3. 🤍

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„Wo bist du?!" brüllte meine Mutter in den Hörer und ich zuckte zusammen. „Bei Freunden." gab ich zurück. „Wir suchen dich seit zwei Stunden und rufen schon zum 200ten mal an und erst jetzt nimmst du ab und sagst: Bei Freunden?!" Gazo musterte mich kritisch, denn der saß mir genau gegenüber und konnte alles hören was meine Mutter sagte. „Gibts ein Problem?" fragte er mit ernster Miene und zog dabei eine Augenbraue in die Höhe. Ich schüttelte den Kopf um ihn zu beruhigen, während meine Mutter ziemlich laut ihre Fassungslosigkeit an mir ausließ. „Komm, gib mal her jetzt." brummte er und nahm mir mein Handy aus der Hand. „Man Jonas, lass das!" Empört versuchte ich ihm mein Handy wieder weg zu nehmen, doch er war viel zu groß für mich und er konnte mir mit einer Leichtigkeit seine Hand auf meine Stirn legen und von sich weg halten. Die anderen beobachteten das ganze mit einem grinsen. „Was soll das? Wieso schreist du sie an? Hast du denn kein benehmen?" fuhr er meine Mutter an. Ich wusste jetzt schon, dass das nicht gut Enden würde. „Was glaubst du wer du bist, dass du so mit ihr reden kannst?!" beschwerte er sich weiter und ich konnte nur ein schrilles „Ich bin ihre Mutter!" hören und Gazis Augen weiteten sich. Er wurde plötzlich ganz bleich und wirkte ziemlich verunsichert, er suchte meine Augen und man konnte eine kleine Panik in seinen erkennen. Dann fing er an sich mehrfach zu entschuldigen und wurde immer leiser, weil meine Mutter ihn nun vollkommen zur Schnecke machte.

Amüsiert sahen wir ihm dabei zu und Lx kam zu mir, legte wie üblich einen Arm um meine Schultern und grinste mich mit seiner Zahnlücke an. „Wer ist das mit dem er da redet?" fragte er und nickte zu Jonas. „Meine Mutter." als ich antwortete, sah er mich mit großen Augen an und fing an breiter zu grinsen. „Und was hat er angestellt, dass er sich mehrfach bei ihr entschuldigt?" wollte er nun wissen. „Meine Mutter hat mich angeschrien weil ich einfach abgehauen bin von unserem Essen. Das hat er mitbekommen und wollte wohl ein bisschen den Beschützer spielen." schmunzelte ich und sah zu wie Jonas auflegte und erleichtert aufatmete. „Leg dich niemals mit einer Mutter an." lachte Anton, welcher das Gespräch mitbekommen hatte und Gazo rollte nur mit den Augen. „Ich soll dir ausrichten, dass sie nochmal mit dir reden möchte bevor sie wieder abreist." sagte er dann und gab mir mein Handy zurück. Ich nickte daraufhin nur und packte es in meine Hosentasche.
Maxwell streckte sich von dem Bürostuhl aus und gähnte ausgiebig. „Leute lass Feierabend machen. Kein bock mehr und hunger hab ich auch." murrte er und die Bande stimmte gleich mit ein. Sie sahen mich abwartend an, so hob ich verwirrt meine Augenbrauen in die Höhe und sah sie abwechselnd an. „Auf was hast du Lust? Du wirst doch sicher auch Hunger haben." ich schmunzelte als Lx meine unausgesprochene Frage beantwortete. „Auf alles."

Die Jungs hatten dann schlussendlich entschieden, dass wir Burger essen gehen würden. Es war fast wie immer, ich war wie immer das Anhängsel von ihnen. Ich fühlte mich immer sehr wohl wenn alle dabei waren, es war als würden sie mich vor allem beschützen wollen und mir den Spaß des Lebens bereiten. Allerdings war da immer noch diese Sache zwischen John und mir. Auch wenn wir uns ausgesprochen hatten und wohlmöglich auf einem guten weg waren, passte da irgendwas nicht. Irgendwas störte und ich vermutete, dass es der Fötus war. Und je mehr ich darüber nachdachte, fing ich an eine Wut und hass zu entwickeln. Gegen mich und dem Fötus. Natürlich konnte es nichts dafür, aber ich wollte, dass es wieder so wurde wie vor paar Wochen. Ich wollte John zurück. Also setzte ich nun den Gedanken fest, es abzutreiben.
„Lyra was los, schmeckts nicht?" fragte nun Anton welcher mir gegenüber saß. „Doch doch, alles tutti." sagte ich schnell und schnappte mir erneut eine Pommes. Ich verzog aber sofort mein Gesicht, da ich wohl so lange auf mein Essen gestiert hatte, dass die Pommes kalt wurden. Anton fing an zu schmunzeln, ich seufzte enttäuscht und biss in meinen Burger, der trotzdem immer noch lecker schmeckte. Plötzlich griff eine Hand quer über den Tisch und schnappte sich alle meine restlichen Fritten. John stopfte sie sich in den Mund und grinste dabei frech. „Die haben dir doch sowieso nicht geschmeckt." sagte er mit vollem Mund als er meinen wütenden Blick bemerkte. „Trotzdem hätte ich die gerne leer gegessen." knurrte ich. „Oh Bonez, jetzt hast du verloren." kicherte Gazo und wechselte amüsiert seinen Blick zwischen uns. „Das waren meine Pommes!" keifte ich wütend und fing urplötzlich an zu weinen. Ich regte mich nun mehr über das weinen auf, als über John und sein unmögliches Verhalten. Anton versuchte mich zu beruhigen und wollte mir seine Pommes andrehen, doch ich hatte schon gar keine Lust mehr. John verdrehte die Augen und die anderen waren völlig überfordert mit der Situation. „Geh doch nicht gleich so ab. Sonst hats dich auch nie gestört wenn ich dir was geklaut habe." brummte er genervt. „Du hast einer schwangeren das Essen gemopst. Einer schwangeren!" Anton betonte das letzte Wort nochmal ganz deutlich und mein Ex sah ihn verwirrt an. „Man merkt dass du bei Cleo nie wirklich dabei warst." lachte nun Gazo, der das ja schon zweimal mitmachen musste. „Ey das ist doch übertrieben. Als ob alle Weiber so abgehen." schnauzte er und ich sah ihn fassungslos an. Ich stand ohne groß nachzudenken auf und ging zu den Toiletten um dort in Ruhe weinen zu können. Ich war so wütend auf John, da er einfach unmöglich war! Er hatte kein benehmen, war gemein und ein absolut riesiges Arschloch! Aber ich war auch auf mich und meine Emotionen wütend, da sie einfach immer unpassend waren und ich das alles mit mir machen ließ.
Ich musste mich beruhigen, denn wenn ich mich noch länger verkriechen sollte würde es auch nicht besser werden. Also atmete ich tief durch, schniefte in ein Taschentuch und trocknete meine Tränen. Vor dem Spiegel sah ich mich mit schüttelnden Kopf an. Ich sah furchtbar aus. Meine Augen waren völlig gerötet, genauso wie meine Nase. Aber ich atmete noch ein letztes mal tief durch und ging mit erhobenem Kopf zurück.

Jedoch bevor ich am Tisch ankam, bemerkte ich wie die Jungs diskutierten. Ich trat leise näher, so dass sie mich nicht bemerken konnten. „Ey man, die kann man sich doch nicht geben!" hörte ich John sagen. Etwas zog sich in mir zusammen und ich war schon wieder drauf und dran die Flucht zu ergreifen. „Das halt ich keine neun Monate mit der aus. Gott sei dank ist das nicht von mir, dann brauch ich mir das nicht die ganze zeit zu geben." Mir wurde schlecht bei den Worten, die Tränen die verbannt wurden, kamen wieder zurück und das noch viel stärker. Ich ging sofort auf meinen Platz zu, schnappte mir meine Tasche ohne einen der Bande anzusehen und ging raus. „Seht ihr? Das ist doch Kindergarten!" rief John durchs ganze Restaurant. Ich versuchte den Rest zu ignorieren und lief weiter. So lange bis ich an irgendeiner Kreuzung stand. Ich zückte mein Handy und rief diesmal Lina an.
„Hey was gibts?" fragte sie gleich nachdem sie abgenommen hatte und ich schniefte gleich zur Antwort. „Bonez ist ein Arschloch!" murmelte ich laut in den Hörer und sie fing an zu kichern. „Das ist nicht Lustig!" weinte ich weiter und Lina beruhigte sich schnell. „Okay, okay. Was ist passiert?" Ich erzählte ihr gleich alles und ich konnte mir genau vorstellen wie Lina Kopfschüttelnd ihr Nasenbein rieb. „Na schöne scheiße. Dieser Idiot!" schimpfte sie.
„Und was machst du jetzt?" fragte sie gleich darauf und ich seufzte. „Definitiv abtreiben. Es versaut mir einfach alles." nuschelte ich leise und lief die Straßen entlang weiter. „Ich kann das nicht. Das Kind wird mit Sicherheit aussehen wie einer der Polizisten. Ich werde jeden Tag damit konfrontiert und..." ich stockte. „Und John will mich so nicht." flüsterte ich und biss mir auf die Unterlippe um nicht wieder in Tränen auszubrechen.

Neben mir hielt ein Motorrad an und ich sah auf. „Äh, Lina ich ruf wieder an, Marten steht neben mir." sagte ich etwas überfordert und legte sofort auf. Röte schoss mir ins Gesicht als ich ihn kurz musterte. Verdammt, viel zu gut aussehend. John durfte niemals ein Motorrad fahren, ich würde einfach direkt umkippen.
„Hey Panda, lass mich dich nachhause bringen." lächelte er und streckte mir ein Helm entgegen. „Woher..." „Lx, er hat mir geschrieben weil er dich nicht finden konnte." ich formte meine Lippen zu einem 'oh' und nahm den Helm an mich und setzte ihn auf. „Ich entschuldige mich nachher bei ihm." sagte ich und setzte mich hinter Marten und schlang meine Arme um seinen Körper, damit ich nicht vom Bike flog wenn er zufuhr. „Halt dich gut fest!" grinste er und ich verstärkte meinen Griff.
Wir düsten schnell aber geschmeidig durch Hamburg und die abgekühlte Abendluft streifte meine nackten Arme und Beine. Während meine Bluse im Wind flatterte und meine Haare dazu noch zerzaust wurden, genoss ich dieses unbeschreibliche Gefühl. Ich liebte es Motorrad zu fahren, ich fuhr schon oft mit meinem Vater zusammen und ich teilte diese Erinnerungen gerne mit ihm. Jedoch hatte mein Vater das Fahren mit der Zeit aufgegeben. Er war nunmal auch nicht mehr der jüngste.
„So wir sind da, du kannst loslassen." sagte Marten und stellte ein Bein auf die Straße. „Danke, hat Spaß gemacht." sagte ich leise und lächelte dabei, damit er wirklich meine Freude erkennen konnte.
„Hast du morgen schon jemanden der dich begleitet für den Arzttermin?" fragte er mich vorsichtig als ich ihm den Helm zurück gab und ich nickte. „Ja Rina wird mich begleiten. „Okay, gib bescheid wenn du mich brauchst." ich nickte erneut und stieg dann die Treppen rauf, als Marten davon fuhr. Dann rief ich direkt Lx an, damit er sich beruhigen konnte und machte mich Bettfertig. Der nächste Tag würde schon anstrengend genug sein, da sollte ich wenigstens gut ausschlafen.

Kopfgefickt. || Bonez Mc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt