6. Kapitel

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Es fiel mir absolut nicht leicht am nächsten Morgen aufzustehen. Auch am heutigen Tag musste ich Finn wieder gegenüber treten und meine Gefühle nicht die Oberhand ergreifen lassen. Ich schluckte hart bei dem Gedanken an seine grünen Augen und sein schmales, mit Sommersprossen besetztes Gesicht. Scheiße! Das waren definitiv zu viele Details gewesen um ihn aus meinem Kopf zu verbannen. Ich stand auf und entschloss mich für ein Müsli zum Frühstück. Schließlich zog ich mich an. Mit den Minuten die vergingen wurde mir immer heißer. Ich entschloss mich nur für ein weißes sehr sehr fein gehäkeltes Kleid, das meinen Bikini durchblitzen lies. Etwas unsicher sah ich mein Spiegelbild an. Das schaffst du schon, irgendwie.
Ich marschierte den Weg zum Strand entlang. Ich war als erste da. Aber keine Minute später traf auch Marie ein. Ich atmetet auf, dass Finn es sich nicht anders überlegt hatte und doch jetzt schon auftauchte. Marie und ich schnappten uns unsere Boards und paddelten einige Meter raus.
„Die Wellen haben heute wohl keine besonders große Lust auf uns." meinte Marie kühn und lies sich auf ihr Board fallen. Ich atmete genervt aus und tat es meiner besten Freundin gleich. Die sonne strahlte mir frech mitten ins Gesicht. Ich drehte mich prompt auf den Bauch.
„Marie?"
„Mhm." kam zurück. Sie war kurz vorm Einschlafen. Ich grinste.
„Lass uns zurück paddeln, vielleicht erwischen wir nachher noch einen Moment wo es windiger ist." eigentlich hatte ich eine andere Sache auf der Zunge liegen, aber ich wusste Maries Antwort schon, also lies ich es bleiben. Marie erhob sich wieder und nickte mir zu.
Unsere Boards legten wir in den Sand und trockneten uns kurz ab. Ich setzte mich daneben und sah aufs Meer. Es lag ganz still heute. Keine winzigste Welle wagte es sich über es hinwegzuziehen. Die sonne kletterte den weg bis ganz nach oben fleißig. Dabei strahlte sie mit all ihrer Energie auf uns herab.
„Hey Ladies." eine Stimme die mein Unterbewusstsein sehr vermisst hatte, aber ich nicht zulassen will, ertönte rechts neben mir. Ich sah nach rechts. Finn stand mit seiner grünen Badehose und einem breiten Grinsen vor uns.
„Hey, na gut drauf?" Übernahm Marie unsere Begrüßung. Er nickte eifrig.
„Ich dachte wir gehen noch gemeinsam eine Runde raus." er sah aufs Meer und war etwas enttäuscht als er sah wer seinem Plan einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.
„So haben wir auch geschaut." bestätigte Marie unsere Enttäuschung. Ich sagte nichts zu all dem. Ich wollte plötzlich nur allein sein. Mir ging dieser gut gelaunte Typ so auf die Nerven und meine Gefühle für ihn erst recht. Hatte ich überhaupt Gefühle für ihn? Schließlich kenne ich ihn seit knapp zwei Wochen. Ich stand ohne eine Wort zu sagen auf und lief dem Wasser entgegen. Ich lies meine Zehenspitzen das Meer berühren, schließlich trat ich ein par Tritte weiter ein und lief am Ufer Richtung Surfschool Haupthaus. Marie und Finn beobachteten mich von der Hütte aus. Ich konnte seine Stimme nicht weiter ertragen. Am Haupthaus angekommen stieg ich die weißen Treppen hoch und setzte mich anschließend auf die Veranda. Schalt sie einfach ab! Keine Gefühle, kein Bauchkribbeln, keine Gedanken an ihn verschwenden.
Nicht ein mal 10 Minuten konnte ich alleine dort sitzen. Ein leider sehr gut aussehender Typ kam um die Ecke.
„Hey du." ohne zu Fragen setzte sich Finn neben mich auf das weiß angestrichene Holz. Ich blickte ihn nicht an und sagte auch nichts. Denk dran, keine Gefühle.
„Was ist los?" hörte ich es plötzlich in meinem linken Ohr. Shit, ich verhalte mich zu komisch. Gib Widerworte.
„Ich verhalte mich nicht komisch." gab ich patzig zurück.
„Das war auch nicht meine Frage." er war verwundert über meinen Ton. „Sag mal, hab ich was falsch gemacht?" dachte er gerade wirklich über sein Verhalten nach? Das ist echt süß. Claire!
„Nicht das ich wüsste, sag dus mir. Könntest du etwas falsches gemacht haben?" immer noch würdigte ich ihn keines Blickes.
„Keine Ahnung. Ich weiß auch nichts. Kannst du mir aber trotzdem verraten was mit dir los ist? Seit dem du nach deinem Unfall wieder zurück bist, bist du so abweisend, kalt und desinteressiert. Du bist doch sonst nicht so." er machte sich wirklich sorgen und hatte meine Verhaltensweisen verglichen. Keine Gefühle.
„Nein, mir geht es prima. Sorry, aber ich muss heim. Wir sehen uns später, vielleicht." damit stand ich auf und verlies das Haupthaus. Ich lief schnurstracks Richtung Zuhause. Ich legte mich in mein ungemachtes Bett und schloss die Augen. Das kann so nicht weiter gehen! Ich kann nicht mehr in seine Nähe. Ich habe mich nicht unter Kontrolle. Mein klingelndes Handy unterbrach meinen Gedankengang, bevor ich anfing zu weinen. Auf dem Display erschien das Bild von Marie, welches ich letzten Sommer am Strand geschossen hatte. Ich nahm den Anruf an, ihr konnte ich nichts vormachen.
„Wo bist du verdammt? Dein Board und deine Tasche liegen noch hier." sie war aufgebracht und fast schon etwas wütend, zurecht.
„Es tut mir leid." ich atmete angestrengt aus. „Ich...ich konnte einfach nicht mehr."
„Was? In seiner Nähe sein? Claire das ist doch Quatsch. Merkst du nicht wie albern du dich verhältst?" auf solch eine Reaktion war ich nicht gefasst. Ich dachte sie würde mich verstehen, mich unterstützen und schützen.
„Ist das gerade dein Ernst?" ich war geschockt.
„Ja Claire, das ist mein Ernst. Du kannst dich ja wohl zusammenreißen und diesem Typen gegenüber stehen, ist ja nicht so als hätte er jemanden umgebracht."
„Du übertreibst."
„Nein, du übertreibst. Und zwar gewaltig, krieg dich mal wieder in den Griff." damit legte sie auf. Ich schnaufte genervt. Genau auf sowas hatte ich kein Bock! Kaum sind Jungs im Spiel, verändert sich alles ins Schlechte. Ich schrie leicht genervt und lies mich in die Kissen fallen. Natürlich überkamen mich die Tränen und hinterließen einen dunklen Fleck auf dem türkis farbigen Kissen. Ich schluchzte. Sie hatte ja recht, aber ich konnte nichts verändern. Ich konnte mich nicht ändern, nicht mein Verhalten, meine Gefühle. Ich musste die Situation ändern.

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