15. 🤍

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Von weitem beobachtete ich Maxwell wie er sich zu Grund und Boden betrank. Lx neben mir sah sich das Desaster genauso an. „Was machen wir mit ihm?" fragte ich Lx und er zuckte nur mit den Schultern. „Machen lassen, der kommt bald wieder zurück."
Es war mittlerweile eine Woche vergangen und wir waren mal wieder bei Pascal zuhause und Maxwell war schon seit einigen Stunden betrunken und schien kein Ende zu finden. Rina ging es vermutlich deutlich besser, sie war schon in voller Vorbereitung für den Umzug. Ich hatte sie auch seit dem Abend bei Gazo und Lisa nicht mehr gesehen oder wirklich gesprochen. Es schien, als hätte ich meine beste Freundin verloren. Und es machte mich fertig.
Wenn ich ihr geschrieben hatte ob wir uns treffen wollen, kamen immer ausreden oder gar keine Antworten. Meistens waren es auch richtig patzige. Dabei konnte ich nicht mal was dafür, dass ihre Situation zur Zeit so war. Vielleicht brauchte sie auch einfach einen Tapetenwechsel.

„Pascal, kannst du was für dich behalten?" fragte ich ihn, als ich zu ihm in die Küche ging und mein Glas in die Spüle stellte. „Klar was gibts?" ich hielt ihm den Umschlag hin den mir die Frauenärztin gegeben hatte. „Da drin steht das Geschlecht und ich hätte gerne dass du eine Kopie machst. Es darf wirklich absolut keiner wissen! Nicht mal John oder ich." er nahm den Umschlag zu sich und öffnete ihn. „Dann werde ich die Kopie so machen, dass auch ich es nicht sehe." sagte er mit einem Lächeln und ging in sein Arbeitszimmer um eine Kopie zu machen.
Kurze Zeit später drückte er mir zwei Umschläge in die Hand. „Danke! Einer geht an Rina und einer an Lina. Sie wollen beide eine Babyshower mit Gender reveal machen." sagte ich und lief mit ihm zurück ins Wohnzimmer in dem Maxwell nur noch wie ein nasser Sack auf der Couch hing. „Der ist durch, wir sollten ihn nachhause bringen." sagte Alex dann und schnappte sich den Schlüssel von Maxwells Wagen. „Ne, ne! Du fährst auch nicht. Ich fahre." mit wackelndem Zeigefinger ging ich auf ihn zu und nahm ihm den Schlüssel aus der Hand. Die beiden Jungs halfen Maxwell die Treppen runter und in sein Auto. Ich verstand sowieso nicht wieso er hier her fuhr und sich dann total abschoss.
Jedenfalls genoss ich es wieder mal hinter dem Steuer zu sitzen und brachte die beiden nachhause. Zuerst Maxwell, dann Lx. Danach brachte ich sein Auto wieder zu Maxwell nachhause und brachte den Schlüssel in seine Wohnung, wo er mir dann sogar entgegen torkelte.
„Denkst du sie wird jemals wieder zurück kommen?" lallte er und ich konnte zum ersten mal tiefe Trauer aus seiner Stimme hören. „Ich weiß es nicht." seufzte ich und setzte mich mit ihm ins Wohnzimmer. „Ich glaube sie wird ein ganz neues Leben anfangen, aber ich hoffe sie kommt ab und zu mal vorbei, weil sie das alte vielleicht vermisst." sagte ich leise und er legte seinen Kopf auf meinem Schoß ab. Ich streichelte ihm seinen Kopf und ich glaubte, dass er es grade einfach brauchte. „Ich weiß nicht ob ich damit klar komme, wenn ich sie jemals wieder sehe." nuschelte er und starrte an die Decke. „Du wirst es schaffen. Du hast bisher alles geschafft." ermutigte ich ihn und blieb tatsächlich noch sehr lange bei ihm, bis er eingeschlafen war.
Maxwell konnte einem Leid tun. Er hatte wohl wirklich starke Gefühle für Rina, aber sie war nie eine von denen die lange in einer Beziehung sein konnte. Mich störte es eigentlich nie, allerdings war Maxwell ein guter Freund für mich, weshalb es mir nun auch ein wenig weh tat.

„Hey Sternchen." begrüßte mich John als ich in sein Auto einstieg. „Hey." sagte ich ziemlich bedrückt, was John auch gleich bemerkte. „Was ist los?" fragte er sofort und legte seine Hand auf meinem Schenkel ab. „Maxwell." seufzte ich und sah noch ein letztes mal zu seinem Fenster hoch als wir los fuhren. „Der braucht zeit. Er wird schon über sie hinweg kommen." ich würde ihm ja gerne glauben, allerdings das Stundenlange Gespräch über Rina verriet was anderes. Ich schwieg darauf hin und ließ mich zu Rina fahren, ich musste ihr ja noch den Umschlag vorbei bringen.
Bei ihr angekommen klingelte ich, doch auf machen tat niemand. Ich war mir aber auch sicher, dass sie noch nicht ganz umgezogen war, da wir zusammen am Wochenende nach Berlin wollten um den Umzug komplett zu beenden. Also beschloss ich den Briefumschlag mit dem Geschlecht von meinem Knödel in ihren Briefkasten zu werfen.

