5. Kapitel

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Schnell schloss ich wieder meine Augen und verdrängte das plötzlich aufkommende Gefühl der Wärme in meinem Bauch. Leicht biss ich mir warnend auf die Lippe.
„Wie lange steht man hier bis alles wieder therapiert ist?" ich konnte ihn grinsen hören. Ein leises Kichern entwich mir über die Lippen.
„Ich weiß nicht, vielleicht sein ganzes Leben!" ich sah hinaus auf den Horizont. Die Sonne stand einige Meter darüber, sie strahlte mir direkt ins Gesicht. Ich konnte sie fast lachen sehen. Ein Kindergeschrei riss mich zurück.
„Wir sollten wieder zurück gehen." meinte Justin und sah verstohlen auf seine Uhr. Ich nickte nur. Mit meinen Schuhen in der Hand lief ich durch das Wasser zurück auf die Höhe des Weges durch die Dünen. Von dort aus liefen wir die Straße zur Arztpraxis zurück. In meinem Zimmer angekommen setzte ich mich zurück auf mein Bett. Justin war wieder an der Arbeit und ich wieder allein. Ich vermisste ihn. Ich vermisste seine Aufmerksamkeit gegenüber mir. Ich vermisste es wie er mir zuhört. Wie er sich um mich sorgt. All das würde jetzt aufhören. Zuhause werde ich alleine in meinem Zimmer sitzen und Tag für Tag das selbe denken.

Zwei Stunden später kamen meinen Eltern in das Zimmer gelaufen. Zu meiner Überraschung sahen sie nicht mordlustig aus, sondern froh mich zu sehen. Meine Mum umarmte mich sehr überschwänglich und mein Dad strich mir übers Haar. „Wie gehts dir Schätzien?" fragte mich Mum und setzte sich neben mich.
„Ganz gut. Warum seit ihr erst jetzt da?" die Antwort war mir klar, aber ich wollte es sie aussprechen lassen.
„Wir konnten nicht früher von der Arbeit weg." ich erkannte wie sehr sich meine Mum dafür schämte, aber ich genoss den kurzen Augenblick. Justin sah mich von der Tür aus an. Er hatte es gesehen.
„Claire hat sich hervorragend entwickelt. Die Wunden heilen und mental geht es ihr auch wieder besser." er zwinkerte mir etwas zu.
„Wie kann ich das verstehen?" mein Dad sah sehr verwundert aus.
„Sie hat mir ihre Art von Therapie gezeigt." kurz erinnerte ich mich an den heutigen Morgen zurück. Für einen kurzen Moment hatte ich den Wind wieder in meinen Haaren und den Sand zwischen meinen Fußzehen.
„Therapie?" jetzt klang Dad verärgert. Justin musste lachen.
„Wir waren am Meer spazieren." sagte er immer noch lachend.
Mein Dad lächelte nur kurz. Für ihn war das ganz und gar nicht witzig. Wer weiß was er schon wieder gedacht hat? Meine Eltern verließen den Raum um Papierkram und Medikamente zu bekommen. Justin blieb bei mir.
„Ich hab's dir doch gesagt." war das erste was ich zu ihm sagte. Er lachte und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Was hat denn bitte dein Dad gedacht?" er lehnte sich an die Wand.
Ich zuckte die Schultern. „Vielleicht das wir..." ich deutete mit beiden Fingern zwischen uns hin und her. Er brauchte kurz um zu verstehen was ich meinte. Daraufhin lachte er wieder.
„Nein. Niemals!" lachte er weiter.
„Ja, so ist er." ich verrollte genervt die Augen. Aber irgendwo verletzte es mich. Nein, niemals? Was? Wir zusammen? War das so schlimm?
Meine Eltern kamen wieder herein und unterbrachen meinen Gedankengang.
„Wir können dann gehen." meinte meine Mum. Sie schnappte sich die Tasche wo meine Klamotten drinnen waren. Ich krabbelte aus dem Bett. Langsam stand ich auf und verließ das Zimmer. Justin begleitete uns noch bis zur Tür.
„Wenn was ist ruft ihr an, Okay?" rief er. Ich nickte und bedankte mich noch mal.
Kaum saß ich bei mir auf dem Bett war es ganz genau so wie ich es geahnt hatte. Mum und Dad waren wieder ins Hotel gegangen und ich saß ganz allein im Bett. Ich betrachtete die Schattenspiele an meiner Wand. Die große Zimmerpflanze vor meinem Fenster warf ein sehr schönes Bild an meine Wand. Ich stand kurz entschlossen auf und goss all meine Pflanzen in meinem Zimmer. Mir fiel auf, dass ich 13 Stück besitze. Danach lief ich in die Küche und suchte nach etwas essbaren. Eine Kiwi stach mir ins Auge. Auf der Terrasse im Korb machte ich es mir gemütlich und schloss die Augen. Das Rauschen des Meeres konnte man bis hier her hören. Ich stellte mir vor, wie ich am Strand in der warmen Sonne liege und meine Haut von der Sonne erhitzt, mich anschließend aber in das kühle nasse werfe und eins mit der Unterwasserwelt werde.
Ich öffnete die Augen wieder und die Sonne blickte mir direkt ins Gesicht. Ich blinzelte etwas erschrocken, wie schnell ist denn bitte die Sonne gewandert? Ich Schreckte etwas auf und suchte nach meinem Handy neben mir.
18:12 Uhr. Las ich. Ich fasste mir an den Kopf. Hatte ich tatsächlich 2 Stunden geschlafen? Ich stand mit wackeligen Beinen auf und tapste ins Haus. Ich trank ein Glas Wasser und entschloss mich zu einem Spaziergang. Davor aber schrieb ich meiner Besten Freundin.
Ich will eine Runde spazieren gehen, am Strand. Kommst du mit?

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