30. Kapitel

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Ich erwachte durch ein ziemlich grelles und heisses Licht. Ich kniff die Augen zu und versteckte mein Gesicht vor meinen Händen. Bis ich realisierte, dass die Sonne mich so anstrahlte und wo ich lag, musste Minuten vergangen sein. Ich streckte mich etwas und sah mich verschlafen um. Ich erkannte eine männliche große und gut gebaute Person neben mir. Meine Beine waren mit ihm verschlungen und er hielt mich fest. Als ich dann realisierte, dass ich auf seinem nackten Oberkörper lag, kamen all die Erinnerungen und Bilder der letzten Nacht zurück. Sofort brannte mein ganzer Körper und er begann augenblicklich zu kribbeln. Ich schielte etwas nach oben. Als mich zwei blaue Augenpaare erhaschten, erschrak ich etwas.

„Guten Morgen." Raunte er und ich verfiel in ein Lachen.

„Guten Morgen." Flüsterte ich. Sofort klammerte ich mich näher an ihn heran und sah wieder aus dem großen schiefen Fenster, das sich keine Mühe gab uns vor der großen aufgehenden Sonne zu schützen. Sie trat über den Wipfeln und hinter dem Meer empor, brachte alles zum glänzen. Es war ein tolles Gefühl so aufzuwachen. Ich wusste, dass es ziemlich früh sein musste, denn die Sonne war noch nicht lange aufgegangen. Umso mehr fragte ich mich, wie lange Finne schon wach war.

„Wie hast du geschlafen?" fragte er mich und gab mir einen Kuss auf das Haar. Ich sah zu ihm hoch, grinsend.

„Sehr gut." Sagte ich dann. „Wie spät ist es?"

„Kurz vor sieben." Meinte er schnaufend. Ich atmete laut aus.

„Wie lange bist du schon wach?" fragte ich und drehte mich wieder dem Sonnenaufgang zu.

„Knappe 10 Minuten." Antwortete er gähnend und streckte sich unter mir etwas. Einen Moment lang sagte keiner mehr etwas. Ich genoss die Wärme auf meiner Haut, das regelmäßige senken und heben unter meinem Kopf und das langsame Streichen Finn's Finger über meinen Arm. Ich wollte, dass dieser Moment niemals aufhörte. Ich wollte für immer hier liegen bleiben. Bei ihm. Ich fühlte mich so sorglos, so frei, wie schon lange nicht mehr. Kurz dachte ich an den vergangenen Tag, der es ziemlich in sich hatte. Es war einer der aufregendsten und emotionalsten Tage meines Lebens. Noch nie hatte ich so viele Entscheidungen an einem Tag getroffen und auch gleich umgesetzt. Es erschütterte mich zuerst, machte mich aber auch unendlich stolz.

„Was geht in deinem hübschen Köpfchen schon wieder vor sich?" hörte ich. Ich seufzte.

„Ich habe gerade an die Surfschool gedacht." Gab ich zu. Schließlich musste ich unbedingt noch mit Mike sprechen, in der Hoffnung, dass er mich wieder einstellt. Schon wieder.

„Da muss ich um 10 Uhr hin." Teilte er mir mit. Stimmt, das hatte ich fast schon wieder verdrängt, dass er dort noch ein laufendes Praktikum hatte. Damit hatte alles angefangen. „Komm doch mit." Ich sah ihn an. Warum eigentlich nicht?

„Okay." Willigte ich dann ein. Ich lächelte zufrieden und umfasste mich fester mit beiden Armen.

„Dann haben wir ja noch ein bisschen Zeit." Ich schnaufte und ich schloss die Augen. Ich hob ein Bein an und legte es auf seins, schob meine Hand unter meinen Kopf und zeichnete mit der anderen seine Bauchmuskeln nach. Verträumt sah ich der Sonne entgegen. Ich bewunderte sie, dass sie es schaffte jeden Tag aufzugehen, so schrecklich oder wunderschön der andere Tag auch war. Der Sonnenaufgang hatte etwas besonderes an sich. Der Sonnenuntergang jedoch etwas magisches.

„Kann ich dich etwas fragen?" hörte ich meine Stimme.

„Immer." Bekam ich sofort seine Antwort.

„Was findest du schöner, Sonnenaufgänge oder Sonnenuntergänge?" gebannt auf seine Antwort, beobachtete ich zwei Vögel, die vor dem Fenster von Baum zu Baum flogen.

Island ParadiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt