23. Kapitel

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Ein ohrenbetäubendes Klingeln drang durch meine Ohrmuschel in meinen Traum. Ich drückte das Kissen auf meinen Kopf und seufzte.

„Mach das aus." hörte ich Marie neben mir quengeln. Ich tastete nach dem Handy, das diese schrecklichen Töne von sich gab. Ich erspähte nach der Uhrzeit, kurz nach sieben. Ich fuhr mit den Händen über mein Gesicht. Wie gerne würde ich noch weiter im Bett liegen bleiben und schlafen, bis meine Eltern kamen. Ich wollte so gerne wissen wie es ihnen ging und wo sie waren. Es waren schon 4 Tage her, als ich das letzte mal etwas von ihm gehört hatte. Es machte mich wirklich psychisch kaputt. Ständig zog mich diese Last, diese Ungewissheit hinunter in ein Loch, voller Trauer und Ängste. Ich könnte Stunden lang heulen und beten endlich eine Nachricht zu bekommen. Erschreckenderweise hatte ich mich schon bei dem Gedanken erwischt, mir vorzustellen, dass meine Eltern nicht mehr am Leben waren. Schnellstmöglich schüttelte ich den Gedanken wieder ab.

Marie und ich saßen am Frühstückstisch. Sie aß ein Toast und ich mein geliebtes Müsli. Die Sonne strahlte auf die Terrasse, sodass ich die Augen zukneifen musste. Marie musste erst um 10 Uhr an den Strand, trotzdem hatte sie sich dazu aufgerafft mit mir so früh aufzustehen, schließlich musste ich um kurz vor acht im Hotel sein. So gut ich mich auch im Hotel eingearbeitet hatte und es sehr schätze, wie viel mein Dad mir vertraute, es zog mich immer noch sehr stark an den Strand. Jeden Tag wünschte ich mir, dass ich meinen Job an der Surfschool noch hatte und dort meine Zeit verbringen könnte. Die wild schäumenden Wellen, die sich hinter Marie abzeichneten, machten dieses Verlangen nicht gerade kleiner. Vor ein paar Wochen wären wir sofort aufgesprungen, um vor dem ersten Kurs noch eine Runde Surfen gehen zu können. Ich hatte nie mit Marie oder Finn darüber gesprochen, wie sehr ich diesen Job vermisste. Es war schließlich meine Schuld und mir war es ziemlich unangenehm darüber zu sprechen. Trotzdem interessierte es mich, was sich dort alles abspielte, seitdem ich nicht mehr dort arbeitete.

Den weiteren restlichen Vormittag verbrachte ich im Büro. Ich arbeitete fleißig meine ToDo Liste ab und konnte so einiges erledigen. Dabei musste ich ständig an Marie und Finn denken, die nun wahrscheinlich glücklich mit den Kindern im Wasser surften. Ich sehnte mich sehr danach. Zu gerne wäre ich jetzt auch bei ihnen. Es machte mich irgendwie wütend, wütend auf mich selbst, weil ich mich erst in diese Lage gebracht hatte. Mein Handyklingeln riss mich aus den Gedanken. Als ich Dad las, blieb mein Herz stehen und mein ganzer Körper begann zu zittern.

„Hallo." sagte ich mit zittriger Stimme und lauschte gespannt nach der anderen Stimme, am Ende der Leitung.

„Hallo Claire." hörte ich meinen Dad. Er klang ziemlich fertig, kaputt und ausgelaugt. Als hätte man ihn tagelang gequält, vermutlich war es auch so.

„Dad?" ich spürte deutlich den Kloß, der sich in meinem Hals bildete. Mit aller Kraft versuchte ich die Tränen zu unterdrücken. Es breitete sich ein Gefühl von Erleichterung und Freude in mir aus, nur die Stimme meines Dads zu hören. Noch nie war ich so glücklich gewesen, ihn meinen Namen sagen zu hören.

„Claire, wie geht es dir?" ich fing an zu schluchzen und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

„Schrecklich, furchtbar." flüsterte ich und ich konnte nur ein seufzen erkennen.

„Es tut mir leid. Ich wünschte ich hätte mich öfter bei dir melden können." er sprach langsam, leise und ziemlich monoton. Ohne jeglichen Gefühle oder Emotionen. Es brach mir das Herz ihn so reden zu hören. Wahrscheinlich war es gut, dass ich ihn nicht sehen konnte.

„Wann kommt ihr wieder?" brachte ich unter schluchzen heraus.

„Laut den Ärzten darf deine Mum ab morgen nach Hause fahren und Justin übernimmt die weitere Behandlung." ich nickte heftig, auch wenn ich wusste, dass er es nicht sehen konnte.

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