2. Kapitel

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Dienstagmorgen. Durch mein geöffnetes Fenster strömte die frische Luft vom Meer in mein Zimmer. Ich hatte die Augen noch geschlossen und atmete tief ein. Dann lies ich ein Auge langsam aufgehen. Mein Zimmer war von der Morgensonne hell erleuchtet und strahlte in seinen blauen und grünen Farben. Ich hatte ziemlich viele Pflanzen in meinem Zimmer stehen. Meine Wand war in einem hellblau und meine Möbel in einem hell braunen Holz. Der große Deckenbalken, der sich genau in der Mitte meines Zimmers durchzog, war das erste, was ich jeden Tag erblickte. Ich rappelte mich langsam auf und trat ans Fenster. Die Sonne war schon einige Meter über dem Horizont und strahlte mir ins Gesicht.
„Dir auch einen wunderschönen Guten Morgen." die Uhr über meiner Tür verriet mir, dass wir schon kurz vor elf hatten. Das war einer der besten Sachen an meinem Job. Dadurch, dass ich die Minis noch betreue und die meistens noch in der Schule sind, habe ich erst später meinen ersten Kurs. Nur in den Sommerferien musste ich schon um zehn am Strand sein. Manchmal auch um neun.
Heute aber hatte ich Strandwache. Ich bin also dafür zuständig den Strand im Auge zu behalten. Meine Schicht beginnt um eins. Also hatte ich noch genügend Zeit um noch mal surfen zu gehen. Ich zog also gleich meinen Bikini an und zog ein Kleid darüber. Schließlich schnappte ich mir noch eine Banane und zog los.
Ein Blick über die Straße, kein Auto, also lief ich los. Mit schnellen Schritten erreichte ich den Sandweg und folgte ihm durch die Dünen. Über eine kleine Rechtskurve gelang ich an den Strand. Ich lief gleich zu unserer Hütte herüber. Diese schloss ich auf und suchte mir gleich mein Bord heraus. Ich lief ans Wasser.
Weiter hinten türmten sich die eine oder andere Welle auf. Ich grinste zufrieden. Rechts von mir war gerade ein Kurs gestartet, also versuchte ich nicht ganz so nah an sie heran zu gehen. Ich lief in das kühle blaue Wasser. Der Schaum der Wellen umschloss meine Zehen. Ich lächelte. Schließlich trat ich in das Wasser ein. Mit jedem Schritt stieg die Wasseroberfläche an meinem Körper. Ich lies die Hände darin gleiten. Als das Wasser mir bis zum Buch reichte setzte ich mich auf mein Board und paddelte vergnügt los.
Einige Meter hatte ich nun hinter mir gelassen. Ich hielt an und sah zurück an den Strand. Von hier aus, konnte man sogar noch die Strandpromenade erkennen. Die vielen kleinen Geschäfte hatten noch nicht auf, erst gegen Mittag tummeln sich dort die Menschenmassen. Ich freute mich so sehr, wenn endlich die Insel voller Leben wird. Erst während der Sommerferien lebt diese Insel.
Ich drehte mich wieder zurück Richtung Wellen. Ich erblickte eine Welle ein paar Meter vor mir. Entschlossen paddelte ich darauf zu. Kein Meter war sie mehr vor mir, gekonnt stellte ich mich auf mein Board und drehte es so, dass ich mit der Welle in Richtung Strand surfte. Ich grinste kurz, konzentrierte mich dann aber wieder auf meine Balance.
Schließlich wurde die Welle kleiner und sie fing an in sich zusammen zu brechen. Ich lies mich also ins Wasser gleiten. Fast schon außer Atem von diesem grandiosen Gefühl setzte ich mich wieder auf mein Board und sah der Welle zu, auf der ich gerade noch gestanden hatte, wie sie am Strand vollkommen ausgelöscht wurde.

    ***
Um Punkt 13 Uhr saß ich auf meinem Hochstuhl am Strand und hatte das Getummel fest im Blick. Marie war auch gekommen und setzte sich keine 15 Meter neben mir auf den Hochstuhl.
Hey, alles gut?

Hatte sie mir geschrieben.

Ja klar, alles prima. Bei dir?

Alles fit!
Ich konzentrierte mich wieder auf meinen Job. Nicht nur der nächste Kurs von unserer Surfschool war im Wasser, auch andere Menschen hatten sich dazu entschlossen ihren Mittag am Strand zu verbringen. Viele Kinder rannten umher und spielten im Sand oder Wasser. Andere kühlten sich im Wasser ab. Wieder andere lagen im Sand oder auch auf Luftmatratzen im Wasser und liesen sich von der Sonne die Haut verbrennen.
Ich atmete ein. Doch vergaß das ausatmen. Ein gut gebauter Junge erreichte das Wasser. Er joggte förmlich hinein. Mit einem kleinen Sprung wurde er von den Wellen mit sich gerissen. Kurz hielt ich den Atem an. Doch ein paar Meter weiter tauchte sein Kopf wieder auf. Er schüttelte kurz seine Haare und kraulte einige Meter vom Strand weg. Von hier oben konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, nicht ein mal seine Haarfarbe konnte ich entziffern.
Was wenn es Finn ist? Hatte ich mich gerade dabei erwischt ihm hinterher zu schwärmen? Ich schüttelte mich kurz und lies meinen Blick woanders hinschweifen. Aber ich konnte nicht anders, als immer wieder auf den kleinen Kopf zwischen den Wellen zu sehen. Mein Handy rettete mich, bevor ich noch alles voll sabberte.
Du starrst.
Marie. Na toll! Sogar 15 Meter weiter weg, hatte meine Beste Freundin mitbekommen, wie ich nicht ein mal 5 Minuten einem Typen hinterher geguckt hatte. Ich ignorierte ihre Nachricht einfach und konzentrierte mich wieder auf meine Arbeit. Dennoch konnte ich mir nicht verkneifen ein letztes mal nach dem Jungen zu sehen. Doch ich fand ihn nicht mehr. Kurz hatte ich Angst, er würde ertrunken sein, nur weil ich auf mein Handy geschaut hatte, aber ich fand ihn am Strand wieder. Er hatte ein Handtuch über seinen Kopf gelegt und rubbelte damit seine Haare trocken. Plötzlich trafen sich unsere Blicke und ich sah peinlich berührt hinaus aufs Wasser. Es war Finn!

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