1. Kapitel

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Es schläft. Tief und fest. Nur ganz leise und langsam bewegt es sich. Rießen groß ist es, aber doch so ruhig, nur wenn es schläft. Die Lichter spiegeln sich darin. Lassen die Oberfläche für eine kurze Zeit glitzern. In die Strickdecke eingewickelt lies ich mich in der Hängeschaukel hin und her schaukeln. Meine Augen fielen immer mal wieder zu.
„Kommst du?" jemand trat auf die Terrasse zu mir hinaus. Das Licht von drinnen lies nur einen Umriss einer männlichen Person erkennen. Ich nickte stumm. Nur langsam und auch ziemlich ungewollt stieg ich aus dem Korb aus und tapste in die Wohnung hinein. Einen letzten Blick auf das große, blaue, schlafende Meer, bevor ich die Tür hinter mir zuzog.
Meine Mum hatte das Essen auf den Tisch gestellt. Sie grinste stolz.
„Du musst probieren." sagte sie, schlüpfte aus den Kochhandschuhen, warf sie in die Küche und setzte sich. Ich hob den Deckel an. Der Dampf der Nudeln kroch mir in die Nase. Knoblauchnudeln. Meine Lieblingsnudeln. Nur meine Mum kann sie so kochen, dass sie mir schmecken. Ich stach mit der Gabel in den Topf und drehte. Die Nudeln wickelten sich um die Gabel. Gespannt sah meine Mum mich an, als ich die Gabel in den Mund nahm. Ich grinste zufrieden.
„Na dann, Guten Appetit." sie warf sich und Dad eine große Portion auf den Teller. Ich ebenfalls. Es schmeckte so unfassbar gut. Viel zu wenig hatte ich diese Nudeln in letzter zeit gegessen.
„Was gibts neues?" fing Dad das Gespräch an. Ich schluckte herunter.
„Mh, Mike meint morgen kommt ein neuer in die Surfschule." brachte ich die News von der Surfschool bei. Ich arbeitete seit einem Jahr in der Surfschool, dort bringe ich kleinen Kindern das Surfen bei. Ich surfe um mein Leben gerne. Ich liebe es mit dem Meer eins zu sein und die Wellen zu reiten. Nur dort oben fühle ich mich so richtig komplett. Meine Mum und mein Dad leiten ein Restaurant und ein Hotel mit 24 Ferienwohnung hier auf der Insel. Meine Mum lebt schon ihr ganzes Leben hier. Sie hatte Dad kennen gelernt als er hier zum Urlaub machen war. Tja, er war damals nur ein mal wieder nach Hause gefahren schließlich hatte er nur für 4 Wochen gepackt und das reichte schließlich nicht aus wenn man hier wohnen will.
„Und im Hotel?" fragte ich meine Eltern.
„So wie immer. Ich hoffe in den kommenden Wochen wird es endlich mal wieder voller. Im Moment sind nur 14 Ferienwohnungen besetzt und nicht mal die Hälfte aller Zimmer." mein Dad sah etwas niedergeschlagen aus. Ich wollte sofort etwas sagen, dass es ihm besser geht, aber meine Mum warf mir einen Blick zu, der soviel hieß: Sag nichts, ich mach das schon.
Also hielt ich mich zurück.
„Das wird schon. Die Sommerferien haben ja nicht ein mal angefangen." meine Mum lächelte vorsichtig.
„Aber sonst buchen die Leute auch wie verrückt schon Monate vorher." warf mein Dad ein und fasste sich an den Kopf. Meine Mum antwortete darauf nichts mehr. Wenn mein Dad ein mal auf der Mitleidsschiene fährt, kriegt man ihr nur selten wieder dazu, abzubremsen und abzubiegen.
Nach dem Essen trug ich den Topf und die Teller in die Küche. Ich stellte sie in die Spüle.
„Ich mach das schon." meinte meine Mum und legte eine Hand auf meine Schulter. Ich lächelte dankbar und tapste die Treppen hoch. In meinem Zimmer angekommen schlug mir eine frische Meerbrise entgegen. Ich atmete ganz tief und bewusst ein. Wie ich diesen salzigen Geruch liebte. Ich nahm aus meiner Schublade neue Unterwäsche, eine hellblaue kurze Hose und ein weißes Top. Damit lief ich ins nebenanliegende Badezimmer. Auch hier roch es nach Meer und Strand. Ich schloss das Fenster.
Mit der angenehm kühlen Dusche wusch ich mir den ganzen Tag von der Haut. Ich atmete durch und stand einfach nur da. Lies die Wassertropfen auf meine Haut fallen und an mir herunter laufen. Schließlich drehte ich den Hahn zu und trat aus der Dusche. In einem blauen Handtuch gewickelt kämmte ich meine hellblonden schulterlangen Haare. Schließlich schlüpfte ich in meine Klamotten und lief zurück in mein Zimmer. Dort stieg ich in mein Bett und zog das Moskitonetz hinter mir zu.
Das war eben der Nachteil, wenn man am Strand wohnt. Überall waren diese kleinen fiesen Viecher. Deshalb hatte ich um mein Bett ein Moskitonetz gespannt. Das Fenster lies ich offen, sonst würde ich in der Nacht ersticken. Ich betätigte den Lichtschalter und sofort verfiel mein Zimmer der Dunkelheit. Ich schloss die Augen und drehte mich zur Seite.

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