Während John auf meiner Couch gammelte und Skittelz neben mir am Tisch saß, schrieb ich einen kleinen Brief für Lina und machte ihn mit dem Umschlag in einen weiteren. Ich wusste ihre genaue Adresse nicht mehr, so nahm ich einfach die Büroadresse von Twosides die ich im Internet auf deren Website gefunden hatte.
Ich setzte mich dann zu John auf die Couch und er richtete sich sofort auf um mich nah an sich ran zu ziehen. „Jonas will demnächst ein Junggesellen Abschied machen." warf er einfach in den Raum und ich sah zu ihm rauf. „Und?" fragte ich und sah ihn neugierig an. „Sollte sowas nicht eine Überraschung sein?" Ich zuckte mit den Schultern. „Manche Menschen lieben Struktur und Pläne. Vielleicht mag er solche Überraschungen nicht. Ich könnte damit wahrscheinlich gar nicht umgehen." antwortete ich dann und Skittelz hopste auf die Couch um seinen großen Kopf auf meinen Schoß zu legen. „Wieso das denn?" fragte John nun und streichelte meinen Bauch, während ich den Kopf des Rüden streichelte. „Naja, vielleicht ist es dir ja schon aufgefallen, aber ich brauche die Kontrolle. So wie du. Alles muss genau so ablaufen wie ich es brauche. Wenn da irgendwas dabei ist, dass ich nicht gebrauchen kann, dann habe ich auch keinen Spaß mehr. Ich habe zwar Lina und Rina die Aufgabe gegeben, die Party zu organisieren und ich weiß nicht ob das eine gute Idee war, aber da muss ich nun durch. Sonst sind die beiden noch beleidigt." ich fing gegen ende an zu lachen und er fing an zu nicken. „Hast recht, würde mir auch nicht passen. Aber ein bisschen Spontanität ist eigentlich immer praktisch." murmelte er. „Dann sag ihm doch, dass du gerne für eine Stunde eine Überraschung für ihn einplanst, dann hat er genug Zeit für das andere Zeug." sagte ich und lehnte mich weiter zurück. Eine Stille breitete sich im Raum aus, nur das Schnarchen des Hundes unterbrach immer wieder die Stille.
„Was hältst du eigentlich vom Heiraten?" fragte John plötzlich und ich richtete mich wieder auf um ihn anzusehen. „Wieso?" fragte ich vorsichtig und musterte ihn, doch John zeigte keinerlei Anzeichen. „Damit ich es weiß, falls ich dich mal fragen möchte. Nicht das ich dann wie ein Idiot da stehe." ein schmunzeln zierte sein Gesicht und ich fing an zu überlegen. „Ich finde eigentlich es ist nur ein Stück Papier. Wenn man sich liebt, dann tut man es eben. Aber für denjenigen der es möchte würde ich es tun. Allerdings würde ich sehr lange brauchen für diesen Schritt." gab ich dann ehrlich zu und John wirkte zufrieden mit der Antwort.
„Du bist einfach komplett anders." sagte er leise und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Ein kleines Fangirl, das keins war, liebt einen Gangster und will ihn nicht heiraten. Das macht dich irgendwie besonders." sagte er mit einem lächeln. „Ich will ja auch dich und nicht dein Geld." grinste ich und schmiegte mich näher an ihn ran. „Also würdest du mich auch Heiraten wenn ich ein Penner wäre?" er zog neugierig eine Augenbraue in die Höhe, doch ich schüttelte lachend den Kopf. „Wenn ich dich als Penner kennengelernt hätte, vielleicht. Je nach dem wie du dich angestellt hättest. So wie du am Anfang unserer Begegnungen warst, wahrscheinlich nicht." gab ich ehrlich zu. Das Auftreten eines Mannes machte natürlich schon einiges her. Menschen waren nunmal oberflächlich und ich leider auch, selbst wenn ich immer wieder gesagt hatte, dass ich so nicht sein will. „Komm gib zu, wenn ich schon damals Schwanger gewesen wäre oder vielleicht nicht die entsprechende Figur gehabt hätte, wäre ich dir doch auch egal gewesen." sagte ich dann als ich seinen nachdenklichen Blick bemerkt hatte und er sah mich leicht ertappt an. „Ja hast ja recht. Aber ich bin froh, dass es anders gekommen ist." er zog mich wieder nah an sich ran und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich John." flüsterte ich „Ich dich auch Lyra." gab er zurück. „Lass uns ins Bett gehen, wir wollen doch morgen pünktlich bei deiner Mama antanzen." sagte ich mit einem Lächeln und stand auf. John folgte mir langsam ins Bad und machte sich mit mir fertig.
Als wir dann im Bett lagen, fing so langsam die Nervosität an. Ich hoffte nur, dass seine Mutter nicht direkt aus den Latschen kippte, wenn sie meinen Bauch sehen würde.

Kopfgefickt. || Bonez Mc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt