Sie versuchten sich beide mit ihren Blicken umzubringen. Das traf es schon besser - aber naja das war doch eigentlich verständlich oder? Ich meine was hatte ich erwartet? Das sie gemeinsam Kuchen aßen und fröhlich plauderten?
Doch sobald ich einen Fuß in das Büro setze gilt alle Aufmerksamkeit mir. Richard schaute erfreut zu mir auf. "Na meine Schönheit?" Das brachte ihm einen ermahnenden Blick von Phillip ein. "Hör auf damit." sagte ich in einem bestimmenden Tonfall. Er lächelte nur und ich verdrehte die Augen, dabei setze ich mich widerwillig auf den freien Stuhl neben ihm. Phillip ergriff das Wort. "Wir haben ein Problem. Er -" Phillip zeigte mit dem Finger auf Richard, "hat gelogen." Ich schaute Richard finster an und hatte so etwas schon geahnt "Inwiefern?" wollte ich wissen. "Er hat wirklich kein Heilmittel. Das heißt schon, nur fehlt ihm eine Zutat dafür." Ich verstand nicht worin das Problem lag. Warum besorgten sie nicht einfach diese Zutat? "Und wo liegt das Problem?" spreche ich meinen Gedanken laut aus. Ich schaute die beiden Verwirrt an. "Die Zutat ist mehr oder weniger eine Art Kraut das nicht in der Umgebung wächst und äußerst selten vorkommt." "Was meinst du damit?" "Es ist so: wir brauchen die Blühten von dieser Pflanze 'Drachenschlund' und diese blüht nur einmal und das auch nur bei Vollmond und ich bezweifle das Johnson bis dorthin noch lebt. Geschweige denn, dass wir diese Pflanze finden, da sie auf einer Insel wächst, die nicht gerade klein ist. Ich hatte Monate gebraucht um den Drachenschlund für die Mixtur zu finden und dann auch noch Unverblüht." versucht Richard zu erklären. Ich lehnte mich zurück und ließ die Schultern hängen. "Du sagtest du könntest ihn heilen." meinte ich Vorwurfsvoll. "Kann ich auch: mir fehlt nur diese Zutat. Gib sie mir und du hast dein Heilmittel." Ich fasste einen Entschluss: ich werde Johnson nicht einfach so sterben lassen. Nicht ohne es wenigstens versucht zu haben. "Dann suchen und finden wir den Drachenschlund bis dorthin." Sie schauten mich beide überrascht an. "Es ist völlig unmöglich, dass wir das Kraut rechtzeitig finden werden." " Außerdem was sollen wir mit Johnson in der Zeit machen?" Erlebte ich gerade mit, wie Phillip und Richard an einem Tisch saßen und einer Meinung waren? Was für ein verrückter Tag. "Ihn mitnehmen und Richard du zeigst uns wo du den letzten Drachenschlund gefunden hast. Das werden wir schon irgendwie hinbekommen. Ich werde ihn zumindest nicht einfach so dahin Vegetieren lassen, bis er stirbt ohne etwas zu tun!" Phillip schaute mich nachdenklich an. "Ja, er ist mein Bruder und ich gebe dir recht, aber zuerst werden wir die Angelegenheiten mit seinem Rudel klären müssen. Ich kann sie nicht einfach ohne Alpha nach Hause schicken. Unsre Eltern haben ihren Rücktritt offiziell gemacht. Wir werden wahrscheinlich das gespaltene Familien Rudel dauerhaft konfusionieren müssen. Dabei rede ich auch von deinem Rudel Richard." Phillip machte eine Pause um Richards Reaktion abzuwarten, aber er zuckte noch nichtmal mit der Wimper, also fuhr er fort. "Johnson hat mir erzählt Lucy, wie du zu ihm gekommen bist. Ich werde natürlich seine Aufgabe übernehmen und du bekommst einen dauerhaften Platz in unsrem Rudel, sobald sich alles geklärt hat." "Es geht um Johnson und du willst einfach ein ganzes Rudel wieder vereinen? Du hast recht sie brauchen einen Alpha! Und den haben sie auch. Anstelle einen neuen Weg zu finden ohne Johnson, solltest du nicht lieber versuchen ihn zu retten? Deinen Zwillingsbruder? Ist es also nicht Sinnvoller sofort mit der Suche zu beginnen?" "Das geht nicht, Lucy. Es gibt Leute die sich auf mich verlassen. Ich trage die Verantwortung für diese Scharr von Wölfen. Ich kann sie nicht einfach plötzlich sich selbst überlassen. Deswegen muss ich erst noch ein paar Vorbereitungen treffen und gewisse Leute kontaktieren und Dinge Organisieren, bevor wir los können. Glaube mir wenn ich dir sage, dass ich meinen Bruder genau so retten möchte wie du. Wir werden so schnell aubrechen und mit der suche beginnen, wie es in meiner Macht steht. Ich werde alles daran setzen Johnson zu retten, das verspreche ich dir." Ich nickte. Ich gab Phillip recht. Das Rudel brauchte, während unsrer Abwesenheit einen Anführer. Trotzdem nahm es mir nicht die Angst davor, dass wir Johnson nicht rechtzeitig retten konnten. Aber für heute wollte ich mich geschlagen geben."Na gut. Wo ist er überhaupt?" "Im Gästezimmer." Ich stehe wortlos auf. "Ach und du fährst auch mit, Richard. Ich hoffe das dir das klar ist." sagte Phillip noch zu ihm, als ich gerade dabei war die Tür hinter mir zu schließen. Ich wollte nicht alleine mit ihm und Phillip auf einer Einsamen Insel sein, aber hatte ich denn eine Wahl? Es war die einzige Möglichkeit die wir hatten um Johnson zu retten. Ich lief nach nebenan in unser Zimmer und mir stockte der Atem. Er sah noch schlechter aus, wie das letzte mal, als ich ihn gesehen hatte. "Johnson?" fragte ich vorsichtig. Man hätte ihn mit einer Leiche verwechseln können und diese hätte noch an seiner Stelle lebendiger gewirkt. Ich lief zu ihm hin und strich ihm durch das Haar, wie er es unzählige male schon bei mir getan hat, wenn ich Nachts nicht einschlafen konnte. "Es wird alles wieder gut werden. Wir werden diese Pflanze finden und dich Heilen- komme was wolle - das verspreche ich dir."
Ende...
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Wolfsblut (I) | Werwolf
Werewolf"Verdammt!" entfuhr es mir als ich auf dem Boden aufschlug. Ich blickte hoch, um zu wissen wer oder was für meinen Sturz verantwortlich war und sah einen Wolf über mir kauern. Ich hätte eine Tierische Angst haben und weiter laufen sollen, aber anst...