Kapitel 25 - Katharina, die verschwundene Anstandsdame!

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Wie war dein Name nochmal, Mädchen?

Gestern sagtest du, dein Name wäre Katharina.

Macht man das in Italien so?

Das ist Fräulein Isa, sie kommt auch aus Italien. So wie Ihr!

Burgiarda.

🌹

Scheiße.

Meine Beine gaben nach. Ich griff schnell nach dem Geländer der Treppe und ließ mich dann vorsichtig auf die Stufen sinken. Ehrlich gesagt, ich hatte keine Ahnung, warum ich es wusste. Warum ich mir so sicher war. Diese Frau konnte jede sein. Es gab sicher unzählige Frauen, die Katharina hießen.

Doch, dass sie auch aus Italien kamen. Und ausgerechnet vor dem Haus Barthold-Voreck aufschlugen, das war alles ein bisschen viel Zufall.

Diese schwangere Frau hier war die verschwundene Anstandsdame Katharina. Die Frau, die aus unerfindlichen Gründen an Neujahr nicht aufgetaucht war und deren Platz ich eingenommen hatte. Ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht, wer diese Frau sein könnte, für die mich plötzlich alle hielten. Maria hatte mich in ihre Klamotten gezwängt, Otto hatte ihre Holzkiste getragen, Anton hatte mich für eine Italienerin gehalten. So wie alle. Für alle kam ich immer aus Italien. Ohne überhaupt ein Wort der Sprache sprechen zu können.

Nur der Marquis hatte es gemerkt. Plötzlich konnte ich mir nämlich denken, was er mit Burgiarda gemeint hatte. Panik überkam mich. Was würde passieren, wenn meine Lügen aufflogen?

"Isa, ist alles in Ordnung?" Besorgt kam Johann zu mir und zwang mich, ihn anzusehen. Mein Atem ging schnell.

"Bei Gott, du glühst ja. Na los, ich bringe dich ins Bett."

"Nein, sie-", versuchte ich zu sagen, doch meine Stimme versagte.

"Frau Katharina... Dürfte ich Sie bitten, hier kurz zu warten? Sie ist sehr krank und muss schnell zurück ins Bett."

"Aber natürlich. Ich rühre mich nicht vom Fleck.", erwiderte Katharina höflich. Ich sah sie prüfend an. Johann zog mich aber schon die Treppe hinauf. Mit letzter Kraft brachte er mich zu meinem Bett und legte die Decke über mich. Dann strich er mir noch einmal über die Wange und wandte sich zum Gehen. Ich griff nach seinem Arm und hielt ihn zurück. "Johann! Schick sie weg. Sie ist- sie soll.."

"Isa, was sagst du da? Sie ist eine schwangere Frau! Ich kann sie nicht einfach vor die Türe setzen."

"Bitte. Schick Sie fort.", wiederholte ich flehend.

"Kennst du diese Frau etwa? Ist sie gefährlich?"

Ich schüttelte den Kopf. Mehr als anflehen konnte ich ihn nicht. Ich konnte ihm nicht sagen, warum ich Katharina nicht hier haben wollte. Ich würde mich selbst verraten. Johann löste sanft meine Hand, die sein Handgelenk umklammerte. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie fest ich zugepackt hatte.

"Schlaf jetzt, Isa. Und ruhe dich aus."

Dann ließ er mich alleine zurück. Meine Gedanken kreisten noch immer wie wild. Was machte diese Katharina eigentlich hier? Wo war sie gewesen in den letzten Monaten? Warum war sie überhaupt abgehauen? Und warum kam sie ausgerechnet jetzt zurück? Hochschwanger noch dazu!

Was führte sie nur im Schilde?! Ich wollte weiter darüber nachdenken, mir einen Plan ausdenken, wie ich sie wieder loswerden konnte. Doch währenddessen fielen mir die Augen zu, der Schlaf zog mich zu sich in die Dunkelheit und bevor ich mich wehren konnte, befand ich mich im Land der Träume.

🌹

Am nächsten Morgen quälte ich mich wieder aus dem Bett. Es ging mir zwar besser, aber noch lange nicht gut. Doch ich wusste, dass ich mir keinen weiteren Tag im Bett leisten konnte. Katharina war eine Bedrohung für mich, auch wenn ich im Moment die Einzige war, die von dieser Bedrohung wusste. Gerade deswegen musste ich von nun an immer in ihrer Nähe bleiben.

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