10. Kapitel

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Ich hatte es geschafft das Büro pünktlich um halb vier zu verlassen und machte mich sofort auf den Weg nach Hause. Dort zog ich mir einen lila Bikini an und schlüpfte noch in einen Wickelrock mit Blumenmuster. Dazu zog ich ein einfaches schwarzes Top und Sandalen an. Meine Haare klemmte ich vorübergehend weg und stopfte 2 Handtücher, eine Wasserflasche, meinen Schlüssel, mein Handy und Geld in eine Tasche. An meinen zitternden Händen und meinen unregelmäßigen Atemzügen merkte ich meine Nervosität. Warum war ich nervös? Es ist ein Treffen zu dem alle kommen, kein Date oder so. Marie kommt auch. Sogar die anderen Mädels kamen. Plötzlich war ich froh, dass auch Evelyn und Chiara kamen, auch wenn ich gestern mir gewünscht habe, sie würden nicht kommen. Dann packte mich der Gedanke, wird Finn auch da sein? Bitte nicht! Ich kann ihm unter keinen Umständen unter die Augen treten! Nicht in meinem Zustand, gut mit ein wenig Alkohol womöglich schon, aber nichts was ich ausprobieren will. Wenn ich mit ihm rede, oder nur in seiner Umgebung bin muss ich bei Verstand bleiben. War ich jemals bei Verstand, wenn ich bei ihm war? Wahrscheinlich nicht, sonst würde ich nicht in dieser Situation sein! Das klingeln von Marie riss mich zurück. Ich schnappte meine Tasche und wir liefen los.
„Du bist jetzt nicht nervös oder so?" zog mich meine beste Freundin lachen auf.
„Sei still." pflichtete ich ihr bei. Musste aber grinsen.
„Du bist echt der knaller. Was denkst du denn passiert da jetzt? Dass er dich vor allen küsst?" allein bei dem Gedanken Finn's...äh Tyler's Lippen auf meinen zu spüren, kochte mein Blut. „Und wenn schon, du brauchst Ablenkung." Marie lief fröhlich neben mir. Ihr machte es offensichtlich spaß mich leiden zu sehen. Aber im Grunde hatte sie recht. Vor was hatte angst? Ich war mit keinem irgend eine Verpflichtung eingenagelt mich loyal oder sowas verhalten zu müssen. Ich konnte tun und lassen was ich will und vor allem, was ich für richtig hielt.
Als wir den kleinen Strandabschnitt in Nähe der Surfschool erreichten, konnte man die kleine Clique schon erkennen. Sie hatten sich mit Handtüchern und Stühlen einen Platz unter drei Palmen, am Rand, gesichert. Sofort erkannte ich die beiden Brüder.
„Die sehen wirklich aus wie Mexikaner." stimmte mir Marie zu. Ich warf ihr einen Hab-ich-doch-gesagt-Blick zu. Sie lächelte nur verspielt. Wir kamen der Gruppe näher, Mason war der erste, der uns sah.
„Hey Ladies!" er hob die Hand zum Gruß, ich lächelte ihm entgegen. Auch die anderen wurden auf uns aufmerksam. Tyler lag auf seinem Handtuch, erhob sich aber als er uns sah. Ein Lächeln durchfuhr ihn.
„Hey, schön dass ihr gekommen sied." ich war froh, dass keiner einen doofen Kommentar abgab, weil Marie da war, obwohl sie keiner eingeladen hatte. „Logan und die Mädels kommen auch gleich."
Ich nickte anerkennend und bahnte mir den Weg zu Tyler durch, während Marie sich schon mit Mason unterhielt. Ob das eine gute Idee war sie mitzunehmen? Ich wusste das Mason ein Casanova war, schon immer. Gerade durch die Erzählungen von Tyler hatte ich erfahren, dass er wohl immer wieder eine neue am Start hat und sie gerne einfach so abblitzen lies. Ich betete innerlich, dass Marie sich nichts auf sein Geschwätz einbildete.
„Wie gehts dir?" Pablo hatte sich zu mir gesetzt. Ich löste den Blick von meiner besten Freundin und dem „Playboy", auch wenn es mies war, ihm diesen Namen zu geben.
„Sehr gut. Und dir?" erst jetzt fielen mir seine dunklen Augen auf, die einen Schimmer von Grün umfassten. Schnell sah ich wieder weg.
„Jetzt auch sehr gut." natürlich. „Was hast du den ganzen Tag so gemacht?"
„Ich war arbeiten. Meine Eltern leiten das Hotel und Restaurant ???, ich arbeite für sie." erklärte ich, obwohl ich mir ziemlich sicher war, das das letzte mal auch schon gesagt zu haben. Wahrscheinlich wollte er nur ein Gespräch beginnen.
„Cool. Hätte ich das gewusst, wäre ich zu euch ins Hotel und nicht ins You." merkte er an. Noch so ein Spruch.
„Klar." meinte ich und lies mir die Sonnenbrille auf die Nase fallen.
„Wer sonst würde das nicht tun? Ich meine, morgens von so eine Schönheit geweckt zu werden." er lies sich nach hinten fallen und stütze sich mit einem Ellebogen ab, um mich noch ansehen zu können. Auch wenn Finn ständig mir gesagt hatte, wie toll er mich fand, stellte er es ziemlich besser an, als Pablo. Ich fühlte mich zwar geschmeichelt, aber etwas verlegen war ich auch.
„Du bist verrückt." meinte ich nur und schüttele belustigt den Kopf.
„Einwenig." er lies seine Augenbrauen hoch und runter hüpfen. „Aber noch lange nicht so verrückt wie..."
„Na? Wer hat mich vermisst?" Logan tauchte genau im richtigen Moment auf, bevor Pablo den Namen aussprechen konnte. Er hatte eine runde Sonnebrille auf, ein Handtuch um die Schultern und einen Drink in der Hand. Grinsend, mit hoch gestreckten Armen erreichte er uns. Die Mädels folgten ihm. Evelyn trug eine dunkle kurze Jeans und ein rotes Bikinioberteil, was ihre Oberweite nur so zum strahlen brachte. Sie hatte sich zu einer unfassbar tollen Frau entwickelt. Ihre langen blonden Haare fielen in leichten Wellen über die Schulter. Sie lächelte breit, als sie mich sah. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob es mir galt, aber sie steuerte direkt auf mich zu. Chiara hingegen, hatte ihre eigentlichen braune Haare schwarz gefärbt und dazu abgeschnitten. Sie waren leicht gelockt und hingen ihr ins Gesicht. Sie trug einen schwarzen Badeanzug, der ihre tolle Kurven nur so unterzeichneten. Anders als Evelyn, nahm sie mich kaum wahr und lief zu Leonardo, der mit Marie und Mason ein paar Meter entfernt stand.
„Wow, Claire!" Evelyn war bei angekommen und ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf.
„Das Wow kann ich nur zurück geben." ich stand auf um auf Augenhöhe mit ihr zu sein. Wir waren relativ gleich groß, was die Sache leichter machte. Sie zog ihre Sonnenbrille auf den Kopf, die ihre unfassbar tollen blauen Augen versteckt hatten.
„Wer bist du?" entfuhr es ihr und sie musterte mich auffällig von Kopf bis Fuß. „Wirklich, du siehst toll aus!" ich hatte sofort ein gutes Gefühl bei ihr. Sie war offen und freundlich und ihr großes Lächeln, lies mich sicher sein, dass sie eine gute Freundin sein kann.
„Was ein Jahr so anstellen kann, was?" meinte ich.
„Und ob." sie setzte sich, ich tat es ihr gleich. „Wie geht es dir so?"
„Fantastisch." es war zwar übertrieben, aber momentan hatte ich kein Bedürfnis allen zu erzählen was wirklich los war. „Wie gehts dir?"
„Oh, es war zwar schon mal besser, aber ich glaube das gibt sich wieder." es machte mich neugierig was passiert ist, traute mich aber nicht zu fragen. Wenn sie mir davon erzählen möchte, würde sie es schon tun.
„Was hast du das ganze letzte Jahr gemacht?" Evelyn kramte in ihrer Tasche und zückte ihr Hany.
„Ich habe gearbeitet. Langweilig, ich weiß. Ist aber die Wahrheit."
„Gar nicht. Was hast du gearbeitet? Ich weiß noch, dass du ziemlich verrückt nach surfen warst." merkte sie an und lächelte, als ich womöglich eine Erinnerung durch den Kopf schoss. Mit jeder Sekunde  unseres kleines Gesprächs, verschwand sämtliche angst und Zweifel die ich vor dem Treffen hatte. Ein Teil meiner angst war auch an die beiden Freundinnen geschuldet, ich wusste nicht, wie sie es aufnehme würde, wenn ich von Tyler eingeladen wurde auch mit ihnen abzwängen. Offensichtlich freute sie sich aber, zumindest Evelyn. Chiara zeigte nicht wirklich Interesse. Sie stand ziemlich desinteressiert bei den anderen und sah in die Ferne. Ich merkte, dass irgendwas nicht stimmte und ich fragte mich ob die beiden Freundinnen zerstritten waren.
„Stimmt. Ich habe das ganze Jahr an der Surfschool gearbeitet. Jetzt arbeite ich im Hotel meiner Eltern."
„Cool, was hat dich vom Job an der Surfschool abgebracht?" natürlich musste das kommen.
„Ich weiß nicht...ich schätze, im Hotel habe ich eine bessere Zukunft." log ich. Zumindest teilweise. Es stimmte, dass ich mit dem Job im Hotel besser Aussichten in der Zukunft hatte, finanziell gesehen, aber das war nicht der Grund warum ich den Job hatte.
„Was hast du das letzte Jahr gemacht?" mich interessierte es wirklich, denn ich hatte keine Ahnung mehr, was sie vor hatte nach ihrem Abschluss. Wir hatten nie wirklich Kontakt zu den beiden, eher das Gefühl, sie konnten uns nicht leiden.
„Ich war zuerst auf dem Festland und habe dort meiner Mum in ihrer Boutique geholfen. Jetzt habe ich entschlossen mich der Mode hinzugeben und eine Ausbildung zu suchen, die mir hilft meine eigene kleine Boutique für Strandmode zu eröffnen." sie strahlte bei dem Gedanken.
„Ich wusste gar nicht, dass du dich so für Mode interessierst." gestand ich.
„Das wusste ich auch nicht, bis ich eben bei meiner Mum im Laden helfen musste."
„Du musstest?" ich wusste es war unhöflich nachzufragen, konnte mir die Frage aber nicht verkneifen.
„Naja, ich hatte ein paar..dunkle Monate." sie rollte die Augen. „Drogen, Alkohol, Partys, sowas halt. Um wieder zu Sinnen zu kommen, wie meine Mum sagte, habe ich eben bei ihr gearbeitet und meine Leidenschaft zur Mode gefunden."
„Ich bin beeindruckt." niemals hätte ich Evelyn für eine gehalten die Drogen genommen hat, schon gar nicht, weil sie jetzt so glücklich und...rein?...mit sich war. „Wirklich, ich hätte das niemals gedacht. Ich bewundere es."
„Danke, das ist lieb." Logan kam auf uns zu, ich hatte gar nicht mitbekommen wie die anderen uns zurück gelassen hatten. Wir waren so vertieft in unser Gespräch.
„Mädels wollt ihr mit ins Wasser?" rief er uns zu. Wir nickten fertig und versichern ihm gleich da zu sein.
„Wann sind die alle so scharf geworden?" hörte ich mich plötzlich sagen. Evelyn fing an zu lachen.
„Wann bist du so heiß und lustig geworden?" entgegnete sie und schlüpfte aus ihrer Jeans raus, während ich den Knoten meines Rockes öffnete. „Aber du hast recht. Als ich vor ein paar Monaten wieder her kam, hatte ich auch einen Schock was mit meinen Strebern passiert war. Ich würde ja sagen sie sind erwachsen geworden, das sind sie aber nicht." jetzt war ich es, die lachte.
„Tyler hat mir von dir erzählt. Nein, halt, er hat von dir geschwärmt." sie fächelte sich Luft zu und rollte dabei die Augen. Ich stupste sie an.
„Ach komm, hör auf."
„Hat er aber wirklich. Er meinte dass du dich richtig entwickelt hättest, irgendwie zu dir gefunden." wir liefen zu den anderen ans Wasser.
„Das hat er gesagt?" Ich blickte sie ungläubig an. War er so ein Romantiker?
„Und noch viiiiels mehr!" sie lächelte breit. „Was ist mit dir? Hast du einen am Start?" sie pikste mich in die Seite. Ich hatte bei unserer ‚Freundschaft', oder was auch immer das ist, zwar ein gutes Gefühl, aber ich konnte ihr noch nicht rauen. Deswegen behielt ich meine Schwärmerei für Finn geheim, vor allem weil ich befürchtete dass sie ihn kannte.
„Nein, momentan nicht. Und du?" ich zuckte die Augenbrauen. Gerade als sie antworten wollte kam Marie zu uns.
„Na ihr? Lästert ihr über mich?" sie lächelte mich an.
„Klar doch." machte ich mutig, worauf sie mich am Arm packte und ins Wasser zog. Das kühle durchfuhr meine Adern und ich musste mich schütteln. Doch kaum hatte ich mich daran gewöhnt überkam mich ein großer Schwall kaltem Wasser. Evelyn und Marie hatten angefangen mich nass zu spritzen. Ich fing an zu schreien und wehrte mich, hatte aber keine Chance gegen die beiden. Schließlich lies ich mich einfach fallen und tauchte aus der Gefangenschaft heraus. Ich erkannte die Badehosen der Jungs Unterwasser und lies mich an die Oberfläche zurücktreiben. Offenbar hatte mich keiner gehört, also packte ich Tyler an den Schultern und rief: „Buh!" Er fuhr erschrocken zusammen, während alle anderen lachten. Sofort packte er mich an den Hüften und warf mich ein Stück weit von ihm. Ich tauchte prustend wieder auf.
„Das war nicht fair!" meinte ich und schwamm wieder zu ihnen herüber.
„Du hältst dich wohl für ganz mutig, mich so zu erschrecken." er fuhr sich durchs Haar.
„Scheint so." ich zuckte die Schultern.
„Du bist ganz schön frech." meinte Mason.
„Nö, ich sage nur was ich denke." als ich das ausgesprochen habe, fühlte ich mich unfassbar schuldig. Das hatte Finn mir mal gesagt. Ich hatte absolut keine Absicht, die gleichen Worte wir er zu verwende, doch erinnerten sie mich an unser erstes gemeinsames Schwimmen am See. Erst da fiel mir auf, dass ich nicht mehr an ihn gedacht habe, seit wir hier sind und das er auch nicht da war.
„Alles gut?" Mason sah mich besorgt an. Offenbar merkte man mir den Chaos im Kopf an.
„Klar. Was soll sein?" sagte ich also wieder schnell und zwang mir ein Lächeln auf die Lippen.
„Flirtet ihr ohne uns?" die Mädels kamen mit Pablo und Logan im Schlepptau zu uns herüber.
„Immer doch, Baby." Mason lächelte Evelyn entgegen, die ihm einen Mittelfinger entgegen streckte. Er formte einen Kussmund. Die Spannung zwischen ihnen entging mir nicht, was mich fragen lies, ob die beiden mal etwas zusammen hatten.
„Hey Claire, Mason meint du kannst lange die Luft anhalten. Was sagst du zu einem Wettbewerb?" sprach mich Chiara plötzlich an. Erschrocken sah ich sie an. Was sollte das denn jetzt? Ich wusste nicht genau wie ich darauf reagieren sollte. Es brachte einige Gefahren mit sich einen Wettbewerb zu veranstalten, wer am längsten die Luft anhalten kann. Es war sogar ziemlich leichtsinnig und dumm.
„Lass mal, lieber." Logan antworte für mich, ich sah ihn dankend an.
„Komm schon, sei nicht so ein Feigling!" Evelyn warf ihr einen finstersten Blick zu, ihre Freundin störte es aber nicht.
„Bist du etwa so sehr darauf aus zu verlieren?" schaltete sich Tyler ein.
„Das werden wir noch sehen." sie funkelte mich herausfordernd an.
„Wenn du's unbedingt willst." hörte ich mich auch schon sagen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Einen Wettbewerb, wer Länge die Luft anhalten kann? Du bist so dämlich.
„Du musst das nicht machen." Marie sah mich besorgt an und kam näher. „Das kann gefährlich werden."
„Ich weiß." mein Herz schlug auf ein mal ziemlich laut und ich hatte sorge jeder würde es hören.
„Worauf warten wir dann?" hörte ich die, mittlerweile nervige Stimme von Chiara. Ich hatte den Drang sie zu fragen was ihr Problem mit mir war. Denn offensichtlich hatte sie ja eins. Sie machte mich rasend.
„Nach einer Minute hol ich euch aber wieder hoch." versicherte Tyler. Dabei trafen sich die Blicke von Chaira und ihm und ich verstand sofort. Sie mochte ihn, sehr sogar. Wahrscheinlich hatte sie auch mitbekommen, als er über mich gesprochen hat. Sie war nun mal eine Frau, keiner konnte es leiden, wenn die Liebe nicht erwidert wird durch eine andere. Plötzlich wollte ich nicht mehr. Es war sowas von lächerlich und dumm! Aber jetzt abzulehnen war Feige, also stellte ich mich gegenüber von Chiara, die mir fest und fast schon wütend in die Augen sah. Sie konnte mich nicht leiden. Noch nie hatte mir jemand das so offensichtlich gezeigt. Es schockierte mich.
„Bereit?" zischte sie.
„Immer doch." gab ich zurück und sah zu meiner besten Freundin. Chiara und ich waren umgeben von allen, sie bildeten einen Kreis und wir waren der Mittelpunkt.
„3, 2, 1, Los!" hörte ich sie rufen und tauchte unter. Ich zwang mich meine Augen geschlossen zu halten, sodass ich sie nicht sehen musste. Ich konzentrierte mich auf die Atmung, die immer ruhiger wurden. Ich begann die Ruhe und das Rauschen zu genießen, was mir ein vertrautes Gefühl gab. Ich hörte die anderen wie wild miteinander reden, verstand aber kein Wort. Woher konnte sie eigentlich so lange den Atem anhalten? War sie auch Surferin? Oder Rettungsschwimmerin, oder so? Claire, konzentrier dich! Das ist wichtig. Wie lange geht denn bitte eine Minute! Musste mich denn keiner wieder hoch holen? Hatte ich gewonnen? Ich traute mich nicht die Augen aufzumachen, aber nach oben wollte ich auch nicht. Dann hatte ich ja verloren. Trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl! Ich öffnete also ein Auge, Chiara war nicht mehr da! Ich öffnete das andere also auch. Sie war tatsächlich nicht mehr vor mir. Keiner war das. Ich trieb also wieder an die Oberfläche zurück. Sofort kamen mir die Schreie entgegen.
„Du ist ein Arschloch!" ich brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren was passierte. „Du wusstest genau wie ich fühle!" Chiara war wutverzerrt und schrie. Tyler stand ihr gegenüber und sah sie fragend an. Offenbar teilte er ihre Meinung nicht.
„Was redest du da eigentlich? Du wolltest nie mit mir über Gefühle sprechen." sagte er, viel ruhiger als Chiara. Diese schnaubte. Marie entdeckte mich zuerst.
„Claire." sie kam zu mir. Hatte denn keiner bemerkt, dass ich noch unter Wasser war? Nicht mal Marie?
„Was ist passiert?" fragte ich meine beste Freundin.
„Sobald du unter Wasser warst, hat sie angefangen Tyler zu beschuldigen, er wäre ihr Fremd gegangen."
„Sie war gar nicht unter getaucht?" ich riss die Augen auf. Diese schlampe! Völlig außer Atem beobachtete ich das geschehen.
„Nein, sie ist sofort auf Tyler los und..." Marie brach ab.
„Da ist die Bitch ja wieder." Chiara funkelte mich an. „Fragen wir sie doch!" Tyler erhaschte meinen Blick. Ich interpretiere seine Stimmung als erschrocken, verwirrt und wehmütig. Es schien als wolle er mir etwas sagen, aber Chiara fuhr schon fort.
„Hast du allen ernstes gedacht ich würde es nicht herausfinden?" fuhr sie mich an. Ich blinzelte verwundert. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war noch immer dabei meine Atmung wieder zu normalisieren, das auf mich zukommende wütende Mädchen verhinderte dies.
„Was soll ich denn getan haben?" endlich fand ich meine Stimme wieder,
„Tu nicht so unschuldig!" giftete sie. Ich hatte keinen blassen schlimmer, was ich ihrer Meinung so schlimmes getan habe.
„Ich habe aber wirklich keine Ahnung was ich gemacht habe soll." sagte ich also und sah mich um. Marie stand immer noch neben mir, Evelyn hatte sich hinter Logan versteckt, der hinter Chiara stand. Neben ihm stand Leonardo. Tyler war unmittelbar neben ihm und Pablo. Mason dagegen stand auf der anderen Seite.
„Dann erzähl mir doch bitte, was gestern mit dir und Tyler gewesen ist. Hier am Strand." herrschte sie mich an.
„Halt, wovon sprichst du?" was ist denn bitte in sie gefahren? Was um alles in der welt gab ihr das recht so mit mir zu sprechen?
„Mason hat mir gesagt ihr habt am Strand rumgemacht." kam sie endlich mit der Sprache raus.
„Was? Warum..." ich drehte mich zu Mason. „Warum sagst du sowas?"
„Stimmt doch, oder nicht?" entgegnete er mit einem Grinsen. Arsch!
„Nein! Ich habe nichts dergleichen getan. Er hat mich zur Surfschool begleitet." warum musste ich das eigentlich klar stellen? Warum tat Tyler das nicht? Ich sah ihn an. Der stand wie versteinert auf seinem Platz und blickte finster Mason an.
„Das hat sich gestern aber anders angehört." meinte Mason wieder und sah Tyler an. Dieser zuckte zusammen und ballte die Fäuste.
„Was ist hier eigentlich los? Ich dachte Claire wäre mit Finn!" meldet sich Leonardo. Was?
„Was?" stießen wir vier Mädels gleichzeitig aus.
„Wer sagt das?" will Evelyn wissen, die jetzt dicht bei Chiara stand.
„Er hat das gesagt." meinte der etwas größere Bruder Schulter zuckend. Ich konnte es nicht fassen! Finn hatte ihm gesagt ich wäre mit im zusammen, oder was? Ich hatte tausende von fragen, die ich unbedingt los werden wollte, aber ich bekam nichts über die Lippen.
„Er also auch?" meldete sich Chiara wissen. Was sollte das schon wieder heißen.
„Ich will hier eins klar stellen, ich habe mit keinem von beiden etwas. Weder mit Finn noch mit Tyler. Ich weiß nicht wer hier solche Gerüchte verbreitet, aber es stimmt nicht!" sagte ich scharf und sah jeden an.
„Lass uns gehen." ich spürte die Hand meiner besten Freundin auf der Schulter. Ich nickte ihr zu und lief aus dem Wasser. Das Geschrei und Gekeife ging sofort weiter, aber ich drehte mich nicht um. Ich wusste es würde Zickerei geben! Was hatte ich mir nur dabei gedacht sie als meine Freunde zu bezeichnen? Hatte ich das überhaupt? Ich nahm meine Sachen und zog mir schnell den Rock an.
„Claire! Claire warte." Tyler kam aus dem Wasser zu mir gerannt.
„Was willst du?" man konnte meine Wut in meiner stimme deutlich hören.
„Mich entschuldigen."
„Für was denn? Das du mich angelogen hast? Oder die anderen?" ich hatte absolut keine Ahnung was hier los war. Hatten Tyler und Chiara noch eine laufende Beziehung oder waren sie noch nicht so weit?
„Beides." gestand er. Vor mir kam er zum stehen. „Ich habe Mason erzählt ich hätte dich geküsst."
„Warum sagst du so was?" meine Wut flammte erneut auf.
„Mann, keine Ahnung! Vermutlich um Mason einen reinzuwürgen." er sah leicht zu Boden. Ich weiß nicht warum, aber ich rechnete es ihm hoch an, dass er ehrlich zu mir war. Zumindest jetzt.
„Was hat Mason damit zu tun?" meine Stimme senkte sich wieder.
„Er...er hat da sowas erwähnt. Dass er dich, du weißt schon..." er kratzte sich am Nacken.
„Nein weiß ich nicht." ich stemmte theatralisch die Hände in die Hüfte.
„Mann, er will dich ficken!" er verstummte und ich sah ihn erschrocken an.
„Was?" meine Stimme war ein nichts. Mason? Was war in ihn gefahren?
„Als er das gesagt hat, bin ich ausgeflippt und habe halt gemeint er soll sich von dir fern halten, weil du mich geküsst hättest und er keine chance bei dir hat. Es tut mir wirklich leid." er kam noch einen Schritt näher, aber ich wehrte ihn ab.
„Es ist nett von dir, dass du mich beschützen willst, aber nicht so." plötzlich tauchten die anderen hinter ihm auf. Schlagartig drehte ich mich um, nahm meine Sachen und verschwand mit Marie vom Strandabschnitt.

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Was sagt ihr zu Tyler? Ist er ein gute Ersatz für Finn? Was sagt ihr zu Evelyn?
Wie findet ihr eigentlich die Hauptcharaktere? Sind sie zu kompliziert?

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