20. 🤍

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Mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb, mir war schlecht und ich glaubte ich würde gleich zusammenbrechen vor lauter Aufregung.
Die Jungs lungerten alle vor dem Gerichtssaal und standen wie Bodyguards vor und hinter mir. Vor allem John stand durchgängig an meiner Seite, keine Sekunde ließ er mich aus den Augen. Seinen Arm immer um mich gelegt. Ich konnte die Präsenz der Jungs deutlich spüren und sie waren alle so unglaublich still, dass man meinen könnte, ein leises klicken und sie würden auf angriff gehen. Ich meine nicht mal Maxwell, der aus jeder Situation einen Clown hervor holen konnte, machte einen Mucks. Als wir das klicken der Tür hörten, spannten wir uns direkt wieder an, doch herein getrudelt kam Hadi, gefolgt von Marten. Mir fiel ein Stein vom Herzen, doch John spannte sich weiter an.
Ich legte eine Hand auf seiner Brust ab und sah ihn an. „John, nicht heute. Ich brauche ihn genauso sehr wie dich." murmelte ich leise, während die anderen sich begrüßten. John sah mir lange in die Augen, bis er anfing zu nicken. Marten stand etwas unentschlossen vor uns, begrüßte seinen Cousin dann aber mit einem Handschlag, bevor dieser mich nun endlich frei gab. Er öffnete seine Arme und ich schmiegte mich gleich an ihn ran. Diese Umarmung tat nach all den Wochen so gut, dass ich fast nicht los lassen wollte. „Wir sind alle da. Wir beschützen dich." murmelte Marten in mein Haar und ich nickte. Mir kamen die Tränen, ich war gerührt von dieser Loyalität. Wir ließen voneinander los und ich blickte direkt auf den Boden damit die anderen meine Tränen nicht sehen konnten. Als erneut die Tür zum Gebäude auf ging sah ich auf und sah wie mein Vater auf uns zu kam. Die Jungs sahen sich alle verwirrt an als dieser auf mich zu kam. „Hallo Papa." krächzte ich und sah ihn mit Tränen in den Augen an. Mein Vater sah sich mit strengen Augen die Jungs an und nickte nur. „Ich werde hinten bei deinen Freunden sitzen." ich war gerührt, dass mein Vater daran gedacht hatte und zur Unterstützung hergekommen war. Er richtete sich an John und musterte ihn von oben bis unten, was mich kurz schmunzeln ließ. „Ich bin Henning. Und du bist wohl John." mein Vater hielt meinem Freund seine Hand hin, die John dann schüttelte. „Ja, genau. Freut mich, auch wenn wir uns nicht unter diesen Umständen hätten kennenlernen müssen." John gab sich von der besten Seite. „Tatsächlich wäre mir ein Abendessen zum kennenlernen lieber, aber das hat ja natürlich auch noch Zeit. Allerdings habe ich trotzdem noch ein ernstes Wörtchen mit dir zu reden, Moser." mein Vater fing leicht an zu schmunzeln als er Johns nervösen Blick bemerkte. Dann lernte er noch meine restlichen Freunde kennen und sie unterhielten sich alle ein wenig, zwar wusste mein Vater wer sie waren, verurteilte sie aber nicht direkt. Jedoch passten die Jungs auch auf was sie zu einem Polizisten sagten.

Wir saßen im Gerichtssaal und schwiegen angespannt vor uns hin. Der Anwalt den Hadi mir ja besorgt hatte, sortierte seine Unterlagen. Als dann die Tür auf ging, drehte ich mich zur Tür und sah wie die beiden Polizisten und einige Kollegen von ihnen den Raum betraten. Es war eine zerreißende Spannung in der Luft, die Augen der beiden die mich vergewaltigt hatten waren eiskalt. Die Angst stieg in mir auf, ich dachte mein Körper würde zusammenbrechen. Als die Verhandlung begann, konnte ich keinen Gedanken zusammen fassen. Ich war leer. Ich konnte all dem gar nicht Folgen, ich war irgendwie ganz wo anders.
Der Richter sah mich eindringlich an, doch ich hatte keine Ahnung was er von mir wollte. „Sie sollten eine Aussage machen, damit wir weiter kommen." flüsterte mein Anwalt. Mein Körper zitterte. Ich öffnete meinen Mund um ihn gleich darauf wieder zu schließen. „Lassen sie sich Zeit Frau Fuchs." sagte der Richter, es schien als wäre er auf meiner Seite, was mir etwas Mut machte. „Ich habe tatsächlich vieles verdrängt..." brachte ich leise hervor. Der Richter wartete gespannt und gab mir tatsächlich einige Minuten Zeit. „Ich erinnere mich an den Abend als ich mit meinen Freundinnen in einer Bar war. Wir haben einen Geburtstag gefeiert, mein Freund und seine Freunde kamen nach." ich kramte Tief in meinem Gedächtnis. Es schmerzte als ich daran dachte. „Ich habe mich mit meinem Freund gestritten und das über den ganzen Abend hin. Da hab ich dann entschieden nachhause zu gehen. Zumal wir am nächsten Tag auf ein Festival wollten und ich dafür fit sein wollte." der Richter schrieb sich alles genau auf, sowie der Protokollführer. Ich holte noch mal tief Luft und sprach weiter: „Auf dem weg nachhause, hielt dann ein Streifenwagen neben mir an. Sie stellten sich bei mir vor, sagten sie seien Freunde und Kollegen von Ibo." ich blickte einmal auf und sah direkt in die Gesichter von Nick und Patrick, welche mich böse anstarrten. Es bildete sich ein Klos in meinem Hals. Ich griff sofort nach der Wasserflasche, meine Hand zitterte so sehr, dass das Wasser aus der Flasche schwappte. „Pst, wir sind da." flüsterte Marten hinter mir und ich fühlte mich gleich wieder etwas stärker. „Ich meine, da hat man doch vertrauen, wenn man deren Arbeitskollegen wirklich gut kannte. Ihm vertraute. Sie haben sogar mit meinem Vater zusammengearbeitet. Da vertraut man doch den Polizisten." der Richter nickte und sah kurz zu den beiden rüber bevor er mir wieder seine Aufmerksamkeit gab. „Sie haben mir angeboten mich nachhause zu bringen. Im Auto bin ich dann eingeschlafen. Aufgewacht bin ich dann als-..." ich stockte und kniff die Augen zusammen. Die Bilder kamen schlagartig wieder hervor. Die Dunkelheit brach über mich ein. Ein piepen dröhnte durch meinen Gehörgang mit schnaufen, keuchen und stöhnen im Hintergrund. Ein Schmerz durchzog sich durch meinen Körper. Heiße Tränen rannen über mein Gesicht. Alles was ich verdrängt hatte kam wieder hoch und ich war zu nichts mehr in der Lage. Der Schmerz wurde stärker und nun wurde alles schwarz um mich herum.

Ich wachte auf dem Boden auf, meine Beine wurden in die höhe gehalten. Ich blinzelte Johns besorgtes Gesicht entgegen. „Gott sei Dank da bist du wieder." ich sah mich verwirrt um. Neben John kniete mein Vater und hielt mein Handgelenk um wohl meinen Puls zu messen. Ich sah zu meinen Beinen die Marten in die Luft hielt. „Du bist zusammengebrochen." flüsterte mein Vater mit seiner ruhigen Stimme. „Notarzt ist gleich da." rief jemand der nicht hier in der Runde dabei stand. „Ich würde gerne aufstehen." sagte ich leise und natürlich halfen mir gleich alle irgendwie auf und setzten mich auf einen Stuhl.
Der Notarzt traf tatsächlich ein, checkte meine Werte und wollte mich eigentlich mit ins Krankenhaus nehmen, doch ich lehnte ab. „Bist du dir sicher? Was ist wegen dem Knödelchen?" fragte John besorgt. Natürlich hatte er recht, allerdings trat das Baby kräftig in meinen Bauch, was mir zu verdeutlichen gab, alles war ok. „Ich möchte die Verhandlung endlich hinter mich bringen." sagte ich und forderte dass wir fortfuhren.
Mit mehreren Pausen und kleinen Zusammenbrüchen, erzählte ich alles im Detail. Als der Richter sich dann Nick und Patrick zuwendete, bestritten sie alles ab. „Wir haben sie bis vor die Haustür gebracht. Was danach passiert ist keine Ahnung." mir klappte der Mund auf, ich war fassungslos. Angeekelt sah ich sie beide an. Hinter mir brach Gemurmel aus. Der Richter hörte sich natürlich auch alles an was sie zusagen hatten, plädierten auf nicht Schuldig.
„Ich würde sagen wir machen eine Pause. In 20 Minuten geht es weiter." sagte der Richter nun und alle standen auf.

Draußen vor dem Gebäude atmeten wir alle durch. „Das hast du gut gemacht." John nahm mich sofort in die Arme und legte seinen Kopf auf meinem ab. Als er sich von mir löste, sah er mir in die Augen. „Ich bin mir sicher du gewinnst." sagte er sicher und lächelte mich ermutigend an.
Ich sah mich um, Marten unterhielt sich mit meinem Vater als wäre Marten nie auffällig gewesen. Ich entdeckte in der Polizisten Gruppe plötzlich Ibo welcher mich ansah. Er schien zu überlegen und kam dann auf mich zu. John hatte ihn auch bemerkt und stellte sich schützend vor mich. „Ist gut." sagte ich und wollte an ihm vorbei, doch er hielt mich am Arm fest. „Bleib hier, verdammt." ich schüttelte seine Hand ab und funkelte ihn an. „Nein, ich werde mir anhören was er zu sagen hat." John blickte wütend auf mich runter, sagte aber nichts und beobachtete uns nur.
„Wieso tust du das? Du wirst die Karriere der beiden versauen! Sie waren es doch nicht ein mal." sagte er ruhig, ich starrte ihn nur mit offenem Mund an. Natürlich wusste ich, dass er auf deren Seite stand und für sie kämpfte. Ich sah plötzlich einfach schwarz. Mein Herz raste wie wild, meine Faust tat weh.
Ibo taumelte zurück und hielt sich seine Nase. An seiner Hand tropfte Blut. Ich hatte ihn einfach geboxt. Plötzlich ging irgendwie alles ganz schnell, eine Schar Polizisten standen vor mir, doch John zog mich schnell hinter sich und plötzlich waren all meine Freunde vor mir und bildeten eine Mauer. Mein Vater packte mich am Arm und zog mich mit sich.

„Was ist da draußen passiert?" fragte der Richter und sah sich im Raum um. Ibo welcher sich ein Taschentuch auf die Nase hielt, stand auf und zeigte direkt auf mich. „Sie hat mich geschlagen!" der Richter sah mich überrascht an und musterte mich. „Aber auch nur, weil du Bastard versucht hast ihr ein schlechtes gewissen einzureden!" rief John wütend durch den Saal. „Wie kann man nur behaupten, sie würde lügen! Wenn man Angst um seine Karriere hat, dann sollte man vielleicht vorher überlegen ob man jemanden vergewaltigt oder nicht! Ich hab sie gesehen, ich weiß wie kaputt sie war." Marten mischte sich nun ein und seine Aura wurde immer düsterer. Das erste mal seit langem standen die beiden Cousins nebeneinander und waren wieder wie Feuer und Flamme. „Okay, bevor das wieder ausartet; Nach dem ich die Beweise nochmal mit den Aussagen überprüft habe, die DNS Spuren Stimmen überein. Daher sind sie Schuldig und bekommen 1 Jahr Freiheitsstrafe." der Richter beendete seinen Satz und klappte seine Papiere zu. „Nur 1 Jahr?! Das ist zu wenig! Die haben meine Freundin vergewaltigt, geschlagen und im Wald liegen lassen! Verdienen die nicht mehr?" John wurde Wild und brüllte aufgebracht durch den Saal. Der Richter sagte nichts dazu, sondern verließ einfach den Raum.
Ich seufzte allerdings erleichtert auf, ich hatte es geschafft, ich hatte gewonnen. Die Jungs regten sich noch alle samt auf, doch ich ging einfach auf John zu und nahm ihn in die Arme. „Lass uns gehen. Ich bin müde." John sah erstaunt auf mich herunter, nickte jedoch.
Endlich war dieses Kapitel abgeschlossen.

Kopfgefickt. || Bonez Mc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt